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Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)

Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)

Titel: Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
Autoren: Matthias Herbert
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weiterer Wächter aus der oberen Öffnung.
    Jarek klappte den Hebel der Waffe ein, riss den Splitter hoch, zielte und drückte ab, aber der Schuss erreichte das Tier nicht. Der Wächter flog weiter und beschleunigte. Noch zweimal zog Jarek den Abzug durch, doch nur ein schwaches Pfeifen kam aus dem Lauf und das letzte Geschoss klapperte auf den Felsabsatz.
    Kobar hatte es nicht einmal geschafft, einen Pfeil auf den Bogen zu legen, bevor der Schwärmer außer Schussweite war.
    Alle sahen dem Wächter nach, der in einer geraden Linie davonflog und immer kleiner wurde, bis er nicht mehr zu erkennen war.
    Keiner bewegte sich.
    Keiner sagte ein Wort.
    Niemand musste es aussprechen. Sie waren Jäger. Sie wussten Bescheid.
    Der Wächter würde den Schwarm suchen. Er würde ihn finden. Er würde ihn zurückbringen, Hunderte wütender, fliegender Reißer mit scharfen, mörderischen Klingen. Die Salaschwärmer würden sie erreichen, bevor sie in den Gebäuden Maros Schutz suchen konnten.
    Sie waren tot.
    Alle.

    Jarek war noch nie in seinem Leben so schnell geklettert. Der Abstieg war schon unter normalen Umständen nicht ganz einfach, aber jetzt war ihre halsbrecherische Eile lebensgefährlich. Für die übliche Umsicht, die sonst jeden Schritt des Jägers bestimmte, war keine Zeit.
    Kobar hatte nicht versucht, seinem Trupp falsche Hoffnungen zu machen. „Wir werden nur dann überleben, wenn der Schwarm sehr weit geflogen ist“, hatte er erklärt. „Wenn wir Glück haben, ist er noch unterwegs und der Wächter muss ihn finden. Wenn er bis nach Ronahara geflogen ist, schaffen wir es. Wenn nicht, erreichen sie uns, bevor wir zurück in Maro sind.“
    Den Paas hatten sie mitgenommen. Auf das Gewicht kam es nicht mehr an und kein Jäger ließ Beute zurück, wenn er es irgendwie vermeiden konnte.
    Jarek ließ sich auf den nächsten Absatz hinab, dann ging er in die Knie, packte das schmale Sims und seine Füße suchten den nächsten Halt.
    Niemand hatte je gesehen, was passierte, wenn ein Clan Schwärmer über eine Gruppe Jäger herfiel. Niemand, der es überlebte hätte. Jarek wollte sich nicht vorstellen, was passierte, wenn Hunderte fliegender Klingen nach einem stachen, die Haut bis auf die Knochen schlitzten und das Fleisch zerrissen, doch die Bilder drängten sich von selbst nach vorne. Seine Rechte rutschte ab und er geriet ins Wanken. Der Gurt des Splitters schnitt in die Schulter, der Rückenbeutel zog ihn von der Wand weg und auch der rechte Fuß verlor den Halt. Mit aller Kraft klammerte er sich mit der Linken in den scharfkantigen Felsspalt und spürte, wie das Gestein in die Haut schnitt.
    „Die Körpermitte zwischen drei Punkte.“ Immer wieder rief er sich die oberste Regel beim Besteigen der Höhen ins Gedächtnis, wie Kobar sie ihm beigebracht hatte, schon als sie die ersten Kletterversuche am Nilihügel knapp vor den Mauern unternommen hatten. Er tastete über die Wand, versuchte, ruhig weiterzuatmen, und seine Rechte fand einen Spalt. Auch der Fuß hatte gleich darauf wieder einen Tritt und Jarek verharrte einen Moment, dann schaute er nach unten und sah, dass die Zwillinge, flink wie sie waren, sich trotz der Lasten auf ihren Rücken bereits zwanzig Mannslängen unter ihm befanden, und er erkannte, dass er genau dem Weg, den sie gefunden hatten, folgen musste.
    Es war das siebte Mal, dass seine Hand den Halt verloren hatte, und er war damit nicht allein. Jeder von ihnen war mehrfach abgerutscht, aber jeder hatte sich trotzdem noch an den Felsen klammern können.
    Bis jetzt.
    Mit einer kurzen Bewegung der Schultern warf Jarek den Beutel wieder in Mitte seines Rückens und setzte den Abstieg fort.
    Er drehte sich nicht um.
    Niemand drehte sich um.
    Keiner aus dem Trupp verschwendete Zeit mit einem Blick hinauf in den immer noch gelben Himmel mit der nun matteren Sala, die wieder im Sinken war.
    Alle wussten, sie würden das tiefe Summen der Schwärmer hören, das kleine Steinchen von den Felsen lösen konnte, lange bevor die Flugreißer zu sehen waren.
    Und dann wäre es zu spät.
    Jarek kam gerade unten an, als auch Kobar den Trupp wieder erreichte. Der Anführer sprang das letzte Stück herab und geriet auf dem schrägen Fels ins Rutschen. Jarek packte Kobar am Arm und hielt ihn fest.
    „Weiter.“
    Sie setzten sich im Laufschritt in Bewegung. Kobar übernahm die Spitze, gefolgt von Gilk. Die Zwillinge liefen nebeneinander, jede der Frauen wie ein Schatten der anderen, mit den gleichen Bewegungen, der
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