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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe
Autoren: P.J. Tracy
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Ojibwa-Indianer, und Indianern misstrauten die Somalier ganz besonders. Seit die Nordafrikaner in diesem Teil der Stadt nicht mehr nur einen Bruchteil der Bevölkerung, sondern die klare Mehrheit ausmachten, rangelten die beiden Volksgruppen um Wohnraum und andere Ressourcen, und Bully war der Ansicht, dass sein Volk dabei sehr viel schlechter wegkam. Die Auseinandersetzungen wurden inzwischen ganz offen ausgetragen, aber davon hörte man natürlich nie etwas in den Nachrichten, genau wie man auch nie etwas davon hörte, dass die Indianer-Mafia sich mit den Somali-Banden zusammengetan hatte, um gemeinsam vom Sexgewerbe zu profitieren.
    Vielleicht konnte man daraus ja etwas lernen: Zwei verfeindete Stämme würden niemals die Friedenspfeife miteinander rauchen, aber sobald es um Kohle ging, duldeten sie sich gegenseitig.
    Diese ganzen Gutmenschen redeten ständig davon, wie toll es sei, wenn verschiedene Kulturen sich mischten und zusammenarbeiteten. Vielleicht würde das ja auch irgendwann mal stimmen, wenn genügend Jahrzehnte ins Land gegangen waren. Schlimm war nur die Zeit bis dahin, wenn sie gerade nicht zusammenarbeiteten, sondern die Straßenseite wechselten, um denen aus der anderen Volksgruppe auszuweichen. Das tat richtig weh, besonders hier im Herzen des Mittleren Westens, wo man Wildfremden um den Hals fiel, jeden anlächelte und mit jedem redete. Man konnte die Hoffnung, dass alle Menschen eine große Gemeinschaft bildeten, nur eine gewisse Zeit lang aufrechterhalten. Man konnte auch nur eine begrenzte Zahl von Abfuhren ertragen, bis man mürbe wurde.
    Brady blieb im Schatten einer alten Ulme stehen, warf einen Blick auf seinen Plan und deutete auf ein Haus, das aussah wie ein kleiner, windschiefer Schuhkarton. «Das ist das letzte in unserem Raster», sagte er bedrückt.
    «Dann mal los», erwiderte Bully und ging mit langen Schritten über den aufgesprungenen Weg, der aus mehr Unkraut als Asphalt bestand. Als er sah, dass die Haustür offen stand, wurde er langsamer. Es waren nicht unbedingt vernünftige Überlegungen, die ihn zögern ließen, eher ein Bauchgefühl. Aber wenn man als guter Bulle seinem Bauch nicht traute, konnte man leicht als toter Bulle enden. Er blieb abrupt stehen, legte eine Hand an seine Waffe und ließ den Blick durch den Vorgarten und über die Fenster schweifen, die alle fest verschlossen und von verbogenen Jalousien verdeckt waren. An einem Fenster keuchte ein altersschwacher Ventilator.
    «Was ist?» Brady war neben ihm stehen geblieben.
    «Die Tür steht ein Stück auf.»
    Brady runzelte die Stirn. «Na und? Es ist schönes Wetter heute.»
    «Stand an einem der letzten fünfzehn Häuser, wo wir waren, die Tür offen?»
    «Äh … nein. Ich glaube nicht.»
    «Das liegt daran, dass in diesem Viertel kein Mensch seine Tür offen lässt, vor allem dann nicht, wenn die Fenster zu sind und der Ventilator läuft. Das gefällt mir nicht.»
    Bradys Körperhaltung änderte sich sofort, und er scheiterte kläglich bei dem Versuch, so zu tun, als hätte er keine Angst. Schon komisch, wie einem ein kleines, unpassendes Detail wie eine offenstehende Tür, die eigentlich zu sein müsste, das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte.
    «Lass uns nachsehen, Brady. Ganz langsam, und halt die Augen offen.» Über die Schulter warf Bully einen Blick auf den jungen Polizisten, der aussah, als würde er am Bürgersteig festkleben. «Komm schon, Kleiner. Das ist unser Job.»
    Die Zeit änderte alles, und sie verging schneller, als man das je für möglich gehalten hätte. Vor fünfzehn Jahren hatte Bully noch sein Körpergewicht in Hanteln gestemmt, seine Bauchmuskeln glichen ins Fleisch gehauenen Stufen, und Angst war ihm fremd gewesen. Heute lag über den Stufen eine Rollstuhlrampe aus Fett, und innerlich bibberte er wie ein kleines Mädchen, was er Brady natürlich niemals zeigen würde.
    An der offenen Tür blieb er stehen und klopfte kurz an den Türstock, dann holte er tief Luft und verfluchte dabei seinen schwabbeligen Bauch und die vielen frittierten Zwiebelringe, die ihm über die Jahre hinweg das Blut zu Bratfett verdickt und ihn für solche Herausforderungen zu sehr verweichlicht hatten. Er klopfte noch einmal.
    Nichts.
    «Da stimmt was nicht», flüsterte Brady, «das riecht echt nach Ärger.»
    Brady war noch jung, in Topform, und hatte trotzdem ernstlich Angst, dass ihn die vielen Stunden, die er im Fitness-Studio verbracht hatte, nicht vor dem schützen konnten, was ihn hinter der
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