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Maxi "Tippkick" Maximilian

Maxi "Tippkick" Maximilian

Titel: Maxi "Tippkick" Maximilian
Autoren: Joachim Masannek
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wollte, und dieses Gummiband wurde stärker und stärker. Die riesige Holztür, die zum Pausenhof führte, wuchs in den Himmel hinein. Ich zerrte an der eisernen Klinke. Doch der Türflügel bewegte sich nicht. Da las Herr Hochmuth die Aufschrift auf dem knorrigen Apfelbaumast. Ich hatte sie mit dem fettesten Edding auf die Rinde geschrieben:
    ,Schlotterbein und Tarzanschrei‘!

    Herr Hochmuth las die Aufschrift mindestens fünfmal. Dann spuckte er Feuer.
    „Maxi Maximilian! Noch heute Abend werde ich zu deinem Vater gehen und mit ihm darüber reden! Das war ein sehr großer Fehler von dir. Den wirst du nie wieder gut machen! Hast du gehört?“
    Doch ich machte noch einen zweiten, einen viel schlimmeren Fehler. Ich schaute zu Herrn Hochmuth zurück, und mit diesem Blick verwandelte ich mich wieder in den Maxi, der ich bis heute Morgen noch war. Ich schämte mich. Ich hatte Angst. Ich starrte auf meine Füße und dann rannte ich panisch davon. Durch die alte Holztür, die Stufen der Außentreppe hinab und über den verwaisten Pausenhof rannte und rannte ich in das Nichts.

Du ganz allein!
    Als ich mich wieder beruhigt hatte, saß ich am Fluss und stocherte mit einem Stock in der Asche des erloschenen Winterlagerfeuers herum. Um mich herum stoben dicke Schneeflocken durch die Luft, und es musste schon Nachmittag sein, denn kurze Zeit später erschienen die Wilden Kerle und Willi.

    „Pechschwefliges Rübenkraut!“, entfuhr es Raban, als er sein 12-Zoll-Mountain-Bike mit dem Traktorhinterreifen hinter mir stoppte.
    Der Schnee hatte mich zugedeckt und pappte an mir wie das Fell eines Yetis.
    „Heiliger Muckefuck!“, zischte Fabi, doch Marlon hob seine Hand.
    Er verlangte, dass alle schwiegen und dann sah er mich an. Ich spürte seine Augen in meinem Rücken. Sie waren so warm, dass ich mich umdrehen musste.
    „Hallo Maxi. Alles okay?“, fragte er mich.
    Ich nickte.
    „Ich glaub ihm kein Wort!“, zischte Rocce. „Beim Santa Panter im Raubkatzenhimmel!“
    Ich zuckte zusammen, doch Marlon fiel ihm ins Wort: „Pssst! Sei doch mal still!“ Dann kam er zu mir und hockte sich hin. „Maxi. Du weißt, Rocce hat Recht. Und du weißt auch, was mit Juli passiert ist, als er gedacht hat, wir halten nicht mehr zu ihm!“
    Schlotterbein und Tarzanschrei! Und ob ich das wusste. Ich starrte auf meine Füße. Der Dicke Michi, der Darth Vader in unserer Welt, der gemeinste, hinterlistigste und fieseste Junge von allen, hatte Juli so lange erpresst, bis er uns, die Wilden Kerle , bestahl und in seine Gang überlief. Ja, Juli „Huckleberry“ Fort Knox, die Viererkette in einer Person, wurde ein Unbesiegbarer Sieger und er zog mit dem Dicken Michi durch den Finsterwald in die Steppe hinaus, noch viel weiter als die Graffiti-Burgen, bis in ein richtiges Räubernest.
    „Maxi! Hey, Maxi!“, holte mich Marlon aus meinen Gedanken. „Weißt du auch, wer Juli gerettet hat? Weißt du, wer auf das erste Spiel im Teufelstopf pfiff? Das erste Match in der Gruppe 8 der E1-Jugendmannschaften! In unserem eigenen Stadion mit der nigelnagelneuen Baustrahler-Flutlichtanlage. Weißt du, wem Juli wichtiger war als das alles zusammen?“
    Ich starrte auf meine Füße.
    „Das warst du, Maxi. Du ganz allein. Du hast dein Schweigen gebrochen und zwei ganze Sätze gesagt. Das war mehr als sonst in zwei Jahren: ,Ich pfeif auf den Teufelstopf und die Liga. Juli ist unser Freund, und ich werde morgen nicht ohne ihn spielen.‘ Das genau hast du gesagt und das hat Juli gerettet. Wir haben zusammengehalten. Wir haben Sense die Papiertüte mit dem Batmangesicht aufgesetzt und wir haben den Dicken Michi gehonigt und gefedert. War das nicht wild?“
    Marlon lächelte und sein Lächeln steckte die anderen an. Selbst Rocce grinste zufrieden. Nur ich schloss mich aus. Ich starrte noch immer auf meine Füße.
    ,Ja, das war wild!‘, dachte ich. Aber das war auch was anderes. Das hatte ich für Juli gemacht. Nicht für mich. Und für mich ging das nicht. Frühlingswind hin oder her. Wenn ich etwas für mich tat, endete das so wie heute Morgen. Dann schlug ich die Tür hinter mir zu, goss den Kakao über das Tischtuch und schlug mit einem knorrigen Apfelbaumast gegen die Spindwand in unserer Schule.
    „Hey, Maxi!“, rief Marlon und schüttelte mich an den Schultern. „Maxi! Wach auf!“
    Ich schaute ihn an. Die Schneeflocken sausten und zischten wie Ufos um mich herum und zum Glück vermischten sich meine Tränen mit dem Tauwasser auf der Haut.
    „Komm!
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