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Mission Vendetta: Thriller (German Edition)

Mission Vendetta: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Autoren: Will Jordan
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bequemste Methode zu sterben wäre ein Fluchtversuch gewesen, wenn sie zur Dusche gebracht wurde. Das hätte ihnen erlaubt, sie niederzuschießen. Allerdings bestand dabei die Möglichkeit, dass sie nicht sofort getötet wurde, sondern schwer verletzt und blutend liegen blieb. Schusswunden brauchten manchmal Stunden oder sogar Tage, bis sie zum Tode führten, und sie hatte nicht die geringste Lust, so qualvoll zu verrecken.
    Aber es gab noch andere Optionen. Das Essen, wenn man es so nennen wollte, wurde auf stählernen Tabletts serviert. Sie waren billig, dünn und ziemlich primitiv, durch den jahrelangen Gebrauch mitgenommen und verbeult. Wenn sie ein Tablett immer wieder verbog, gelang es ihr vielleicht irgendwann, es zu zerbrechen. Mit der scharfen Bruchkante könnte sie sich dann die Pulsadern aufschlitzen. Es würde Stunden dauern, bevor die Wärter ihre Runde machten; genug Zeit, um zu verbluten.
    Ebenso konnte sie die dünne Decke von ihrem Bett zerreißen, aus den Streifen ein primitives Seil knüpfen, es an der Halterung der Deckenlampe befestigen und eine Schlinge knoten. Natürlich musste sie sich auch die Hände auf dem Rücken zusammenbinden, bevor sie dann vom Rand ihres Bettes sprang. Denn ganz gleich wie entschlossen sie auch sein mochte, in dem Moment, in dem sich die Schlinge um ihren Hals zusammenzog, würde sie um ihr Leben kämpfen, das war ihr klar.
    Und doch hatte sie bislang nichts davon getan. Etwas hatte sie immer daran gehindert. Vielleicht war es einfach nur die störrische Weigerung aufzugeben, als würde sie etwas dadurch beweisen, dass sie am Leben blieb.
    Vielleicht war aber auch ihr Überlebenswille zu stark. Sie hatte einen so großen Teil ihres Lebens damit verbracht, um ihr Leben zu kämpfen, dass sie damit jetzt nicht einfach aufhören konnte.
    Also wartete sie.
    Sie wartete. Worauf, wusste sie nicht.
    Niemand würde zu ihr kommen.
    Niemand würde ihr helfen.
    Niemandem bedeutete sie etwas.
    All dies hatte sie schon vor langer Zeit akzeptiert.
    Nachdem sie aufgehört hatte, sich zu bewegen, spürte sie jetzt die Kälte. Gefangene 62 holte tief Luft, kniete sich auf den Boden und begann mit ihren nächsten fünfzig Liegestützen.

5
    Drake trank einen großen Schluck Kaffee, während er nachdenklich auf das Foto von Maras blickte, das an der Magnettafel vor ihm klemmte. Aus irgendeinem Grund wurde sein Blick immer wieder von diesem Foto angezogen.
    »Sie ist beeindruckend, stimmt’s?«, bemerkte Franklin, als er registrierte, was Drake beschäftigte.
    Das war die Frau tatsächlich. Aber es war mehr als nur die rein körperliche Attraktivität. Am stärksten faszinierte ihn, was dieses Gesicht zu verbergen schien: die Geheimnisse hinter diesen durchdringenden eisblauen Augen. Was hatte sie getan, dass sie an einen Ort wie Khatyrgan geraten war?
    »Wer ist sie, Dan?«, fragte er jetzt, da sie allein waren. »Warum ist Cain bereit, ein so großes Risiko einzugehen, um sie da rauszuholen?«
    Cain war schon längst gegangen. Er hatte gespürt, dass jede Einmischung seinerseits zu diesem Zeitpunkt eher hinderlich sein würde als hilfreich. Außerdem war sein Job erledigt – Drake war an Bord, mehr interessierte ihn nicht.
    Obwohl Drake stets sehr sorgfältig darauf achtete, so viel wie möglich über einen verschwundenen Operative in Erfahrung zu bringen, weil das zu seinem Job gehörte, entwickelte er so gut wie nie eine persönliche Beziehung zu ihnen. Es gab immer eine Grenze, die er nicht überschritt, eine Kluft aus professioneller Gleichgültigkeit, die ihn von dieser Person trennte, die er entweder retten oder jagen musste, je nachdem.
    Diesmal war das anders.
    Franklin schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, mein Freund. Das hier übersteigt deine Gehaltsstufe … und meine auch«, setzte er unglücklich hinzu. »Man hat mir nur gesagt, sie wäre wichtig und wir müssten Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie herzuholen. Also habe ich mich für dich entschieden.«
    »Ich fühle mich geehrt.« Drake trank noch einen Schluck Kaffee und rieb sich die Augen. Sein Gehirn schien immer noch nicht richtig zu funktionieren, und auch die Kopfschmerzen, die ihm seit dem frühen Morgen zusetzten, waren nicht verschwunden.
    Sein Freund sah ihn forschend an. »Geht es dir gut?«
    »Klar, alles bestens.«
    »So siehst du aber nicht aus«, setzte der Ältere hartnäckig nach. »Lange Nacht?«
    »Früher Morgen«, wich Drake aus und weigerte sich, mehr dazu zu sagen.
    Franklin atmete
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