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Medinas Fluch

Medinas Fluch

Titel: Medinas Fluch
Autoren: Katja Piel
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okay?“ Ihre Stimme klang matt und sie schloss die Augen.
    Alex war enttäuscht. Er fuhr mit den Fingern durch sein leicht strähnig gewordenes Haar und fummelte einen Kaugummi aus der Mittelkonsole. Dieser abgestandene Geschmack in seinem Mund machte ihn wahnsinnig. Vielleicht könnte er beim nächsten Stopp eine Zahnbürste und Zahnpasta kaufen.
    Wann hatte er jemals so etwas Verrücktes getan? Einfach nicht zur Arbeit erscheinen, nicht duschen, mit seinen Klamotten vom Vorabend am Leib? Dennoch fühlte es sich richtig an. In seine Gedanken versunken, hörte er Medina leise wimmern, allmählich wurde sie lauter und dann fing sie an zu reden. Die Worte, die sie mit ihren sinnlichen Lippen formte, waren schmutzig und Alex hätte sie wecken sollen, aber er spürte wie sie ihn erregten. Wie sein Schwanz steifer wurde und hart gegen den Cordstoff rieb. Bin ich völlig krank, fragte er sich beschämt. Er fuhr zum nächsten Parkplatz und stieg aus dem Wagen. Glücklicherweise war der Platz leer und Alex lief einige Meter, um sich wieder einzukriegen. Als er zum Auto zurückkam, stand Medina davor und rauchte. Sie wirkte müde, aber alles an ihr übte dennoch eine heftige Anziehung auf ihn aus. Kopfschüttelnd trat er zu ihr.
    „Wenn du rauchen kannst, scheint es dir ja besser zu gehen“, grummelte er und stieg ins Auto.

4.
    Das Viertel hatte sich seit damals stark verändert. Hübsche Familienhäuser säumten nun die Straße und hatten dem Elend den Garaus gemacht. Nichts deutete mehr auf Banden-oder Drogenkriege hin. Medina gab Alex Anweisungen, dann standen sie vor dem Haus.
    „Und du bist sicher, dass wir richtig sind?“, fragte er.
    Medina rollte mit den Augen. „Ja, bin ich. Ich war zuletzt vor zwölf Jahren hier. Wartest du hier?“, bat sie und ihre Stimme klang wieder freundlicher. Alex nickte. Er war schrecklich neugierig darauf, wie ihre Geschichte lautete, aber leider hielt sie sich zurück und sprach ‒ wenn überhaupt ‒ gar nicht von sich. Dankbar lächelte sie ihn an und verließ den Wagen.
    ***
    Minutenlang stand sie vor der Tür. Müsste ich nicht irgendetwas fühlen?, fragte sie sich überrascht. Mit zitternden Händen zog sie eine Halskette über den Kopf und hielt das Medaillon fest. Hierin verwahrte sie den Schlüssel für das Haus. Es war ein besonderes Schmuckstück, das sie beim Spielen auf dem Dachboden gefunden hatte. Medina wollte es unbedingt haben, da es durch seine ungewöhnliche Größe bestach und sie sich vorgestellt hatte, was sie darin alles verwahren könnte. Gran hatte es ihr schließlich zum achten Geburtstag geschenkt. Seit jener Nacht bewahrte sie den Schlüssel darin auf.
    Endlich fasste sie Mut und schloss auf. Die Tür ließ sich nur schwer öffnen, so dass sie zuerst an ihr ziehen und rütteln musste. So lang war es schon her und doch durchströmten Medina Erinnerungen. Alle ‒ bis auf eine. Es fehlte jene Nacht. So sehr sie sich auch anstrengte, sie kam immer nur bis zu dem Teil, an dem sie im Police Departement gesessen und die beiden Officers ihr einen Kakao gegeben hatten.
    Langsam ging sie durch den Flur und blieb an der Tür stehen, die zum Wohnzimmer führte. Weiße Decken lagen über den Möbeln, die Fenster waren mit Holzlatten verschlossen worden. Wer hat aufgepasst und gewartet, dass sie wiederkommen würde? , fragte sie sich.
    Spärliche Sonnenstrahlen bahnten sich einen Weg durch die Ritzen an den Fenstern. Staubkörnchen tanzten darin und einen Moment lang hielt die Atmosphäre Medina gefangen. Rasch schüttelte sie den Kopf und überlegte, wo sie hier wohl etwas finden könnte, das auf jene Nacht hinwies. Hätten die Cops es dann nicht längst entdeckt? Medina nahm sich vor, als nächstes das Department zu besuchen. Möglicherweise hatte sie Glück und die beiden Polizisten von damals waren noch da. Froh über ihren Plan, stieg sie die Stufen zum oberen Stockwerk hinauf und ging direkt in Grandmas Zimmer. Alles sauber. Der Teppich war neu verlegt worden, das Bett und die restlichen Möbel waren aber dieselben, genau, wie sie sie in Erinnerung hatte. Auch hier waren die Fenster mit Brettern gesichert worden, es war dämmrig. Medina legte den Schalter um. Nichts! War ja klar , schoss es ihr durch den Kopf und sie ging kurzerhand zum Fenster. Vielleicht könnte sie eines der Bretter lösen. Aber so sehr sich auch abmühte, es passierte nichts.
    „Kacke“, fluchte sie leise und drehte sich zur Kommode um. Sie öffnete die Schubladen. Leer. Sie waren mit
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