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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc
Autoren: SF-Online
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hinter sich geschlossen hatte. »Wobei das bei Ihnen ja meistens täuscht.«
    Ich erklärte ihm, was vorgefallen war. Während ich erzählte, wechselte der Ausdruck in seinem Gesicht mehrmals zwischen Staunen, Faszination und Besorgnis. »Lassen Sie sehen«, sagte er, als ich fertig war, und wies auf die Behandlungsliege.
    Ich zog mein Hemd aus und legte mich behutsam auf den
    Rücken. Eine steile, nachdenkliche Falte bildete sich auf seiner Stirn, wahrend er die Wunde auf meinem Bauch betrachtete.
    »Tut das weh?«
    »Nicht mehr besonders«, sagte ich.
    Er betastete die Umgebung des verkrusteten Schnittes. »Und so?«
    »Ein dumpfer Druck, weiter nichts«, meinte ich.
    »Kann es sein«, fragte er, »dass Sie Ihre Sedierung noch eingeschaltet haben?«
    Peinlich. Er hatte Recht. Ich vergesse das zu gern, schon immer Erstaunlich, dass die Vorratstanks nicht längst leer sind, sie sind seit 1989 nicht mehr nachgefüllt worden.
    Kaum hatte ich die Sedierung abgeschaltet, kehrten die
    Schmerzen zurück – ein heftiges Pochen im Bauch und ein
    scharfes, jähes Stechen bei jeder unbedachten Bewegung, als wolle es mich demnächst zerreißen.
    Der Arzt nickte zufrieden »Schon besser« Er befühlte die Bauchdecke erneut und registrierte mein Zusammenzucken
    »Schmerz ist ein lebenswichtiges Signal. Ich werde die Wunde säubern und nähen, und zwar unter lokaler Anästhesie,
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    verstanden? Sie halten sich da raus« Als ich mühsam nickte, setzte er hinzu »Den Blutfluss drosseln dürfen Sie natürlich«
    »Es geht aber nicht nur um die Wunde, Doc«, erinnerte ich.
    Er wiegte das Haupt. Er hat mittelblondes, leicht welliges Haar und muss, soweit ich das beurteilen kann, in den Augen einer heiratswilhgen Frau geradezu unwiderstehlich aussehen.
    »Richtig, der Energieausfall. Das ist natürlich eine
    beunruhigende Sache. Ich denke, da sollten wir uns zuerst einmal die Rontgenbilder ansehen..«
    Wahrend er meine Akte zu Tage förderte, die Bilder
    durchsah und zwei davon an das Leuchtgerät klippste, kroch ich mühsam von der Liege und schleppte mich neben ihn. Ich fand eine Stuhllehne, an der ich mich festhalten konnte.
    Das linke Bild war eine Gesamtaufnahme meines Bauches
    zwischen unteren Rippenbogen und Hüfte. In den wolkigen
    Konturen der Organe leuchteten zahllose grellweiße, scharf konturierte Flecken: Das Sammelsurium meiner Implantate; die reinste Gerümpelkammer. Computer. Navigationsgeräte.
    Speichereinheiten. Vorratstanks. Tollkühne Einrichtungen wie ein mechanisches Nebenherz mit Sauerstoffanreicherung und Turbofunktion, das sich über eine Parallelleitung in meine Bauchschlagader einklinken und mir kurzfristige
    Höchstleistungen erlauben sollte wie etwa die, tausend Meter in anderthalb Minuten zurückzulegen. Bloß hat es noch nie länger als eine Minute funktioniert, sodass es im Grunde nur ein nutzloser, an einem meiner Lendenwirbel festgeschraubter Klumpen Hightech ist.
    Der flächenmäßig größte Fleck ist die Nuklearbatterie, die das gesamte System mit Strom versorgt. Sie schmiegt sich wie eine knotige Wurst in meinen Beckenboden, und sie ist das einzige Implantat, das ich deutlich spüren kann, weil sie so schwer ist. Auf dem rechten Röntgenbild war sie nur noch 30
    ausschnittweise zu sehen. Ein dünnes, anscheinend
    ummanteltes Kabel führte zu einem kleinen Gebilde, das
    aussah wie ein rund gelutschtes Bonbon, und von dort aus weiter nach oben.
    »Das muss es sein«, meinte Dr. O'Shea und tippte mit dem hinteren Ende seines Kugelschreibers darauf. »Ein Implantat, ungefähr so groß wie ein Pflaumenkern. Es sitzt im
    Peritoneum. Im Bauchfell«, fügte er hinzu.
    Ein Implantat. Er hatte Recht. Es war zu groß für eine
    Steckverbindung.
    »Es ist gewandert, oder?«
    »Sicher. Vermutlich ist es ins Bauchfell eingepflanzt, und das bewegt sich mit jedem Atemzug und jedem Schritt, den Sie tun.«
    Ich betrachtete den deutlich abgegrenzten weißen Fleck. »An der Stelle dürfte eigentlich nichts sein außer einer simplen Stromleitung.« Man kennt schließlich seinen Bauplan. »Im Grunde nicht mal eine Steckverbindung. Wobei die dadurch zu erklären gewesen wäre, dass bei einer der Nachoperationen aus Versehen das Kabel durchtrennt wurde und es geflickt werden musste. Aber das da...« Ich besah mir den Störenfried aus nächster Nähe und schüttelte schließlich den Kopf. »Keine Ahnung, was das sein soll.«
    »Als technischer Laie würde ich sagen, es sieht aus wie eine Art Verteiler.«
    »Bloß
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