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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive
Autoren: Janice Hamrick
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Ich bin nicht sicher, was für die ägyptischen Behörden schwerer wiegt  – Mord oder Antiquitätendiebstahl. Ich glaube, auf beides steht normalerweise die Todesstrafe. Aber angesichts des Alters und der Staatsangehörigkeit von Flora und Fiona haben sie eher lange Gefängnisstrafen zu erwarten.«
    Zufrieden lehnte ich mich zurück. Die Abendsonne, deren Strahlen immer noch warm durch die frischen Blätter der Eiche an meinem Haus sickerten, senkte sich langsam zum Horizont. Eine Biene kreiste träge um eine Rose im Garten, zwei Eichhörnchen jagten einen Baumstamm hinab, über Rasen und Zaun einander nach. Belle hob den Kopf und knurrte böse, war aber zu faul, aufzuspringen. Ich fühlte mich sehr wohl neben dem Mann, der hier saß, die langen Beine von sich gestreckt, mit Sonnenflecken auf dem weichen kastanienbraunen Haar und mit strahlend grünen Augen.
    »Noch ein Bier?«, fragte ich ihn. »Oder lieber Tee?«
    »Jetzt vielleicht Tee. Wenn Sie welchen fertig haben.«
    »Die Kanne steht in der Küche. Zucker?«
    »Nein, für mich nicht.«
    Ich lächelte und ging Gläser holen. Als ich zurückkam, kraulte Alan Belle das Krausköpfchen. Während er mit einem Dankeswort das Glas nahm, berührten sich unsere Finger, was mir ein warmes Gefühl durch den Bauch jagte.
    Ich setzte mich und suchte nach einem neuen Thema. »Etwas verstehe ich nach wie vor nicht. Was lief da bei den Carpenters und Jane? Ich habe mein Leben lang noch nie jemanden gesehen, der so viel Angst hatte. Außerdem bin ich sicher, dass sie nicht das Mädchen vom Flughafen war. Kyla meint immer noch, ich hätte mir das nur eingebildet.«
    Er schmunzelte. »Nein, in dieser Frage hatten Sie recht. Als ich aus dem Krankenhaus kam, waren die Carpenters schon fort, aber Anni wusste über alles Bescheid. Sie hat ihnen die ganze Zeit geholfen.«
    »Anni?«
    »Sie ist ein sehr kluges Mädchen. Jetzt ist sie für alle Reisen von WorldPal in Ägypten verantwortlich. Ich habe ihr Mohameds Job gegeben und ihr Gehalt kräftig erhöht. Eine erstaunliche Frau.«
    »Das stimmt. Sie war einfach klasse. Das freut mich für sie«, sagte ich zufrieden. »Also, was war mit Jane?«
    »Die Jane, die wir gesehen haben, ist die Tochter von guten Freunden der Carpenters. Sie heißt in Wirklichkeit Barbara. Die echte Jane Carpenter und sie sind zusammen aufgewachsen. Vor etwa einem Jahr hat Barbara einen Ägypter aus einer reichen Familie mit hochrangigen Beziehungen kennengelernt und geheiratet.«
    Alan nahm einen Schluck Tee und fuhr fort: »Als Student in Australien war er offenbar sehr nett, als sie dann aber in Kairo zusammenlebten, veränderte er sich. Er hat sie sogar misshandelt. Als sie ihn verlassen wollte, hat er ihr den Pass abgenommen. Sie hat versucht, sich in die australische Botschaft zu flüchten, aber er ließ sie von seinen Männern beschatten, wann immer sie das Haus verließ. Das muss monatelang so gegangen sein. Schließlich, ich weiß nicht wie, konnte sie ihre Eltern benachrichtigen. Sie wollten kommen und sie sofort zurückholen, aber was Frauen betrifft, ist das ägyptische Recht sehr kompliziert. Sie fürchteten, wenn sie den offiziellen Weg einschlagen würden, könnte der Ehemann seinen Zorn an ihrer Tochter auslassen. Er hätte sie sogar umbringen können. Offenbar hat er ihr mehrfach damit gedroht.«
    »Das ist ja furchtbar. Sie müssen verzweifelt gewesen sein.« Wie hilflos und voller Angst sie waren, konnte ich mir wahrscheinlich gar nicht vorstellen.
    »Das waren sie in der Tat. Aber ihre Freunde Ben und Lydia dachten sich einen tollen Plan aus. Der musste einfach funktionieren. Können Sie sich denken, was sie vorhatten?«
    Ich war platt. »Sie haben die Mädchen ausgetauscht?«
    »Genau das. Sie meinten, da ihre Töchter das gleiche Alter hatten und sich durchaus ähnlich sahen, sollte es möglich sein, Barbara mit dem Pass ihrer Tochter außer Landes zu bringen. Bei gründlicher Kontrolle hätte es schiefgehen können, aber sie glaubten, wenn man ›Jane‹ für krank ausgab, könnte es klappen.«
    »Laut Anni ist der Plan auch perfekt aufgegangen. Das Schwierigste war, Barbara zu benachrichtigen. Als das gelungen war, buchten die Carpenters eine Reise mit WorldPal. Touristen werden am wenigsten verdächtigt. Die echte Jane traf Barbara auf dem Basar Chan el-Chalili und wechselte mit ihr in der Kabine eines Modegeschäftes die Sachen. Sie gab ihr Pass und Geld und erklärte ihr, wo sie ihre Eltern finden konnte. Zu dieser Zeit verlangte
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