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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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erzählte Kate. »Ehrlich gesagt musste ich kürzlich ein neues kaufen, weil ich Andrew das alte versehentlich zum Abendessen gekocht habe. Die Erbsen schmeckten wohl ein bisschen merkwürdig, aber er scheint es überlebt zu haben.«
    »Du solltest eine elastische Binde um deinen Knöchel wickeln.«
    »Dann muss ich erst zur Apotheke hüpfen.«
    »Ich habe eine zu Hause. Das ist näher. Ich leihe sie dir gern.«
    »Danke dir.«
    »Hast du nicht überhaupt Lust, heute Nachmittag auf eine Tasse Tee vorbeizukommen? Mach einfach mal eine Pause beim Schreiben. Ich habe heute weder Meetings noch Eltern-Sprechstunde und komme gegen vier nach Hause. Wie wäre es um fünf Uhr?«
    »Super. Dankeschön.« Bei Camilla war eine solche Einladung eine außergewöhnliche Geste, dessen war sich Kate sehr bewusst. Sie fragte sich, ob ihre Freundin eine Erklärung für ihr ungewöhnliches Verhalten liefern würde.
    In Camillas peinlich sauberem Häuschen wartete Kate im Flur, während Camilla die Bandage aus dem Obergeschoss holte. Der Knöchel schmerzte jetzt ziemlich heftig. Sie sehnte sich nach einer Tasse echten Filterkaffees, der endlich den Nachgeschmack von Roses dünner Instantbrühe vertriebe. Außerdem würde sie sich ein Croissant zum Frühstück genehmigen. Vielleicht sogar eins von den Doughnuts. Morgen konnte sie immer noch mit ihrer Diät anfangen. Außerdem hatte sie irgendwo gehört, dass Jogger essen konnten, was sie wollten, ohne dicker zu werden.
    Camilla war gerade oben angekommen, als das Telefon klingelte.
    »Die Bandage ist in der linken Schublade der Kommode neben meinem Kleiderschrank im Schlafzimmer«, rief sie. »Könntest du sie dir selbst nehmen? Ich gehe eben mal dran.« Langsam schleppte Kate sich die Treppe hoch. Camilla telefonierte. Kate fiel auf, wie fremd ihre Stimme klang. Sehr leise, ganz anders als die forsche Camilla, die sie kannte. Nun ja, schließlich ging es sie nichts an, wenn ihre Freundin einen Mann an der Strippe oder auch in ihrem Leben hatte.
    Sie fand sowohl die Schublade als auch die elastische Binde. Unten säuselte Camilla immer noch ins Telefon. Kate befürchtete, in die Intimsphäre der Freundin einzudringen, wenn sie jetzt sofort wieder nach unten ginge. Der Kleiderschrank neben der Kommode stand halb offen. Ohne nachzudenken, zog Kate die Tür weiter auf und blickte hinein. Sie wünschte sich, nur halb so ordentlich sein zu können. Ihr eigener Kleiderschrank war ein fröhliches Gemisch aus bunten Farben und merkwürdigen Einzelteilen. Unten standen die Schuhe, dazwischen lagen Gürtel, die von Kleidern geglitten waren, und wenig getragene Blusen, die sich von ihren Kleiderbügeln verabschiedet hatten. In Camillas Kleiderschrank hingen Kostüme, Blazer und Röcke, die Ton in Ton zueinander passten und manchmal noch in den Plastikhüllen der Reinigung steckten. Links hingen einige weniger formelle Kleidungsstücke, die aber immer noch wesentlich schmucker waren als irgendetwas, das Kate besaß.
    Ganz am Ende der Kleiderstange entdeckte Kate plötzlich etwas Besonderes. Sie wusste, sie dürfte eigentlich nicht herumschnüffeln. Sie verletzte Camillas Privatsphäre, aber das musste sie sich einfach ansehen.
    Sie schob ein paar Seidenblusen zur Seite, um besser sehen zu können. Das Kleid war duftig, sehr rosa und aus vielen Metern Chiffon hergestellt. Zum knappen, mit Pailletten bestickten Oberteil gehörte ein langer Schulterschal, der über den Kleiderbügel drapiert war. Kate versuchte, sich Camilla in diesem Kleid vorzustellen: Ihre Freundin mit dem rundlichen, sommersprossigen Gesicht, dem rötlich-blonden Haar, das dringend einen vernünftigen Schnitt brauchte, und den hellen, grünblauen Augen; aber vor allem interessierte es Kate, wie Camillas rundliche Hüften und das ebenso geformte Hinterteil in dem merkwürdigen Kleid aussehen mochten. Kate berührte es, schob es auf der Kleiderstange ein wenig weiter nach rechts, um es in einem Anfall von schlechtem Gewissen schnell wieder zurückzuschubsen. Es gab ein teuer klingendes Flüstern von sich, wobei ein schwacher Hauch von Mystère aus seinen Falten duftete. Das Kleid war nicht besonders modisch. Es hätte in jeder Saison nach den sechziger Jahren entworfen und genäht worden sein können. Aber ganz sicher war es nicht die Art Kleid, die eine Schulleiterin bei gelegentlichen Sherry-Partys mit ihren Vorgesetzten trug.
    Camillas Telefongespräch neigte sich scheinbar dem Ende zu. Kate schloss den Kleiderschrank, damit
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