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Meine Schwiegermutter ist cooler als deine

Titel: Meine Schwiegermutter ist cooler als deine
Autoren: dtv
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wundersame Entdeckung hat
     ihn vor ziemlich üblen Spätfolgen bewahrt. Irre, oder?
    Ich glaube es mir manchmal selbst nicht, wenn ich das jemandem erzähle, allein: So hat es sich zugetragen. Ein weiterer Kronzeuge
     des Sehers ist ein ortsbekannter älterer Herr, der sich mittlerweile nur noch mit Verstärker vor dem Hals unterhalten kann.
     Auch hier sagte der Seher völlig unvermittelt: »Da ist was am Kehlkopf.« Der Mann ließ sich untersuchen und sprang so dem
     Tod von der Schippe – zwar um den Preis einer gruseligen Stimme, aber den Preis hat er gern gezahlt.
    Der Seher selbst ist inzwischen verstorben, und diese biografische Angabe ist leider wahr.

|101| Der große Satz
    Es ist schwierig, Italien auf den Punkt zu bringen – die Faszination, die dieses Land ausübt, ebenso zu erwähnen wie all das,
     was eben nicht ganz so dolle ist. Und doch hat es mein Freund Marco aus Cervignano unabsichtlich geschafft. Wir haben bei
     Marco Silvester gefeiert. Marco ist ein guter Gastgeber, was für Italiener ein Pleonasmus (»weißer Schimmel«) sein mag, wir
     aßen und tranken, bis wir erschöpft von den Sitzen glitten. Nach dem Feuerwerk hatten wir uns alle wieder gesammelt, und jeder
     half ein bisschen beim Aufräumen. Ich sammelte die leeren Weinflaschen ein, um dann zu beobachten, wie Marco die Flaschen
     in den Hausmüll schmiss und nicht separat entsorgte. Noch etwas benommen und keineswegs vorwurfsvoll fragte ich: »Sagt mal,
     trennt ihr hier den Müll nicht?«
    Und dann antwortete Marco mit einem Satz, der Italien in all seinen Facetten zusammenfasst, in all seinen guten und seinen
     weniger guten Seiten. Der Satz enthält die äußerst liebenswerte mediterrane Leichtigkeit ebenso wie den mitunter enervierenden
     mediterranen Schlendrian. Kurz: Der Satz ist reinstes Italien. Marco sagte nämlich:
    »Ja, sicher, aber doch nicht am Silvesterabend!«

|102| Mein Klingelton
    Auch auf die Gefahr hin, letzte Reste meiner ohnehin recht fadenscheinigen intellektuellen Maske herunterzureißen, gestehe
     ich hier und jetzt: Ich bin ein großer Fan aller Bud-Spencer-und-Terence-Hill-Filme. Viele kann ich praktisch mitsprechen,
     und einen großen Teil meiner Konversation bestreite ich mit Versatzstücken aus den Filmdialogen: Auch ich nenne jeden Glatzkopf
     »Locke«, und Freunde frage ich nicht »Wie geht’s?«, sondern »Alles senkrecht?«. Mein Lieblingskommentar zu mittelmäßigem Essen
     stammt aus ›Das Krokodil und sein Nilpferd‹ und lautet: »Schmeckt ja gar nicht mal so gut.« Allenthalben wird die Übersetzungsarbeit
     der Krimiserie ›Die Zwei‹ mit Tony Curtis und Roger Moore gelobt, aber ich meine, dass den Spencer-Hill-Synchronisationen
     ebensolches Lob gebührt. Minnie muss mit Pepe das Gleiche erleiden – beim Zappen bleibt er an Filmen der beiden hängen, dabei
     sind die Schauspieler in Italien gar nicht mal so populär wie in Deutschland.
    Klar gibt es auch weniger gute Filme der beiden, etwa die Spätwerke, wo beide doch schon sehr mitgenommen aussehen, aber unterm
     Strich verbringe ich meine Abende gern mit ihnen. Den Billardtrick, den Terence Hill in ›Zwei |103| Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle‹ fabriziert, habe ich mir sofort angeeignet (er ist großartig und kinderleicht zugleich),
     und ich glaube, ich bin vor ein paar Jahren nur deswegen mal kurzfristig Textchef der Zeitschrift ›FHM‹ geworden, weil ich
     beim Bewerbungsbillard – so macht man das bei Männertiteln – mit dem Trick groß auftrumpfen konnte.
    Ich will Sie nicht mit nutzlosem Wissen rund um die beiden Hauptdarsteller langweilen, obwohl es da eine ganze Menge zu erzählen
     gäbe. Wer über eine gesunde Halbbildung verfügt, der weiß wahrscheinlich, dass Bud Spencer als Schwimmer an den Olympischen
     Spielen von Helsinki 1952 und Melbourne 1956 teilnahm, aber ein echter Kracher ist folgender Fakt (ich muss das einfach preisgeben,
     bevor ich platze): Terence Hill, der eine deutsche Mutter hat, überlebte im Zweiten Weltkrieg die Bombennacht von Dresden.
     Wenn man will, kann man ja auch an den Filmen eine gewisse Stilbildung, garAvantgarde hineininterpretieren – die berühmte
     zweite Ebene, die auch banale Vergnügen veredelt. So gehören die BS-T H-Komödien auf jeden Fall zu den ersten, die Wert auf Filmmusik gelegt haben. Viele der Titelsongs sind Klassiker geworden, die man
     heute noch gern unter der Dusche pfeift, etwa ›Flying Through The Air‹ oder ›Dune Buggy‹ von Oliver Onions. Es
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