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Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids
Autoren: Stefan Wolf
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,Heimschul-Beobachter’, wegen enormer menschlicher
Anteilnahme unter den Schülern und überhaupt. Ob es denn den beiden
verunstalteten Kids schon besser gehe.
    „Haben sie den Schock
überwunden?“, fragte Gaby voller Mitgefühl. „Kann man die Tattoos entfernen?“
Ruritzli hatte sich im Schreibtischstuhl zurückgelehnt und blies eine blaue
Wolke gegen die Zimmerdecke.
    „Die Kinder“, sagte er,
„reagieren unterschiedlich. Der siebenjährige Junge weint und schreit ohne
Unterlass, wird noch lange ärztliche und psychologische Hilfe brauchen. Sein
Tattoo konnte größtenteils entfernt werden, aber sein Gesicht ist dick und
verschwollen. Das Mädchen ist acht. Und erstaunlich stabil. Kein Schockzustand,
kein Zusammenbruch. Auch sie wird nach und nach von der Verunstaltung befreit —
aber ihr Teint, ihre Gesichtshaut wird Spuren behalten. Vielleicht kommt das
böse Erwachen erst später — in der Pubertät.“
    „Hinweise auf den oder die Täter?“,
fragte Tim.
    „Fünf Dutzend Hinweise. Allen
sind wir nachgegangen. Aber dabei ist nichts rausgekommen. Lediglich Erdmann
von Kruste hat...“ Ruritzli stockte. „O verdammt!“

    Tim und Gaby lächelten wie der
junge Tag.
     
    „Erdmann von Kruste“, säuselte
Gaby. „Den Namen wollten Sie wohl eigentlich nicht nennen. Ist das ein Hinweis,
der Vater eines verunstalteten Kids oder ein Erpresster?“ Ruritzli war der
Versprecher sichtlich peinlich. Aber gesagt war gesagt, auch wenn das
Dienstgeheimnis jetzt einen Namen hatte.
    „Er wurde erpresst“, gestand
der Inspektor. „Bedrohung wie gehabt. Entweder er zahlt 100 000 Franken oder
seinem Töchterchen geschieht das Gleiche wie den verunstalteten Kindern.
Sonja-Eugenie von Kruste ist sechs. Kruste ist Fabrikant. Lebensmittel, nämlich
Käse und Schokolade. Er hat gezahlt. Aber das alles wisst ihr nicht von mir,
klar! Ihr wisst es überhaupt nicht. Und ihr werdet auch Kruste nicht
interviewen — sonst kündige ich euch die Freundschaft und“, er grinste, „ihr
erhaltet Hausverbot für die Schweiz.“
    „Kein Interview“, nickte Tim,
„wenn Sie das für uns erledigen.“
    „Was meinst du damit?“
    „Wenn Sie ihm die Fragen
stellen, auf die es uns ankommt.“
    „Nämlich?“
    „Wir vier — nämlich TKKG insgesamt
— haben etwas herausgefunden. Sowohl hier wie auch im österreichischen
Katlwaldstetten, wo unsere andere Hälfte zurzeit nachforscht und fahndet. Drei
Kriminelle haben Schlangen-Tattoos an den linken Vorderhufen. Jürgensen,
Fischer und ein gewisser Theo Heisung im Nachbarland. Auch Heisung sitzt ein —
dank der mutigen Tüchtigkeit unserer Freunde Karl und Klößchen. Wir sehen da
eine Verbindung. Vielleicht haben die Schlangentypen was mit den
Tattoo-Verbrechen zu tun. Ehhh?!“
    „Hört sich scharf an.“
    „Wem hat der erpresste Erdmann
von Kruste den Geldbatzen ausgehändigt? Einem toten Briefkasten oder einer
Person?“
    „Einem maskierten Typ.“
    „Wie sehen dessen Hände aus?“
    „Keine Ahnung. Danach haben wir
nicht gefragt.“
    Tim deutete wortlos aufs
Telefon.
    Ruritzli seufzte. Es blieb
offen, ob ihn das Antreiben nervte oder das polizeiliche Versäumnis, sich nach
den Händen des Geldabholers zu erkundigen.
    Der Inspektor griff zum Hörer.
    „Hallo, Herr von Kruste! Hier
Ruritzli... ja. Danke! Nicht doch, wir tun, was wir können. Ja, da hätte ich
noch eine Frage. Es betrifft den Maskierten, dem Sie die 100 000 Fränkli
übergeben haben. Haben Sie zufällig auf seine Hände geachtet?“
    Tim war neben den Inspektor
getreten und hielt das rechte Ohr ziemlich dicht an den Hörer.
    Gaby blieb in ihrem Sessel.
Ruritzli war kein Typ für körperliche Annäherung, außerdem genügte es vollauf,
wenn Tim das Telefonat kontrollierte.
    Eine heisere, aber sympathische
Stimme antwortete auf Ruritzlis Frage.
    „Der trug Handschuhe,
Inspektor. Aber jetzt entsinne ich mich, dass er sie für einen Moment auszog —
als er nämlich zwischen den Geldbündeln wühlte. Er wollte wohl den Anschein
erwecken, er zähle. Dann hat er sie rasch wieder angezogen.“
    „Ist Ihnen an seinen Händen was
aufgefallen, Herr von Kruste?“
    „Nein. Ich war zu aufgeregt.
Ich dachte immer... Jaaaaa! Natürlich! Aber ja! Wie kann ich das vergessen!
Erst dachte ich, eine seiner Hände wäre schmutzig. Aber sie war tätowiert.“
    „Links oder rechts?“
    „Die... eh... linke. Ja, die
linke.“
    „Konnten Sie das Tattoo
erkennen?“
    „Irgendwie... ja, wie eine
Schlange. Wie eine Schlange,
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