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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir
Autoren: Stella Blómkvist
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Weinkeller zusammen redet.«
    »Soll ich das etwa glauben?«
    »Ich habe Raggi bereits davon überzeugt, deine Gene mit denen des Embryos vergleichen zu lassen. Wir wissen wohl beide, was für ein Ergebnis dabei herauskommt. Nicht wahr?«
    Ásleifur hebt das Glas langsam an seine Lippen. Trinkt einen großen Schluck Cognac.
    »Der Drache kann niemals aufhören, seinen natürlichen Instinkten zu folgen«, sagt er nach längerem Schweigen.
    »Jungfrauenblut entfacht in ihm einen unersättlichen Hunger, den er versuchen muss zu stillen, zu welchem Preis auch immer. Das ist der Fluch, der auf ihm lastet und der ihn letztendlich das Leben kosten wird.«
    »Was ist passiert?«, fordere ich erneut.
    »Die südliche Soleen. Die jungfräuliche Blume, die tausend und eine Nacht schläft. Sie platzte fast vor Sehnsucht nach dem Drachen, ohne sich zu trauen, es vor sich selbst zuzugeben.«
    »Und?«
    »Ich habe das getan, was ich tun musste. Ich habe es für sie getan und für den Drachen in uns allen.«
    »So ein Blödsinn! Du hast sie vergewaltigt, um deine niedersten Triebe zu befriedigen. Und das nicht zum ersten Mal.«
    Ásleifur grinst.
    »Die heilige Stella!«, ruft er überheblich. »Ich finde, dass dir der weiße Heiligenschein der Zurechtweisung nicht besonders gut steht.«
    Ich höre jemanden auf dem Flur. Springe flink zur Tür. Reiße sie auf.
    Gunnhildur steht auf dem Flur. In einem hellblauen Nachthemd.
    Sie wollte gerade das Bad gegenüber betreten.
    »Was machst du denn hier?«, fragt sie mit Verwunderung und Furcht im Blick.
    »Ich unterhalte mich mit deinem Vater.«
    Sie eilt in die Bibliothek und legt von hinten beide Arme um Ásleifur.
    »Mach dir keine Sorgen, Gunnhildur«, sagt er. »Ich kümmere mich um alles.«
    »Ach wie süß, euch so zusammen zu sehen«, sage ich höhnisch. »Schade nur, dass Sigrídur nicht hier ist.«
    »Ich hasse sie dafür, dass sie mir nicht schon vor vielen Jahren von Papa erzählt hat«, antwortet Gunnhildur bitter.
    »Das Schicksal hat es so an sich, dass es in seiner Erbarmungslosigkeit und Spaßhaftigkeit grob sarkastisch ist«, sagt Ásleifur. »Aber alles hat seine Zeit und das hier auch.«
    »Was?«
    »Ich will betonen, dass Soleen nicht kaltblütig nach Plan ermordet wurde. Als ich in Árni Geirs Weinkeller hinunterkam, war das Mädchen so hysterisch, dass es mir nicht gelang, mit ihr normal zu reden. Ich habe ihr eine Ohrfeige gegeben, nur um zu versuchen, sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, aber der Schlag war zu fest. Sie knallte mit dem Kopf gegen ein Weinregal, eine scharfe Kante drang in den Schädel, und sie war sofort tot. Es war ein Unfall.«
    »Den du beschlossen hast zu vertuschen?«
    Ásleifur legt seine linke Hand auf eine grüne Mappe auf dem Schreibtisch.
    »Ich habe einen genauen Bericht zum Tathergang geschrieben, vom Anfang bis zum Ende, als ich die Leiche im Ertränkungspfuhl versenkt habe. Hier steht alles drin, so dass nichts unklar bleiben sollte.«
    »Papa?«, ruft Gunnhildur verzweifelt.
    »Sei so lieb und geh mit Stella in die Küche, während ich noch ein paar Dinge regle«, sagt Ásleifur.
    Er begleitet uns an die Tür und schließt sie hinter uns.
    Gunnhildur hat keine Ruhe, um sich zu setzen. Sie geht nervös auf dem gefliesten Boden in der Küche auf und ab und kaut an ihren Fingernägeln.
    »Das sollte nicht so kommen!«, ruft sie aufgebracht. »Es ist alles deine Schuld!«
    »Findest du es nicht gerecht, dass jeder für seine Taten geradestehen muss?«, frage ich.
    »Gerecht!«, ruft sie. »Das ist nicht gerecht!«
    Plötzlich dringt ein lauter Knall zu uns in die Küche. Für einen Sekundenbruchteil scheint das Haus durch den Lärm zu zittern.
    Danach herrscht Totenstille.
    Gunnhildur erfasst die Lage zuerst. Sie rennt aus der Küche, über den Flur und in Ásleifurs Refugium. Ihr schmerzvoller Schrei dringt mir durch Mark und Bein.
    Sie dreht durch.
    Sie kehrt in der geöffneten Tür um. Rennt mir entgegen. Geht gewaltsam auf mich los.
    »Du Hexe!«, schreit sie aus Leibeskräften. »Du Hexe!«
    Ich gehe in die Verteidigung, bekomme ihren einen Arm zu fassen. Werfe sie auf den Boden. Halte sie fest, bis sie aufhört, gegen mich anzukämpfen.
    Sie weint bitterlich. Ergreifend. Als ob es in der Welt nichts Gutes mehr gäbe.
    »Mein Herz ist ein verlassenes Haus.«
    Sagt Mama.
    Ich löse meinen Griff, lasse sie auf dem Fußboden liegen. Gucke in die Bibliothek.
    Ásleifur sitzt immer noch am alten Schreibtisch. Oder
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