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Melli - einmal blinzeln und von vorn

Melli - einmal blinzeln und von vorn

Titel: Melli - einmal blinzeln und von vorn
Autoren: Stefanie Doerr
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und so alt wie wir. Und kein Streber, sondern ganz normal wie wir.« Okay, ganz normal war sie ja auch nicht. Aber das tat jetzt nichts zur Sache. »Schau ihn dir doch nur mal an. Dem springen die IQ-Punkte ja schon aus den Augen raus. Der platzt eines Tages noch an seiner Arroganz.«
    Â»Ich seh nur die dunkelgrünen Funken aus seinen Augen sprühen, und die haben weniger mit IQ, sondern mit Melli-Ablehnung zu tun. Was hast du ihm getan? Er ist doch erst heute angekommen.«
    Â»Nichts! Vielleicht bin ich ihm nicht gleich begeistert um den Hals gefallen? Vielleicht kann er es nicht erwarten, sich bei uns einzunisten und mir das Leben zur Hölle zu machen, und wetzt schon mal die Messer?«
    Â»Melli, nimm es mir nicht krumm, aber ich finde ihn toll. So einen haben wir an unserer Schule nicht, der hat das Zeug zum Superhelden.«
    Â»Der wird gar nicht an unsere Schule gehen. Der geht auf die Internationale oder gleich aufs Internat oder direkt auf die Uni. Am besten aber geht er so schnell wie möglich zurück nach Amerika.«
    Â»Schade.«
    Â»Er hat liebe Augen«, mischte sich Pia ein, die sich neben sie ans Büfett gedrückt hatte. »Ich finde, er verdient eine Chance.«
    Â»Wie Adine?«, konnte es sich Melli nicht verkneifen, bereute aber im selben Moment ihren Ausbruch, da Pia schon wieder mit den Tränen kämpfte.
    Â»Entschuldige, habe ich nicht so gemeint. Ist natürlich etwas ganz anderes. Aber mir geht er jetzt schon auf den Wecker, so perfekt, so intelligent, so großartig, ihm steht die Welt offen, so erfolgreich, so ehrgeizig ...«, Melli verdrehte gefrustet die Augen, bis sie von Loras warnendem Blick unterbrochen wurde.
    Â»Wir sollten jetzt in den Saal gehen, wenn wir nicht die sicherlich sehr kurzen Worte der Schulleitung, des Fördervereins, des Elternbeirates und der Stadtverordneten verpassen wollen«, scherzte Onkel Christof, der hinter ihnen aufgetaucht war. »Lora, wohin willst du mit diesem Tiramisu-Berg? Warten draußen noch drei Fußballmannschaften, die keine Karten mehr bekommen haben?«
    Lora ignorierte die Anspielung mit hoch erhobenem Kopf und kämpfte sich an die Stelle zurück, an der ihre Familie im Getümmel Stellung bezogen hatte.
    Aber nur bei ihren Eltern herumzustehen, war Melli mit der Zeit zu blöd. Außerdem trieb sie Pams Aufforderung, sie könnte doch mal ihren »lieben Gast« herumführen, in die Flucht. Das wäre ja noch schöner. Sie als Sitter für das amerikanische Riesenbaby! Nachdem Lora ihren mittlerweile leeren Teller bei Christof abgeladen hatte, pilgerten sie und ihre Freundinnen als kicherndes Knäuel durch die Zuschauer, die auf die erste Rede warteten. Bestimmt todlangweilig. Lora, Melli und Pia verzogen sich wieder nach draußen, wo schon viele andere aus ihrer Musical-Gruppe warteten und aufgeregt die Ereignisse beschnatterten. Jacob und Mario waren die Stars des Abends – so lange, bis Leon und Ricarda auftauchen würden, die noch auf der Rednerbühne gebraucht wurden.
    Â»Melli«, wurde sie von ihren Klassenkameradinnen herbeigewunken. »Sag mal, wir wussten gar nicht, dass du einen Bruder hast. Warum versteckst du so einen süßen Typ vor uns. Sind wir nicht gut genug für ihn?«
    Â»Das ist nicht mein Bruder. Das ist Jason.«
    Â»Huhuuuuu, Jason«, flötete Nadine, die sich immer irgendwie wichtig machen wollte, und erntete ausgelassenes Gelächter. »Jason Derulo oder Jason Timberlake?«, ergänzte ihre Freundin Charlie neunmalklug.
    Â»Der heißt Justin Timberlake, du Eule, und jetzt lass mich mal durch. Jason ist der Sohn des Mannes meiner Mutter, verstehst du?«
    Mellis Gegenüber sah mehr als ratlos drein. »Der Sohn deines Vaters? Ach egal. Jedenfalls gefällt er uns und wir wollen ihn kennenlernen.«
    Â»Da müsst ihr euch aber ein bisschen beeilen, denn er geht ganz schnell wieder zurück nach Amerika, und Adrian ist nicht mein Vater, sondern der Mann ... was geht dich das überhaupt an«, motzte Melli unfreundlich. »Jedenfalls stelle ich euch Jason nicht vor. Ich kenne ihn ja selbst kaum.«
    Im Hintergrund versuchte jemand, klatschend die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, was niemanden kümmerte.
    Â»Ist nicht dein Ernst. Er ist Amerikaner? Wie die süßen Stückchen mit Zuckerguss?« Nadine riss gespielt verzückt die Augen auf und leckte sich die Lippen.
    Aus dem Klatschen
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