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Messi

Messi

Titel: Messi
Autoren: Luca Caioli
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schließlich auf die Überschriften aus dem Juli 2005 stößt, als Argentinien die U-20-Weltmeisterschaft gewann.
    „Ich hatte die Party hier in der Nachbarschaft selbst organisiert. Wir sind bei allen Nachbarn vorbeigegangen und haben um Geld gebeten, um Konfetti, Böller und Farbe zu kaufen. Wir schrieben in weißen Lettern ,Leo, Stolz der Nation‘ auf den Boden und hingen ein Transparent in der Straße auf, auf dem ,Willkommen, Weltmeister!‘ stand. Eigentlich sollte er um ein Uhr nachts ankommen, und die ganze Nachbarschaft wartete auf ihn. Es war Winter, es war bitterkalt, und er tauchte einfach nicht auf. Ein paar Leute wurden müde und gingen nach Hause. Wir blieben und warteten bis fünf Uhr morgens, als schließlich hupend ein weißer Kleinbus um die Ecke bog. Im gleichen Augenblick wurden die Fernsehkameras eingeschaltet. Die Leute fingen an zu jubeln, warfen Böller, spielten Trommel und riefen: ‚Leo ist da, Leo ist da!‘ Er war noch völlig ausgepumpt, aber überglücklich. So einen Empfang hatte er nicht erwartet.“
    Es folgen weitere Zeitungsausschnitte und noch mehr Fotos von Leo. Hinzu kommen einige bittere Artikel voller Kritik. Sie stammen aus den Tagen nach dem Spiel zwischen Argentinien und Deutschland bei der WM 2006 und zeigen das Bild des einsam auf der Bank sitzenden Leo.
    „Die sagten, er sei zu impulsiv und integriere sich nicht in die Gruppe. Die haben ihn abgeschossen. Aber so war das nicht. Nur wer ihn kennt, weiß, was er fühlt. Wenn es ihm nicht so gut geht, ist Leo ein bisschen eigenbrötlerisch. Er zieht sich zurück und verkriecht sich in sich selbst. Manchmal war er selbst zu mir so. Es ist dann verlorene Liebesmüh, herauszufinden, was in ihm vorgeht. Aber für mich ist Leo vor allem ein Lächeln.“
    Und er hat sich nicht verändert?
    „Nein, zu mir ist er genauso wie immer, schüchtern und schweigsam. Er ist der gleiche Leo, mit dem ich aufgewachsen bin. Es gibt nur einen Unterschied: Wenn er früher hierher kam, hat er sich sein Fahrrad geschnappt und ist quer durch die Stadt gefahren. Heute nimmt er das Auto, weil ihn die Leute nicht in Ruhe lassen. Er kann gar nicht fassen, was für einen Aufruhr er erzeugt. Die Leute aus der Nachbarschaft machen nun Fotos von ihm, und die Mädchen warten vor der Haustür, um Hallo zu sagen. Die Jungen wollen so sein wie er. Ich bin immer ganz überrascht, wenn ich höre, was sie in Spanien kreischen oder wenn er mit der Nationalmannschaft spielt. Normalerweise schweige ich lieber, wenn ich nach ihm gefragt werde. Ich will nicht, dass die Leute denken, dass ich herumtratschen oder mich selbst in den Vordergrund spielen möchte. Nein, für mich ist Leo ein bescheidener Freund fürs Leben, dem immer noch nicht wirklich klar ist, wie berühmt er eigentlich ist.“

5 Rot und Schwarz
    21. März 1994
    Der spanische Fußballspieler Raúl meinte einst: „Ich hatte immer gute Argentinier um mich herum, wie Valdano, unter dem ich bei Real Madrid mein Debüt feiern konnte, oder Redondo oder die Mannschaftskameraden, mit denen ich jetzt die Umkleidekabine teile. Mit allen habe ich mich prima verstanden. Ich wünschte, ich könnte bald mal nach Argentinien fliegen und dort ein bisschen Fußball genießen. Ich würde mir gern mal ein Spiel von Boca oder River anschauen.“
    „Oder Newell’s“, fügte Lionel Messi mit leiser Stimme hinzu.
    Der Floh lässt keine Gelegenheit aus, seine rot-schwarze Liebe zu beteuern – noch nicht einmal während eines Gesprächs mit Real Madrids Kapitän Raúl, das im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung stattfindet. Man erwartet das allerdings auch von ihm – denn die ganze Familie hat sich Newell’s verschrieben. Sein Vater Jorge spielte dort von seinem 14. Lebensjahr an, bis er zum Wehrdienst eingezogen wurde. Er war ein eher defensiver Mittelfeldspieler mit einem hervorragenden Auge für das Spiel, auch wenn er es nie bis zu den Profis schaffte. Mit sieben Jahren trat Rodrigo in die Fußballschule von Newell’s ein, und Matías sollte ihm bald folgen.
    Anfang 1994 kommt Leo direkt von Grandoli dorthin. Die Talentspäher des Vereins kennen ihn bereits. Sie bitten seine Brüder, ihn mitzubringen, weil sie herausfinden wollen, ob er wirklich so außergewöhnlich ist. Schließlich bestreitet der jüngste der Messi-Brüder im Verlauf von fast einem Monat acht Spiele in ebenso vielen Mannschaften der unteren Ligen für den Verein. Der Test ist intensiv, und Messi enttäuscht nicht. Die Trainer der
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