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Mondnacht - Mordnacht

Mondnacht - Mordnacht

Titel: Mondnacht - Mordnacht
Autoren: Jason Dark
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bleiche, volle Mond am Himmel und davor der Schatten eines gewaltigen Wolfes. Das war an dem Tag gewesen, an dem sie das Kind gefunden hatte.
    Dieser Wolf schien sie wie ein Fluch oder wie ein Omen zu begleiten, und Dinah konnte sich vorstellen, daß es noch schlimmer wurde. Diese Wolfsgestalt war für Simone einfach das Größte überhaupt. Das konnte Dinah nicht verstehen. Sie wußte nicht, womit das zusammenhing, und sie hatte sich auch nicht um die Vergangenheit ihrer Tochter gekümmert.
    Wo kam sie her? Wer waren ihre leiblichen Eltern gewesen? Das alles war ihr unbekannt.
    Der Eßtisch im Wohnraum war abgeräumt worden, bis auf die Flasche mit dem Rotwein und Dinahs Glas. Nun nahm sie wieder am Tisch Platz.
    Sie schenkte nach und holte die Zigaretten, Ascher und Feuer aus dem Schrank. Wenn Simone dabei war, rauchte sie nicht, aber an den Abenden, wo Dinah für sich war, da gönnte sie sich schon die eine oder andere Zigarette.
    Auch jetzt zündete sie das Stäbchen an und schaute den Rauchwolken nach, die sich zwischen Tisch und Decke verflüchtigten. Hin und wieder nahm sie einen Schluck Wein und versuchte dabei, über die Zukunft nachzudenken. Sie wünschte sich dabei, Hellseherin zu sein. Zumindest einen Blick in die nächsten Jahre werfen zu können, wie es mit Simone und ihr weiterging. Sie hätte ja froh sein können, ein so artiges Kind zu haben, aber sie konnte es nicht sein. Dinah ahnte, daß Simone ein schreckliches Geheimnis umgab. Etwas, über das sie nicht sprach, möglicherweise auch nicht Bescheid wußte, das aber trotzdem existierte und irgendwie mit einem Wolf oder Wölfen zusammenhing.
    Danach zu fragen, hatte sich Dinah nicht getraut. Aber sie würde irgendwann auf das Thema kommen, obwohl sie sich vor der Antwort fürchtete, das wußte sie.
    Fast zwei Stunden hockte die Frau am Tisch und gab sich ihren Gedanken hin. Die Flasche leerte sich immer mehr, dafür füllte sich der Aschenbecher mit Kippen.
    Als Dinah den letzten Schluck Wein getrunken hatte, hatte sie die richtige Bettschwere. Sie mußte sich einfach hinlegen und schlafen, und sie würde auch tief schlafen, das stand fest.
    An der Tischkante stemmte sich die Frau ab, als sie sich erhob. Aus ihrem Mund drang ein leises Stöhnen, und ihren Plan hatte sie schon wieder geändert. Bevor sie zu Bett ging, wollte sie noch nach ihrer Tochter schauen, das tat sie jeden Abend, wenn Simone schon schlief.
    Ihre Bewegungen verrieten eine leichte Unsicherheit. Es lag an dem Wein, der doch recht stark gewesen war.
    Vor der Tür zu Simones Zimmer fuhr sie durch ihre rötlich gefärbten Haare, strich am Gesicht entlang, als wollte sie die Haut glätten, und legte die Hand auf die Klinke, die sie langsam nach unten drückte.
    Die Tür war kaum spaltbreit geöffnet worden, da erreichte sie bereits der kühle Luftzug. Er strich über ihr Gesicht hinweg und erschreckte sie auch.
    Warum war es so kalt im Zimmer?
    Es gab nur eine Antwort auf diese Frage. Das Fenster mußte geöffnet worden sein.
    Dinah Hutton stieß die Tür so weit wie möglich auf und stellte mit einem Blick fest, daß sie recht gehabt hatte. Das Fenster stand offen, und Simone lag nicht in ihrem Bett…
    ***
    Im ersten Moment bekam es Dinah Hutton mit der Angst zu tun, weil sie sich das Verhalten ihrer Tochter einfach nicht erklären konnte. Die Tatsache des offenstehenden Fensters paßte nicht in den normalen Plan des Abends. Sie konnte sich auch keinen Grund vorstellen, warum ihre Tochter das Zimmer verlassen haben sollte. Draußen war es kühl und windig. Bei Vollmond…
    Das Bild mit dem Wolf sah jetzt noch düsterer aus, obwohl das Licht der Nachttischleuchte brannte. Aber der Schein erhellte nur die unmittelbare Umgebung des Betts, weiter reichte er nicht, auch nicht das offene Fenster.
    Es war leicht, durch die Öffnung in den Garten zu klettern, der zum Mietshaus gehörte. Auch ein Kind schaffte das ohne Schwierigkeiten.
    Allerdings fragte sich Dinah, was der Grund für eine derartige Tat gewesen war. Sie wußte es nicht. Selbst bei großer Phantasie konnte sie sich ihn nicht vorstellen.
    Die Müdigkeit war verschwunden. Der Anblick hatte Dinah fast wieder nüchtern werden lassen. Mit langsamen Schritten näherte sie sich dem offenen Fenster. Auch die leichten Gardinen mit den bunten Blättern darauf waren zur Seite gezogen worden. Der eindringende Wind bewegte sie wie Fahnen und drückte sie in das Zimmer hinein.
    Dinah Hutton blieb vor dem Fenster stehen. Sie schaute in den
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