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Mensch versteh mich doch

Mensch versteh mich doch

Titel: Mensch versteh mich doch
Autoren: Sabine Thiele
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Mülleimer ausgeräumt. Wir kommen heim, sehen die Bescherung und schimpfen mit ihm, oder zumindest drücken wir unseren Unmut bewusst oder unbewusst durch unsere Körpersprache und unser Verhalten aus. Unser Hund zieht den Schwanz ein, winselt vielleicht sogar oder verzieht sich geduckt in eine Ecke. Hat er also ein schlechtes Gewissen?

    Der unsichere Blick zum Boden zeugt nicht von einem schlechten Gewissen wegen einer zurückliegenden Tat. Er ist lediglich eine Reaktion auf unsere schlechte Stimmung. (Foto: Tierfotoagentur.de/A. Mirsberger)

    Oder hat der noch nicht stubenreine Welpe ein schlechtes Gewissen, wenn er nachträglich ausgeschimpft wird, weil wir ein Pfützchen auf dem Fußboden entdecken? Oder der Hund, der „heimlich“ während unserer Abwesenheit auf dem Sofa gelegen hat und schnell wieder hinuntergehüpft ist, als wir nach Hause kamen?
    Die Antwort lautet in allen Fällen: Nein! Ein Hund ist nicht in der Lage, die aktuellen Geschehnisse, also unseren Unmut, mit seinen länger zurückliegenden „Taten“ zu verknüpfen. Er weiß nicht, warum wir ihn ausschimpfen. Wie im vorigen → Kapitel beschrieben, müsste die Strafe für sein Verhalten sofort erfolgen, um wirksam zu sein. Wir können dem Hund nicht erklären, dass wir nicht in Ordnung finden, was er vor Stunden getan hat. Er wird also lediglich auf unsere für ihn spürbar schlechte Stimmung reagieren, indem er uns mitteilt, dass er unsere schlechte Laune bemerkt und versucht, uns zu besänftigen.
    Der Hund lernt also höchstens, dass wir beim Wiederkommen schlecht gelaunt sind und beschwichtigt werden müssen – warum auch immer. Das kann zu einem Teufelskreis führen: Unser Hund beschwichtigt nun jedes Mal, wenn wir nach Hause kommen. Wir bemerken das, interpretieren sein Verhalten als Anzeichen von Reue und begeben uns auf die Suche nach dem Grund. Dabei signalisieren wir durch unsere Körpersprache erneut unseren Unmut über die vermeintliche neue „Tat“. Der Hund wird in seinem Beschwichtigungsverhalten bestätigt und zeigt es verstärkt. Das kann zu einem massiven Problem werden.

    So bitte nicht mehr!
    • Noch immer wird häufig das Nackenschütteln als für den Hund verständliche und auch unter Hunden übliche Strafe empfohlen. Tatsächlich aber packen Hunde in der Regel nur Beutetiere im Nacken und schütteln sie tot. Einen Artgenossen würden sie an dieser empfindlichen Stelle nur im Ernstkampf beißen – mit der Absicht, ihn zu töten. Bei Beutespielen mit Ihrem Hund können Sie dieses Verhalten gut beobachten. Er wird das ergatterte Spielzeug schütteln, so wie er es auch mit lebender Beute tun würde. Wer seinen Hund durch Nackenschütteln maßregelt, droht ihm mit dem Tod. Das zerstört jedes Vertrauen.
    • Die Anwendung von Telereizgeräten (auch bekannt als Teletakt) ist in Deutschland verboten, was aber leider nichts daran ändert, dass sie immer wieder zum Einsatz kommen. Der Stromschlag über das Halsband fügt dem Hund starke Schmerzen zu, woraufhin er sein Tun meist unterlässt. Dasselbe gilt für Schmerzeinwirkung über Stachel- oder Würgehalsbänder. Beim Training von „Problemhunden“ lassen sich mit diesen Mitteln häufig schnelle Erfolge erzielen. Allerdings halten diese selten lange an und langfristig kommen als Reaktion auf den Schmerz oft noch mehr Probleme hinzu, etwa Angst oder Aggression.
    • Schreckreize wie Rütteldose, Wasserpistole oder das Sprayhalsband haben alle eines gemeinsam: Meist weiß der Hund ziemlich schnell, wer den negativen Reiz verursacht, und nach einigen Wiederholungen gewöhnt er sich daran – die Wirkung geht verloren. Manche Hunde werden aber durch einen Schreckreiz so in Angst oder sogar Panik versetzt, dass sie in der Folge auf ähnliche Umweltreize ebenso ängstlich reagieren. So bleibt nicht nur das ursprüngliche Problem bestehen, sondern der Hund ist zudem stark verunsichert und steht unter Stress.
    • Lautes Anschreien sowie an der Leine „rucken“ oder zerren zerstört das Vertrauen des Hundes in den Menschen und fördert unsicheres oder auch aggressives Verhalten. Wird ein Hund auf diese Weise trainiert, setzt er sich möglicherweise irgendwann zur Wehr und bedroht den Menschen. Schlimmstenfalls folgt darauf eines Tages sogar ein richtiger Angriff.

    Beute wird im Nacken gepackt, um sie zu töten. Als Bestrafung sollte Nackenschütteln daher tabu sein. Es würde jedes Vertrauen zerstören. (Foto: Tierfotoagentur.de/R. Richter)

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