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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache
Autoren: Mary Scott
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— für Larry und mich — eine Selbstverständlichkeit
gewesen ist. Letzten Endes ist das eine Frage ihres Stolzes.«
    »Hm, ich glaube, ich verstehe.
Sie litt darunter, daß ihr Vater sie wie ein Meißner Porzellanpüppchen
behandelte!«
    »So ungefähr. Und nach Annes
Worten zu schließen, scheint der Colonel ja nun überhaupt den Kopf verloren zu
haben.«
    »Das kann man wohl sagen. Es
hat mich gestern halb wahnsinnig gemacht. Aber was sollte ich denn tun? Ihn
hinauswerfen? Der arme alte Knabe, schließlich ist Anne alles, was er noch hat.
Nachdem sein Sohn gefallen ist, konzentriert er seine ganze Liebe auf sie.«
    »Ich weiß, und er tut mir darum
auch schrecklich leid. Aber so was ist immer eine Katastrophe für diejenigen,
auf die sich diese Liebe konzentriert. Anne ist einfach darunter erstickt. Und
sie mußte unglücklicherweise auch noch den Eindruck gewinnen, daß du mit ihm
völlig einig gehst. Jedenfalls hat sie unglaublich darunter gelitten, daß du
ihr überhaupt nicht zu Hilfe kamst.«
    »Daß ich ihr nicht zu Hilfe
kam? Ja, entweder mußte ich den Mund halten, oder ich wäre explodiert, und
damit hätte ich auch niemandem geholfen. Also schien es für mich das einzig
Richtige, keinen Ton zu sagen. Ich dachte mir, wenn erst das Kind da ist, wird
alles von selbst wieder in Ordnung kommen.«
    »Ich glaube gern, daß es dir
nicht leicht gefallen ist, soviel Geduld zu zeigen. Unglücklicherweise wäre es
anders besser gewesen. Sie wollte das Gefühl haben, daß du zu ihr stehst.«
    Später, nachdem Christopher mit
dem Essen fertig und von Paul ins Bett gebracht worden war, gingen wir hinein
und unterhielten uns bei einem verspäteten Mittagessen weiter über die
Geschichte. Tim fand vor allem den Gedanken peinigend, daß Anne nun ganz allein
war und er überhaupt keine Ahnung hatte, wo sie steckte.
    »Ich würde mir an deiner Stelle
keine Sorgen machen«, versuchte ich ihn aufzumuntern. »Schließlich ist die
Klinik mit dem Arzt direkt um die Ecke. Es ist wirklich so das beste . Und ihr Alleinsein — das dauert nicht ewig. Du
kennst doch Anne. Kannst du dich noch erinnern, wie sie damals ihren Vater
einfach sitzenließ, um dich zu heiraten? Sie läßt sich zunächst eine ganze
Menge gefallen, aber dann plötzlich gibt es einen Kurzschluß bei ihr, und da wird sie rücksichtslos. Aber dieser Zustand dauert nicht lange
bei ihr an. Auch diesmal nicht.«
    »Natürlich erinnere ich mich an
damals, aber schließlich ist das doch kein Vergleich, denn damals hat sie mich
doch nicht so behandelt.«
    »Nein, damals war ihr Vater an
der Reihe. Aber vielleicht entsinnst du dich auch, wie sie dann weich wurde und
ihm einen Brief schrieb, in dem sie ihm alles gestand, und wie Larry und ich
Miss Adams zu überreden suchten, ihm den Brief erst nach eurer Trauung
auszuhändigen? Schließlich wurden Larry und ich noch zu einer ungesetzlichen
Handlung getrieben, weil Tantchen zu pflichtbewußt war. Nun, und diesmal wird es genauso kommen.
Es war ja gar nicht die richtige Anne, die heute morgen davongelaufen ist. Sie war zornig und verzweifelt und fürchtete sich ganz
einfach davor, daß es nun ewig so weitergehen würde zwischen euch dreien.«
    »Aber diese lange Fahrt, Susan.
Ihr Wagen ist doch inzwischen reichlich klapperig.«
    »Sie hat mir versprochen, mich
heute Abend anzurufen. Ich werde dir dann gleich Nachricht geben. Morgen wird
sie sich bestimmt schon danach sehnen, dich bei sich zu haben. Paul und Sam
werden sich um deine Farm kümmern, und du fährst sofort zu ihr hin und bleibst
bei ihr. Aber einen Rat möchte ich dir geben: Laß um Himmels willen den Colonel
zu Hause.«
    Er mußte unwillkürlich
auflachen.
    Ich glaube, er ging doch ein
wenig beruhigter nach Hause, als es Paul endlich gelang, ihn
hinauszukomplimentieren. Anschließend schickte Paul mich für eine Stunde ins
Bett. Ich hatte den Eindruck, daß erst zehn Minuten vergangen waren, als Paul
vorsichtig die Tür öffnete und auf Zehenspitzen Ins Zimmer kam.
    »Der Colonel ist jetzt da«,
brummte er mürrisch. »Er hockt schon seit einer Stunde in der Küche.«
    Offensichtlich hatte Paul ihn
bereits zu beruhigen vermocht. Bestimmt aber hatte er ihn davon überzeugen
können, daß ich im Augenblick ein äußerst zerbrechliches Geschöpf sei, denn er
stürzte nicht mit der gleichen Hast auf mich los wie Tim. Er entschuldigte sich
vielmehr außerordentlich höflich, mich geweckt zu haben, aber die Tasse in
seiner Hand zitterte doch verdächtig. Er sah
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