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Miteinander reden von A bis Z

Miteinander reden von A bis Z

Titel: Miteinander reden von A bis Z
Autoren: Friedemann Schulz von Thun , Kathrin Zach , Karen Zoller
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Bedeutsamkeit taugt Authentizität nicht als Leitstern für alle kommunikativen Lebenslagen, schon gar nicht als einziger. Sobald der Mensch dienlich für das Gelingen einer Situation, eines Gespräches werden will, besteht die Aufgabe nicht nur und oft nicht vorrangig darin, sich selbst unverfälscht zum Ausdruck zu bringen. Er muss auch und vor allem der Situation und seiner Rolle darin gerecht werden, freilich möglichst in einer Weise, die ihm entspricht, und ohne sich zu verleugnen. Schulz von Thun spricht von
stimmiger
Kommunikation, wenn sie wesensgemäß (authentisch) und situations- und rollengerecht zugleich ist ( →   Stimmigkeit ). Ganz ähnlich warnt Ruth Cohn vor maximaler Authentizität und prägte den Begriff der selektiven Authentizität : «Nicht alles, was echt ist, will ich sagen – doch was ich sage, soll echt sein!»
    Das →   Werte- und Entwicklungsquadrat lehrt uns, dass jede Tugend nur in Balance zu einer gegenläufigen «Schwestertugend» ihren Wert entfalten kann. So ist Authentizität ohne Takt und Diplomatie in Gefahr, naiv-unverblümt und verletzend zu werden (wie auch umgekehrt Takt und Diplomatie ohne jede Authentizität in ein falsches und förmliches Gehabe abgleiten kann). (s. Abb.  8 )
    Abb.  8 :
    Authentizität im Werte- und Entwicklungsquadrat
    Literatur
    Miteinander reden 1 , S.  131 ff., 136 f., 140 ff., 144 ff., 245 (S.  116 ff., 120 f., 123 ff., 127 f., 212 ).
    Miteinander reden 3 , S.  15 ff., 103 f., 368 (S.  13 ff., 87 f., 320 ).

Autonomie
    Autonomie bedeutet Selbständigkeit und innere Unabhängigkeit. Wer im Kontakt mit anderen Autonomie betont, lässt sich nicht gern von ihnen beeinflussen oder gar manipulieren. Jeder Versuch, ihn zu «erweichen», appellativ auf ihn einzuwirken, wird mit Abwehr und Zurückweisung beantwortet. Autonome Menschen sind fähig und willens, nach eigenen Maßstäben zu denken, zu fühlen und zu handeln. Sie machen sich unabhängig davon, was andere denken könnten. Insofern ist Autonomie ein wichtiges Bildungsziel der →   Humanistischen Psychologie . Im →   Riemann-Thomann-Kreuz finden wir das Autonomiebedürfnis im Zusammenhang mit der Distanz-Strebung wieder.
    Wird die Autonomie als Leitstern der Persönlichkeit überbetont, kann dies dazu führen, dass die andere Seite der menschlichen Existenz, die Bedürftigkeit und Angewiesenheit auf den Mitmenschen, verleugnet und/oder verachtet wird. Die überbetonte Autonomie kann dann zu einem Handicap für die Beziehungsfähigkeit werden (s. Abb.  9 ).
    Abb.  9 :
    Autonomie und Bedürftigkeit im Wertequadrat
    In der Kommunikation ist Autonomie eine wertvolle Fähigkeit, die dem Sender Mut zur eigenen Meinung gibt und seine Selbstbehauptung befördert. Autonomen Menschen fällt es in der Regel weniger schwer, ihre Interessen und auch kritische und kontroverse Ansichten zu vertreten. In der Übertreibung, wenn Anpassungsbereitschaft als konstruktiver Gegenwert fehlt, kann diese Fähigkeit zu einem unkooperativen Beharren auf dem eigenen Standpunkt werden (s. Abb.  10 ).
    Abb.  10 :
    Autonomie und Anpassungsbereitschaft im Wertequadrat

Burnout
    Burnout (dt: Ausbrennen) bezeichnet einen ausgeprägten Erschöpfungszustand als Folge von beruflicher Überforderung: Die Anforderungen des Arbeitsalltags übersteigen die persönlichen Ressourcen. Menschen mit einem Burnout leiden unter physischer und psychischer Erschöpfung, Lustlosigkeit, Überforderungsgefühlen und Antriebslosigkeit.
    Die Überlastung spiegelt sich auch in der Kommunikation wider, in unterschiedlicher Weise. Manche Menschen werden wortkarg und zurückhaltend bis depressiv, andere wirken chronisch gereizt oder reagieren zuweilen auch mit gallebitterem Zynismus. Selbst wenn sie sich um Freundlichkeit bemühen, ist ihre Anspannung unterschwellig spürbar und drückt sich in Gestik und Mimik aus ( →   Selbstkundgabe ).
    Im Modell des →   Inneren Teams gesprochen ist Burnout oft ein körperlicher Ausdruck derjenigen Mitglieder, die sich anders kein Gehör verschaffen konnten: der «Erschöpfte», der nicht mehr kann; der «Grenzwächter», der sich gegen Überforderung zur Wehr setzt, oder der «Leichtfuß», der für einen Ausgleich zu der Schwere des beruflichen Alltags sorgen und zwischendurch einfach mal die Seele baumeln lassen möchte. Sie bilden das Team der Unterdrückten, die auf der inneren Bühne nicht zu Wort kommen, denn diese ist besetzt durch eine leistungsbetonte, antreibende und oft auch
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