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Miteinander reden von A bis Z

Miteinander reden von A bis Z

Titel: Miteinander reden von A bis Z
Autoren: Friedemann Schulz von Thun , Kathrin Zach , Karen Zoller
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Panik»)
(«Bedenken nicht ausgeräumt»)
    Spontaneität und Herzensnähe lassen ahnen, dass Frauen ihr Heimspiel eher auf der Beziehungsebene haben (und sich die Sachebene tendenziell eher erobern müssen). Ich-ferne Distanz und verstandesbetonte Abstraktion sorgen dafür, dass der Mann eher auf der Sachebene sein Heimspiel sucht, er muss sich die Beziehungsebene, die «Sprache des Herzens» oft erst noch aneignen. Hinzu kommt, dass Frauen in Gesprächen und Meetings eher beziehungsförderlich kommunizieren, indem sie aktiv zuhören, würdigende Resonanz geben, dem anderen Raum lassen, damit er zu Wort und zur Geltung kommen kann. Dieser Beziehungsorientierung steht auf Seiten der Männer eine Statusorientierung gegenüber: Wer hat hier das Sagen? Wer ist Ober, wer ist Unter? Sie haben weniger Scheu zu unterbrechen, zu konkurrieren und notfalls zu kämpfen. Auch neigen sie, besonders im beruflichen und politischen Kontext, dazu, hochwertige Botschaften auf der Ebene der →   Selbstkundgabe von sich zu geben («Imponiergehabe»). Die narzisstische Komponente ihrer Persönlichkeit ist häufig größer ausgeprägt als bei Frauen.
    Ein klassisches Missverständnis zwischen Frauen und Männern ist das folgende: Eine Frau schüttet ihr Herz aus über aktuelle Probleme, der Mann reagiert mit Empfehlungen, was sie vernünftigerweise tun sollte. Sie fühlt sich nicht verstanden, er ist frustriert, weil sie seine Lösungen nicht annimmt und vielleicht sogar abwertet. Was ist geschehen? Sie erwartet in erster Linie ein mitfühlendes Herz – und empfindet seine Empfehlungen und Vorhaltungen als schulmeisterlich und besserwisserisch. Er hat sich wahrlich Mühe gegeben und um Lösungen bemüht, die dem Kummer abhelfen könnten – und erntet Abwehr und Undankbarkeit.
    Soweit zum Thema «Jeder auf einem anderen Stern». Allerdings ist auf Folgendes hinzuweisen: Diese Unterschiede sind Durchschnittsgrößen, die auf Vergleichen beruhen. Es gibt große Überschneidungen und Gemeinsamkeiten zwischen den Geschlechtern. Im konkreten individuellen Fall kann es durchaus umgekehrt sein!
    Viel wichtiger ist, dass jede(r) seine individuelle Entwicklungsrichtung ( →   Werte- und Entwicklungsquadrat ) entdeckt. Gewiss wird es manchem Mann gut tun, die «Sprache des Herzens» zu erobern und auszudrücken, was in ihm vorgeht. Gewiss sollte manche Frau die Kunst der Abgrenzung und der Selbstbehauptung erlernen. Beides ist möglich und beides trägt zur →   Persönlichkeitsentwicklung bei. Und beide müssen nicht fürchten, sich dadurch von dem zu entfernen, was ihnen wesensgemäß ist.
    Dagmar Kumbier ( 2006 ) sieht die Phänomene der geschlechtsspezifischen Kommunikation noch einmal differenzierter und nimmt das Bild von den Heim- und Auswärtsspielen wieder auf: Je nachdem, auf welchem «Spielfeld» gespielt wird, kann die kommunikative Begegnung von Frau und Mann sehr unterschiedlich ausfallen.
    Literatur
    Kumbier, D.: Sie sagt, er sagt.

Gesprächsleitfaden
    Der Gesprächsleitfaden gibt eine idealtypische Reihenfolge für den Ablauf eines Gespräches vor. Er soll uns helfen, in schwierigen und wichtigen Gesprächen den Überblick zu behalten und an alles zu denken. Ein gutes Gespräch ist dadurch gekennzeichnet, dass die Beteiligten mit ihren unterschiedlichen Sichtweisen zu Wort kommen, von den anderen wirklich gehört und verstanden werden, und dass eine Klärung oder Lösung angestrebt wird, die beiden Seiten gerecht wird. Im Idealfall verläuft das Gespräch auf der Sachebene produktiv und auf der Beziehungsebene wertschätzend ( →   Gesprächsführung ).
    Der folgende Gesprächsleitfaden ist in acht Schritte gegliedert und unterscheidet dabei die Phasen «Vor dem Gespräch» und «Im Gespräch» (s. Abb.  25 ).
    Abb.  25 :
    Gesprächsleitfaden
     
    Vor dem Gespräch
    →   Selbstklärung : bei wichtigen und heiklen Gesprächen unabdingbar, denn klare Kommunikation gründet auf einer guten Klärung der leitenden Gedanken, Gefühle und Impulse bei sich selbst. Sich erst
im
Gespräch innerlich zu sortieren, raubt beiden Gesprächspartnern Zeit und Energie. Für die Selbstklärung ist sowohl das →   Innere Team als auch das →   Kommunikationsquadrat hilfreich: Wie sehe ich den Sachverhalt? Welche Gedanken und Gefühle tauchen auf, in was für eine Stimmung komme ich? Wie stehe ich zum Anderen, wie sehe ich unsere Beziehung? Was ist mein (Minimal- bzw. Maximal-)Ziel in diesem Gespräch?
    Rahmenklärung: Wo und wann
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