Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
nein! Niemand von uns hat
eine Hilfe, nicht einmal Anne. Sie erlaubt ihrem Vater nicht, daß er ein
kleines Vermögen für eine Hausgehilfin ausgibt. Auf dem Lande sind
Arbeitskräfte eben schwer zu bekommen. Trotz der verhältnismäßig hohen Löhne
will niemand bleiben, weil die Stadt bessere Arbeitsmöglichkeiten bietet. Larry
macht alles selbst, genau wie ich. Natürlich ist Christina sehr artig,
abgesehen von den Stunden, in denen sie mit Christopher zusammen ist.«
    Als mein Sohn seinen Namen
hörte, kam er hereingetrottet. Offensichtlich hatte er gemerkt, daß sein
Geschrei und sein Gestrampel unnütze
Kraftverschwendung war — Christina kam deswegen nicht zurück. Blitzartig stand
sein Stimmungsbarometer wieder auf schön Wetter. Strahlend kletterte er auf
meinen Schoß und patschte mir mit seinen schmierigen Händchen ins Gesicht.
    »Er ist ja wirklich nett«,
räumte Dawn ein, »aber kleine Mädchen sind eben süß. Man kann sie so hübsch
anziehen. Aber — um auf Larry zurückzukommen — ich finde es einfach unfair,
wenn jemand so gar nichts dafür tut und trotzdem so gut aussieht wie sie. Ich
werde geradezu krank bei dem Gedanken, wieviel Zeit
ich täglich für mein Aussehen opfern muß.«
    Das war wirklich entwaffnend
freimütig. »Auf jeden Fall kannst du mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein«,
tröstete ich sie.
     
    Am nächsten Tag fuhren wir mit
Larry und den Kindern nach Tiri , um Tantchen zu besuchen.
    Ich freute mich diebisch auf
Dawns Überraschung, denn Miss Adams ist alles andere, als was man sich unter
einer Dorfkrämerin vorstellt. Sie ist eine überaus gepflegte und elegante Frau,
gebildeter als die meisten von uns, mit einem ausgesprochenen Sinn für Humor
und einem hilfreichen Herzen. Dazu der blitzblanke Laden, der in gar nichts den
Erwartungen entspricht, die man normalerweise von einem Dorfkaufhaus hat. Wir
liebten Tantchen ausnahmslos — ihre Person bildete
ganz einfach das Rückgrat unseres Lebens hier im Hinterwald .
    Obwohl sie das war, was Mutter —
ich muß es schamhaft und zugleich amüsiert gestehen — als >eine von uns<
bezeichnete, machte sie keine Unterschiede. Sie war mit jedem gut Freund,
angefangen beim Colonel, von dem sie mit größter Ehrerbietung behandelt wurde,
bis zur Frau des Straßenbauarbeiters, die stets bei ihr Zuflucht suchte, wenn
ihr Mann sich wieder einmal betrank. Tiri ohne Tantchen war einfach undenkbar.
    Dawn verlieh ihrer Überraschung
ganz offen Ausdruck. »Susans Schilderungen sind ja schrecklich ungenau. Man
sollte doch meinen, daß man sich von den Leuten ein Bild machen kann, wenn
jemand großartige Bücher darüber schreibt. Aber sowohl Larry als auch Sie sind
völlig anders, als ich erwartet hatte.«
    »Susan liebt solche
Überraschungen«, erwiderte Tantchen . »Das wirkliche
Leben ist ja auch viel interessanter, als man es in Büchern schildern kann.
Sehen Sie sich doch nur die Kinder an. Wie kann man nur behaupten, daß sie
ungezogen seien!«
    Tantchen hatte gut reden, denn bei ihr
benahmen sich die beiden ausgesprochen brav. Das ganze Geheimnis bestand aber
nur darin, daß hinter dem Haus ein breiter Fluß vorbeilief, der nur im Winter
tief und reißend wurde. Jetzt im Sommer war er flach, mit klarem rieselndem
Wasser und breiten Sandbänken. Ein herrlicher Spielplatz für Christopher und
Christina. Sie bauten wacklige Burgen aus Sand, planschten im Wasser herum oder
legten sich an warmen Tagen auch hinein. Unter solch idealen Voraussetzungen
gebärdeten sich die beiden natürlich wie kleine Engel.
    »Anne kommt zum Tee, um Dawn zu
begrüßen«, sagte Miss Adams. »Also setzt schon das Wasser auf und deckt den
Tisch. Ich muß in den Laden. David Wells benimmt sich schon wie ein
eingesperrter Tiger. Daß diese jungen Leute nicht warten können!«
    Wie ich erfahren hatte, war
David Wells ein großer Schürzenjäger. Seine Farm liegt auf halbem Wege zwischen Tiri und unserer Farm. Er stammt aus der vornehmen
Welt und von Te Rimu und
schien sich nicht überarbeiten zu müssen. Offensichtlich besaß er genügend
Geld, um sich trotz der enormen Löhne noch Arbeitskräfte leisten zu können.
    Kaum hatte sich die Tür hinter Tantchen geschlossen, als Dawn den Fenstervorhang beiseite schob , der den Durchblick zwischen Tantchens Wohnzimmer und dem Laden versperrte.
    Eine Weile stand sie da und beobachtete,
was draußen vor sich ging. Dann wandte sie sich mit strahlendem Lächeln wieder
ins Zimmer zurück. »Ein netter Junge! Ganz mein Typ...
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher