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McJesus

McJesus

Titel: McJesus
Autoren: Bill Fitzhugh
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Straßenreklame und ihrer Macht. In jüngster Zeit hatte es vermehrt die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil es infolge der neuen Tabak-Gesetze abgerissen werden sollte. Diese Aktualität machte es zu einem wichtigen Blickfang.
    Es war zwei Uhr morgens, als Ruben mit einer großen Tafel, einer Farbspraydose und etwas Kleister an der Marlboro-Reklame hochkletterte. Eine Dreiviertelstunde später stieg er wieder herunter und kehrte ins Valley zurück. Dan rief die Nachrichtenbüros mehrerer Fernsehstationen an, als wäre er der Anführer einer wirrköpfigen Terroristengruppe, und behauptete, ohne Namen zu nennen, sie seien verantwortlich für den Anschlag auf die Marlboro-Reklame. Glücklicherweise war an dem Tag nicht viel los, so dass beim ersten Morgengrauen eine Reporterin auf dem Sunset Strip sein konnte, um achzusehen, ob es hier Stoff für eine Story gab.
    Am selben Morgen berichteten KCBS und die lokale Fox jeweils zwei Minuten über die rätselhafte Ergänzung der Marlboro-Reklame. Der einsame rebellische Cowboy, der immer schweigend in die Gegend blickte, hatte sein Schweigen gebrochen, denn Ruben hatte seinen ledrigen Mund mit einer Sprechblase versehen. »Vergesst die Zigaretten«, sagte der Marlboro-Mann. »Rettet Schwester Peg.« Das Beste war, dass er wirklich so aussah, als meinte er es. Und der berühmte Marlboro-Slogan hieß jetzt Come to where the nun is.
    Die KCBS-Reporterin wies zu der Reklametafel hinauf. »Es scheint sich um die PR-Aktion einer engagierten Gruppe zu handeln«, sagte sie, »denn das ›Rettet Schwester Peg‹ soll auf eine Spendenaktion hinweisen, die an diesem Wochenende draußen im Care Center von Sylmar stattfindet.« Die Reporterin lieferte alle sachdienlichen Einzelheiten zu der Veranstaltung.
    Der Umfang der Fernsehberichterstattung in Verbindung mit der veränderten Marlboro-Reklame führte zu beeindruckenden Einschaltquoten. Als die Printmedien Interviews haben wollten, lud Dan zu einer Pressekonferenz ein. Zwei Stunden später versammelten sich Zeitungsreporter und Vals TV-Team in der Küche des Care Centers. Monsignore Matthews tauchte am Ende des Ganges auf und kam in die Küche. Er trug seine Power-Soutane, schwarz mit roten Paspeln, Stoffknöpfen und Käppchen. »Ich danke Ihnen, dass Sie so schnell kommen konnten«, sagte er ernst.
    »Ich fürchte, ich habe eine schlechte Nachricht …« Er bedeutete den Reportern, ihm zu folgen.
    »Hier ist Val Logan mit einem Exklusiv-Interview für die Channel Four News«, sagte Val, während sie dem Monsignore folgte. »Ich bin im Care Center, der Sozialstation des San Fernando Valley, die immer mehr zu einer cause célèbre wird.«
    Monsignore Matthews blieb vor der Tür stehen, aus der er kurz zuvor gekommen war, und klopfte leise an. Eine Sekunde später öffnete er die Tür und führte die Reporter hinein. Val und ihr Kameramann drängten sich in die vorderste Front. Das Zimmer war zu einem religiösen Schaukasten umgestaltet worden. Die eine Wand zierten Darstellungen der Jungfrau Maria.
    An der Wand gegenüber stand ein kleiner Altar, an dem Ruben inbrünstig Kerzen anzündete. Josie kniete neben Pegs Bett und ließ deutlich erkennen, dass sie den Rosenkranz betete. Sie trug eines von Pegs älteren Nonnengewändern mit einer gestärkten Haube, deren Flügel wie Tragflächenstabilisatoren an einem Privatflugzeug abstanden. Neben ihr stand die ganz in Schwarz gekleidete Ruth mit Hut und Schleier. Doch Peg zog die größte Aufmerksamkeit auf sich. Sie lag reglos und mit geschlossenen Augen im Bett und schien an ein Life-Support-System angeschlossen zu sein. Jedenfalls hörte man es piepen.
    »Pater, wie geht es ihr?«, flüsterte Val. Sie hielt Dan das Mikro vor das Gesicht.
    »Nicht gut«, sagte Dan und bekreuzigte sich. »Gestern Abend, so gegen zehn, ist Schwester Peg in ein Koma gesunken.« Dan biss sich auf die Unterlippe, bevor er fortfuhr. »Es gibt nichts, was wir für sie tun können. Wir können nur versuchen, ihren Lebenstraum zu erhalten – ihren Traum, ein neues Care Center zu eröffnen. Wir möchten ihre gute Arbeit weiterführen.« Piep. Piep. Piep.
    Während die Zeitungsleute ihre Notizen kritzelten, bemerkte Josie, dass Peg aus ihrem Koma hervorlugte. Josie gab ihr einen sanften Stoß mit dem Kruzifix ihres Rosenkranzes.
    »Glauben die Ärzte, dass sie sich wieder erholt?«, fragte ein Reporter. Er klang nicht sehr hoffnungsvoll.
    Dan schüttelte langsam den Kopf. »Sie sagen, es wäre ein Wunder.«
     
    Am
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