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Mia

Mia

Titel: Mia
Autoren: Janina Behrens
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U-Bahn-Station hielt ein Motorrad neben ihr. Harley Davidson. Oh Gott, nicht doch  . . .
    Frau Vogt nahm den Helm ab und strahlte sie an. Mia stockte der Atem. »Hi, Mia! Geht’s Ihnen heute besser? Vorhin waren Sie so schnell weg, da konnte ich Sie gar nicht fragen.«
    Mia antwortete: »Geht so.« Hatte sie den Brief gelesen? Wusste sie, dass er von ihr war? Würde sie jetzt sagen: ›Mia, wir müssen mal reden?‹
    Statt dessen schlug Frau Vogt vor: »Gehen Sie doch mal zum Arzt. Sie sehen aus, als hätten Sie Magenschmerzen. Vielleicht brüten Sie was aus!« Sie lächelte Mia an. Unwiderstehlich. »Ich muss los, bis morgen.« Sie setzte den Helm auf und brauste davon. Mia starb tausend Tode. Anscheinend war alles in Ordnung. Vielleicht wusste sie wirklich nicht, was mit Mia los war.
    Am nächsten Morgen stand Kati vor der Tür. »Ich wollte dich abholen. Sonst machst du noch blau vor lauter Schiss«, sagte sie fröhlich. Ach, Kati. Sie hatte wirklich immer recht.
    Auf dem Schulweg wurde Mia immer langsamer. »Ich habe echt Panik. Wenn sie jetzt sauer ist oder so?«
    Kati sah sie an. »Warst du schon mal sauer über einen Liebesbrief?«
    »Nee, aber . . . vielleicht mag sie mich nicht mehr, weil ihr das zu stressig ist.«
    Kati versuchte sie zu beruhigen. »Wenn sie kapiert hat, dass der Brief von dir ist, wird sie mit dir reden. So was lernen die doch im Studium!« Sie grinste schelmisch.
    »Ganz sicher, Kati. Ganz sicher!« Mia musste lachen. Die ersten vier Stunden vergingen viel zu schnell. Mia sah Frau Vogt nicht, bis sie in der fünften Stunde Deutsch hatten. Die Lehrerin betrat den Raum, grüßte alle freundlich und begann über Effi Briest zu sprechen. Mia wurde jedes Mal übel, wenn Frau Vogt sie anschaute. Sie traute sich kaum hinzusehen. Einmal wurde sie aufgerufen und gab eine Antwort, die zu ihrer Überraschung wenigstens halbwegs richtig war. Nach einer halben Stunde übergab Frau Vogt das Wort an den Kurssprecher Oliver, der Vorschläge für das Kurstreffen sammeln wollte.
    »Also erst mal brauchen wir einen Ort, Leute«, begann er.
    Alle brüllten durcheinander. Von der entbrennenden Diskussion bekam Mia nichts mit. Als nach fünf Minuten immer noch keine Einigung erreicht war, fragte Frau Vogt: »Warum denn nicht einfach bei mir?« Sie schaute ihren Kurs erwartungsvoll an. »Kochen kann ich ganz gut. Vielleicht hilft mir ja auch jemand. Die anderen bringen einfach was zu trinken mit.« Gejubel im Kurs. Der Termin wurde geklärt. »Und wer von euch kann am besten Gemüse schnippeln?« fragte ihre Lehrerin schließlich.
    »Mia!« rief Christian voller Überzeugung. Oh mein Gott, nein! dachte sie. Das kann er doch nicht machen! Na gut, er konnte nichts dafür, er wusste ja von nichts. Wahrscheinlich wollte er ihr einfach ein Kompliment machen. »Bei der letzten Grillparty hat sie Grünzeug geschnetzelt wie ein Chefkoch«, führte er weiter aus.
    Dankeschön, Chris, es reicht jetzt, dachte sie.
    »Mia? Haben Sie Lust?« Mia bekam einen Hustenanfall. Klar hatte sie Lust. Aber nicht so sehr auf Gemüse. Während sie noch hustete, nickte sie und schaute hilfesuchend zu Kati.
    »Ich helf’ auch mit«, sagte ihre beste Freundin grinsend. Mia atmete auf. Sie hätte sie knutschen können.
    »Also abgemacht. Mia, Kati, Mittwoch um sieben bei mir, der Rest um acht.« Sie schrieb ihre Adresse an die Tafel und nahm ihre Tasche. »Feierabend!«
    Mia bedankte sich überschwänglich bei Kati. Das hätte sie allein nicht durchgestanden.
    Je näher der Mittwoch rückte, desto nervöser wurde sie. Sie lebte wie in Trance. In der Schule wagte sie kaum noch Frau Vogt anzuschauen. Die benahm sich, als hätte es keinen Brief gegeben. Mia versuchte zu glauben, dass alles in Ordnung sei.
    »Wenn sie annehmen würde, dass er von dir ist, hätte sie längst mit dir geredet, oder?« versuchte Kati sie zu beruhigen. Mia war einmal mehr nicht überzeugt.
    Am Mittwoch Punkt sieben stand sie mit zitternden Knien und Kati an der Hand vor Frau Vogts Tür. Sie hatte den gesamten Nachmittag für ihr Styling gebraucht und etwa zwanzig verschiedene Kombinationen anprobiert, bis sie endlich einigermaßen zufrieden war.
    »Wow, schöne Frau!« hatte Kati sie begrüßt. »Du siehst ja richtig geil aus. Das wird der guten alten Frau Vogt bestimmt auch auffallen.«
    Mia hatte ihr die Zunge rausgestreckt. Sie war zu nervös gewesen, um zu protestieren.
    Kati drückte den Klingelknopf. Mia ließ schnell ihre Hand los, was Kati mit einem
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