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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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allerneuesten Geräten und ausgebildeten Trainern, die auch Diätpläne durchführen.«
    »Hört sich ganz schön teuer an.« Wie auch immer Kate sich die letzten Minuten ihres Lebens vorgestellt haben mochte, es hatte ganz bestimmt nichts mit einem Plausch über Fitnesstraining und Abmagerungskuren zu tun gehabt.
    »Glaubst du ernstlich, dass das für mich irgendeine Rolle spielt? Es ist mir völlig egal, was es kostet, wenn ich eines Tages dort herauskommen und mich befreit und schön fühlen darf. Sie hat immer behauptet, es sei mein Fehler gewesen, dass Tom uns verlassen hat. Ich musste ihr das Gegenteil beweisen. Aber sie hat mir nie zugehört, jedenfalls nicht richtig. Sie hat mich nur ausgelacht. Wenn ich oben im Studio meine Sit-ups machte und sie unten in ihrer Wohnung war, habe ich mir meine Argumente genau zurechtgelegt. Sie hat mich trotzdem nicht verstanden.«
    Kate hätte gerne eingewandt, dass es für Yvonne sicher nicht leicht war, Sophies Argumente zu verstehen, wenn sie sie immer nur in ihrem Kopf eingeschlossen hielt.
    »Aber jetzt ist sie weg«, sagte Sophie mit ihrer selbstverständlichsten Stimme. »Jetzt darf ich endlich tun, was ich will, und kann schön werden.«
    »Ach, ich weiß nicht«, platzte Kate unüberlegt heraus, »ich glaube nicht, dass es einen einzigen Menschen auf der Welt gibt, für den immer nur eitel Sonnenschein herrscht.«
    Sophies Zeigefinger bohrte sich in Kates Oberschenkel. Es fühlte sich genauso an, wie Kate das von den Fingern eines Karateexperten erwartet hatte. Aber schließlich bestand ihr Oberschenkel nicht aus schwammigem weißen Gummi, sondern aus Fleisch, Blut, Haut und Nerven. Es tat weh. Verdammt weh sogar. Und es war äußerst real. Aber zumindest rückte es ihr den Kopf zurecht. Wenn sie nicht sehr bald anfing, sich im wahrsten Wortsinn herauszureden, dann befand sie sich in einer ziemlich prekären Lage.
    »Ich kann jetzt alles tun«, zischte Sophie. »Alles, was ich will!«
    Totenschädel, dachte Kate, aus mir wird ein Totenschädel. Wie der in Roses Oxford-Dose.
    »Was hast du eigentlich mit Roses Nachbildung der Radcliffe Camera gemacht?«, fragte Kate. Ihre Neugierde gewann wieder die Oberhand.
    »Meinst du die dunkelblaue Emaille-Dose?« Sophies Stimme klang immer noch ungerührt. »Gar nichts. Ich habe sie nicht gesehen.«
    »Lynda hat sie angeblich auf die Glasvitrine mit den Gebissen gestellt.«
    »Möglich. Kann sein, dass sie noch da war, als ich gekommen bin. Aber später muss jemand sie weggenommen haben.« Sophies Aufmerksamkeit richtete sich jetzt ganz auf das schmale Stück Wiese, das durch den Türspalt zu sehen war.
    Lebe , um zu sterben , dachte Kate und fröstelte. Ich will aber nicht sterben. Jetzt noch nicht. Stirb , um zu leben . Den Teil mochte Kate nicht glauben. Höchstens, wenn es wirklich keine Alternative mehr gab, aber sie vertraute immer noch darauf, dass ihr etwas einfallen würde. Obwohl ihr eher kalt war, tropften unter dem T-Shirt Schweißperlen an ihrem Rücken hinunter.
    »Erzähl mir doch einfach, wie du es getan hast«, sagte Kate in der Hoffnung, Zeit schinden zu können. »Schließlich bin ich der einzige Mensch, dem du es erzählen kannst. Und es ist doch wirklich nicht angenehm, sich überhaupt niemandem mitzuteilen.«
    »Mir wäre es wie sinnlose Vergeudung vorgekommen, wenn ich unseren Plan wirklich nur benutzt hätte, um die blöden Dosen dieser dämlichen Rose zu stehlen«, erklärte Sophie gehorsam. »Ich dachte, wenn sowieso jeder die Polizei über seinen Part bei diesem Diebstahl anlügt, dann habe ich eine echte Chance, mit einem wirklichen Verbrechen durchzukommen. Du hast doch selbst festgestellt, wie viel Vergnügen Yvonne dabei fand, Leute zu manipulieren. Es machte ihr Spaß, und sie ging immer als Siegerin daraus hervor. Ich konnte also so tun, als sei ich gegen den Plan – ich hätte sowieso den Kürzeren gezogen.«
    »Und dann an dem Mittwochabend?«
    »Ich habe mir von der Theatergruppe am Amy-Robsart eine Perücke geliehen und sie genau so geschnitten, wie Barbara es für Rose getan hat. Außerdem hatte ich eine Jacke gefunden, die der roten von Lynda zumindest so ähnlich sah, dass man sie im Dunkeln dafür halten konnte. Genau genommen hast du mir beigebracht, dass es nur auf den ersten Eindruck ankommt und die Leute das sehen, was sie erwarten. Ach ja, und Mutter gab mir diese scheußliche Mütze, die jemand für sie gestrickt hatte. Sie sah der von Rose ziemlich ähnlich. So ähnlich
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