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Mein wundervolles Genom

Mein wundervolles Genom

Titel: Mein wundervolles Genom
Autoren: Lone Frank
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Spitzenforscher der damaligen Zeit 1975 in Kalifornien die heute legendäre Asilomar-Konferenz über Rekombinante DNA ins Leben. Sie wollten nicht einfach nur diskutieren, wie man mit größtmöglicher Sicherheit die Gentechnologie weiterverfolgen konnte, sie wollten darüber hinaus eine öffentliche Debatte über das Thema anstoßen. Kurz zuvor hatte sich der Watergate-Skandal ereignet, und es gab einen allgemeinen Wunsch nach Transparenz bei gesellschaftlichen Institutionen. Nun kam die Wissenschaft aus ihrem Elfenbeinturm. Ein Teil der Forscher glaubte, der einzig vernünftige Weg sei ein Moratorium für eine bestimmte Zeit; so lange sollte niemand gentechnologische Experimente durchführen, und man würde über die möglichen Konsequenzen nachdenken. Ein anderer Teil plädierte dafür, sofort Leitlinien aufzustellen, innerhalb vertretbarer Sicherheitsgrenzen sollten Experimente stattfinden dürfen.
    Die zweite Gruppe setzte sich durch. Durch ihren Sieg entwickelte sich die Molekularbiologie und veränderte die gesamte Biologie. Heute gibt es nicht eine Unterdisziplin der Biologie mehr, bei der nicht genetisches Wissen und genetische Daten eine Rolle spielen. Selbst ein Botaniker muss gelegentlich seine Gummistiefel ausziehen und sich in eine Datenbank einloggen. Die Verwandtschaft von Pflanzen wird nicht mehr anhand von Blütenblättern und Staubgefäßen ermittelt, sondern durch den Vergleich genetischer Sequenzen.
    Die Liste der Organismen, an denen man Genmanipulationen durchgeführt hat, ist beinahe endlos lang. Erdbeeren wurden mit Proteinen vollgepumpt, die verhindern, dass sie erfrieren; produziert werden die Proteine von einem Gen, das aus einem Tiefseefisch stammt. Gene, die für die Seidenproteine der Spinne codieren, wurden in Hefezellen übertragen, die daraufhin große Mengen feinster Spinnenseide produzierten, die zu ultrafesten, flexiblen Materialien verarbeitet werden kann. Man hat Weihnachtsbäume krankheitsresistent gemacht, und Blumen leuchten dank Gentechnik in bisher unbekannten Farben. Unschuldigen Zierfischen wurde das Gen einer bestimmten Qualle übertragen, und nun fluoreszieren die Fischkörper grün. Schweine bekamen Gene für menschliche Krankheiten wie Alzheimer und dienen als lebende Organismen, an denen man forschen kann.
    Die Manipulation ist die eine breite Spur auf der Autobahn der Genforschung, die Kartierung die andere. Wir erleben unsere eigene Version der Besessenheit der Aufklärungszeit, die vielfältigen Lebensformenauf dem Planeten zu erfassen, zu beschreiben, zu vergleichen und Ordnung in ihre Verwandtschaftsbeziehungen zu bringen. Heute ist die Genetik der Schlüssel zu jeder Ordnung und jedem Verständnis. Von einem Organismus nach dem anderen wird das Genom sequenziert, und die Ergebnisse sind in riesigen Datenbanken verfügbar.
    Begonnen hat alles mit den kleinsten Formen des Lebens, Viren, die keine eigenständigen Lebewesen sind, sondern Parasiten, die ausschließlich aus Genmaterial bestehen. Dann kamen »echte« Organismen an die Reihe, von Bakterien über Schimmelpilze bis zu Pflanzen und Tieren – beinahe viertausend Organismen von allen Stufen der Leiter der Evolution bis hinauf zum Homo sapiens.
    »Die wunderbarste Karte, die von der Menschheit je hervorgebracht wurde«, ist die Karte des menschlichen Genoms. 5 Es begann in den 1980er Jahren als verrückte Idee besonders weitblickender Genetiker, die die Vision eines Werkzeugs hatten, das die inneren Vorgänge unserer Biologie aufklären und die Erforschung von Krankheiten beträchtlich voranbringen würde. Angesichts der damaligen technischen Möglichkeiten war das Projekt gewaltig. Ein internationales Konsortium wurde gegründet und nahm das Vorhaben in Angriff: das Humangenomprojekt. James Watson, zu dieser Zeit schon eine mächtige Gestalt in der Welt der Forschung, mit der man zu rechnen hatte, gehörte zu den treibenden Kräften des Projekts. Ziel war es, das menschliche Genom komplett zu entschlüsseln, eine Art Enzyklopädie des Menschen zu erstellen. 1990 fiel der offizielle Startschuss für das Projekt, und man erwartete, dass bis zum Abschluss fünfzehn Jahre vergehen würden.
    Einige Jahre lang ging die Kartierung (oder Sequenzierung) ohne viel Aufsehen voran. Wissenschaftler am Sanger Institute in der Nähe von Cambridge in England und an den National Institutes of Health vor den Toren von Washington D.C. arbeiteten daran, ebenso wie einige andere Labors. Dann brach aus heiterem Himmel ein Krieg
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