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Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Titel: Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)
Autoren: Jana Voosen
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Habe viele Jahre darauf hingearbeitet, um dort hinzukommen, wo ich jetzt bin. Doch meine Beziehung zu Simon ist mir auch wichtig. Heute Abend denke ich nicht mehr an die Arbeit. Heute Abend werde ich Sex haben. Irgendwo müsste doch hier noch ein Beutel Teelichter herumliegen. Ich finde ihn schließlich in der hintersten Ecke einer Schublade. Die Ausbeute ist mager, nur noch sieben Stück, aber immerhin. Ich spurte zurück ins Schlafzimmer und verteile sie auf der Fensterbank und den Nachtschränkchen. Dann gehe ich ins nebenan liegende Badezimmer und krame im Spiegelschrank nach den Badezusätzen. Oh, wie schön wäre es, nach einem heißen Bad in die Kissen zu sinken und einfach bis zum Morgen durchzuschlafen. Achtzehn Stunden lang! Ich widerstehe der Versuchung jedoch heldenhaft und greife nach einem Fläschchen Rosmarin und Minze, »wirkt belebend bei geistiger Erschöpfung und Antriebsschwäche«. Na, das klingt doch wie für mich gemacht. Während sich die Badewanne mit heißem Wasser füllt und ein ätherischer Duft sich breit macht, schlüpfe ich schnell aus meinen Klamotten. Auweia, wie lange habe ich mir eigentlich nicht mehr die Beine rasiert? Von der Bikinizone ganz zu schweigen. Vorsichtig gleite ich in das warme Wasser und schließe kurz die Augen. Nein, das ist keine gute Idee. So anregend Rosmarin und Minze auch sein mögen, bei meinem Müdigkeitszustand ist das Liegen in einer Badewanne mit geschlossenen Augen lebensgefährlich. Ich öffne sie also wieder und beschäftige mich lieber damit, mich in eine ansehnliche und begehrenswerte Frau zu verwandeln. Haare waschen und kuren, Beine rasieren und so weiter. Tatsächlich kehren allmählich meine Lebensgeister zurück. Nach dem Bad creme ich mich mit einer nach Vanille duftenden Lotion ein und mache den Pickeln in meinem Gesicht den Garaus. Na toll, jetzt sehe ich aus wie ein Streuselkuchen. Vorsichtig tupfe ich Concealer auf die geröteten Stellen und trage gleichzeitig ein wenig Wimperntusche, Rouge und Lipgloss auf. Na also, schon sehe ich nicht mehr aus wie ein Gespenst auf Urlaub. Im Schlafzimmer suche ich in meiner Kommode nach schicker Unterwäsche und ziehe schließlich einen dunkelbraunen Spitzen-BH nebst passendem Höschen hervor. Ich schlüpfe hinein und sehe kritisch an mir herunter. Na schön, meine Oberschenkel waren ein wenig straffer, als ich noch Zeit hatte, zweimal in der Woche zum Aerobic zu rennen. Wo Simon nur bleibt? In diesem Moment höre ich ein Geräusch und lausche angestrengt. Ein Schlüssel dreht sich im Schloss, und ich höre, wie jemand die Wohnung betritt.
    »Simon?«, frage ich.
    »Ja«, gibt er zurück. Na, wer sollte es auch sonst sein?
    »Hallo«, rufe ich und plötzlich beginnt mein Herz, ein wenig schneller zu schlagen. Was ist denn bloß los mit mir? Bin ich tatsächlich aufgeregt? Nur weil ich mit Simon schlafen will? Simon, mit dem ich seit fast sieben Jahren zusammen bin? Verdammt, über sieben Jahre. Mein Magen macht einen entsetzten Hüpfer. Was ist denn bloß los mit mir? Letzte Woche war unser Jahrestag. Am Mittwoch. Als ich so viel zu tun hatte, dass noch nicht einmal ein kurzes Telefonat mit Simon drin war. Keine zwei Minuten. Ich habe unseren Jahrestag vergessen. Unglücklich starre ich mich in der Spiegeltür des Kleiderschranks an, doch dann hellt sich meine Miene wieder etwas auf. Eigentlich bin ich gar kein schlechter Anblick, in Unterwäsche und mit ein bisschen Make-up im Gesicht. Wir feiern einfach heute unseren Jahrestag nach. Ich wünschte, ich hätte ein Geschenk für Simon, aber dann muss es eben so gehen. Jetzt aber flott, bevor er hier reinkommt. Mit wenigen Handgriffen klaube ich die herumliegenden Klamotten vom Boden auf und werfe sie unten in den Schrank. Dann entzünde ich hektisch die Teelichter und schalte das elektrische Licht aus. Prüfend schaue ich mich um. Ein paar Kerzen mehr wären schon ganz nett, aber das ist ja jetzt nicht mehr zu ändern. Ich drapiere mich halb liegend auf der dunkelroten Bettdecke und stopfe mir ein Kissen in den Rücken. Ups, vielleicht sollte ich vorher noch den Handtuch-Turban auf meinem Kopf loswerden. Ich reiße ihn herunter und fahre mir mit den Fingern ein paar Mal durch die noch feuchten Haare, rutsche ein wenig hin und her, um einen möglichst erotischen Anblick zu bieten. Dann warte ich. Eine Minute, zwei Minuten.
    »Simon«, rufe ich halblaut. Ich erhalte keine Antwort. »Simon«, wiederhole ich lauter. Warum kommt er denn nicht her? Wir haben uns
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