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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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kommen mußte.
    Dann sah er, wie sich Sexton auf die silberne Gestalt zubewegte, mit sicherem Schritt, vollkommen im Gleichgewicht, unvergleichlich geschickt, unvorstellbar stark, einzigartig in seiner Meisterschaft. Das Blut erstarrte in Tarrants Adern, als er daran dachte, daß sie keine unsterbliche Gestalt des Mythos sei, sondern eine junge Frau von Fleisch und Blut. Fleisch, das zerrissen, und Knochen, die gebrochen werden konnten durch den eisernen Blitz der schrecklichen Kraft dieses Mannes. Nicht einmal die silberne Göttin konnte dem goldenen Gott widerstehen.
    Mr. Sexton blieb stehen, schätzte die Situation ab, dann lachte er leise. Er trug einen Rollkragenpullover an Stelle seines üblichen Blazers. Er bückte sich, legte die Maschinenpistole und die Taschenlampe in eine Felsspalte, dann kam er zur flachen Felsplatte herunter.
    Sie hatte es gewußt, dachte Tarrant. Sie hatte gewußt, daß Sexton das mit seinen eigenen Händen erledigen wollte, wenn sich auch nur die geringste Chance dazu bot. Der Mann kam näher und blieb sechs Schritte vor Modesty stehen. «Ich hoffe, Sie wollen mich nicht verführen», sagte er. «Frieren Sie nicht?»
    Sie stand da wie eine Statue und antwortete nicht.
    Sexton glitt einen Schritt näher und prüfte vorsichtig den Boden. Dann schoß er auf sie zu, mit einer leichten Bewegung und dieser täuschenden Geschmeidigkeit, die seine Schnelligkeit verbarg.
    Tarrant konnte sich nachher nie an den genauen Verlauf dieser schrecklichen Schlacht erinnern. Schon nach den ersten Sekunden wußte er, daß sie ebenso schnell war wie Sexton, aber selbst sein durch das Fechten geschulter analytischer Verstand konnte den Bewegungen und Gegenbewegungen nicht folgen. Es blieb ihm nur ein allgemeiner Eindruck von zwei Körpern, die sich hin und her wanden, miteinander verschmolzen, sich trennten, wie in einem unheimlichen Tanz.
    Er sah das Aufblitzen zuschlagender Hände, hochschwingender Füße. Einmal versuchte Sexton einen Karatesprung, verlor aber beim Absprung beinahe das Gleichgewicht und mußte mit katzenartiger Geschmeidigkeit einem Gegenschlag Modestys mit der Ferse ausweichen, der durch die Luft sauste wie ein Peitschenschlag.
    Tarrant erinnerte sich am deutlichsten an Modestys Körper, der im Licht silbern glänzte, mit festen Brüsten und langen Gliedern. Sie kreiste immer weiter zurück und zurück, schoß vor und wand sich, in einem Kontrapunkt von Bewegungen, der sich in festgelegter Harmonie mit Sextons Angriff zu verbinden schien.
    Ihre Rippen waren blutig, an der Stelle, wo ein abgleitender Tritt die Haut aufgerissen hatte, aber sie schien es nicht zu bemerken. Das Fett hatte das Abgleiten verstärkt und war ihr auch sonst sehr nützlich. Zweimal konnte Sexton sie kurz festhalten, einmal am Unterarm und einmal am Knöchel, als er einem Tritt auswich.
    Tarrant lief es vor Schreck kalt über den Rücken, aber beide Male konnte sie das eingefettete Glied aus seinem Griff drehen, bevor die schrecklichen Finger sich schlossen.
    Sie kamen jetzt näher zum See. Sextons Rücken war Tarrant zugewandt. Er hatte sich ein wenig vorgeneigt und kam mit ausgebreiteten Armen vorsichtig auf Modesty zu. In diesem Moment bewegte sie sich zum erstenmal vorwärts. Sie schnellte plötzlich mit verwirrender Geschwindigkeit auf ihn zu, in seine eisernen Arme. Die Bewegung war so wahnsinnig, daß Sexton nicht darauf vorbereitet war. Aber es beunruhigte ihn nicht. Ihr Gesicht lag an seiner Brust, ihre Arme um seine Mitte, und er hielt sie fest. Sie war zu nahe, um ihm das Knie in die Leisten rammen zu können, und ihr eingefetteter Körper würde ihr jetzt nichts helfen.
    Mit einem Aufflackern von Überraschung spürte Sexton, daß sie ihn aufhob, so daß seine Füße ein paar Zentimeter über dem Boden waren.
    Er lachte, denn er wußte, daß sie in dieser Stellung keine Möglichkeit hatte, einen Wurf anzubringen oder zu fliehen. Er verklammerte seine Hände in einem festen Griff hinter ihrem Rücken und begann sie langsam zu zerdrücken. Aber sie bewegte sich noch immer, trug ihn nach hinten, noch weiter nach hinten … In dem Augenblick des Schocks, als ihm ihre Absicht klar wurde, war es schon zu spät. Ineinander verklammert fielen sie ins Wasser. Er schnappte verzweifelt nach Luft, als sein Rücken auf der Wasseroberfläche aufschlug, dann umgab ihn die grausame Kälte und ließ ihn bis auf die Knochen erstarren. Als sie untersanken, löste sich sein Halt, und er hatte sie verloren, der glitschige
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