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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater
Autoren: Terry Pratchett
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Keith nahm sie, wischte das Mundstück ab, setzte es an die Lippen und blies einen langen Ton.
    »Scheint zu funktionieren«, sagte er. »Ich schätze, ich kann es lernen, während ich spiele.« Er sah den Rattenpfeifer an und lächelte kurz. »Möchtest du den Anfang machen?«
    »Mit dem Ding wird es dir nicht gelingen, auch nur eine Ratte zu rufen, Junge«, erwiderte der Pfeifer. »Aber ich gebe dir gern Gelegenheit, es zu versuchen.«
    Keith lächelte erneut, holte Luft und spielte.
Eine Melodie erklang. Die Posaune quiekte und schnaufte, denn Korporal Knopf hatte sie manchmal als Hammer benutzt, aber es
    erklang eine recht schnelle, fast muntere Melodie. Man konnte mit dem Fuß danach tappen.
Jemand tappte mit dem Fuß danach.
    Sardinen kam mit einem leisen »Undeins zwei drei vier « aus dem Riss in einer nahen Wand. Die Menge beobachtete, wie er flink übers Kopfsteinpflaster tanzte und in einem Abflussrohr verschwand.
    Die Leute applaudierten.
Der Pfeifer sah Keith an. »Hatte die Ratte einen Hut auf?«, fragte er. »Ich habe nichts bemerkt«, antwortete Keith. »Jetzt bist du dran.« Der Pfeifer zog ein Flötenstück aus der Innentasche seiner Jacke. Einer
    anderen Tasche entnahm er ein zweites Stück und befestigte es am ersten. Es machte Klick, auf militärische Art und Weise.
    Der Blick des Pfeifers galt weiterhin Keith, und er lächelte, als er ein Mundstück aus seiner obersten Tasche nahm und es an die Flöte schraubte. Wieder klickte es.
    Dann setzte er die Flöte an den Mund und spielte.
Gut Gespart hielt auf dem Dach Ausschau und rief in ein Abflussrohr: »Jetzt!« Dann schob sie sich zwei Wattebäusche in die Ohren.
    Am Ende des Abflussrohrs rief In Salzlake in ein anderes Rohr: »Jetzt!« Dann griff er nach seinen eigenen Ohrstöpseln.
Jetzt, jetzt, jetzt, hallte es durch die Rohre…
    »Jetzt!«, rief Sonnenbraun und stopfte Stroh ins Abflussrohr. »Alle halten sich die Ohren zu!«
    Bei den Rattenkäfigen hatten sie sich alle Mühe gegeben. Malizia hatte Decken gebracht, und eine Stunde lang waren die Ratten damit beschäftigt gewesen, Löcher mit Schlamm zuzustopfen. Außerdem hatten sie den Gefangenen Futter gebracht. Zwar waren es nur Kiekies, aber es brach den Ratten fast das Herz zu sehen, wie sie sich voller Verzweiflung duckten.
    Sonnenbraun wandte sich an Nahrhaft. »Hörst du was?«, fragte er. »Wie bitte?«
»Gut!« Sonnenbraun nahm zwei große Wattebäusche. »Hoffentlich hat das dumm klingende Mädchen hiermit Recht. Ich glaube, kaum jemand von uns hat genug Kraft, um zu fliehen.«
    Der Pfeifer spielte erneut und starrte dann auf seine Flöte. »Nur eine Ratte«, sagte Keith. »Irgendeine Ratte.«
    Der Pfeifer sah ihn groß an und blies erneut ins Mundstück seiner Flöte.
»Ich höre nichts«, sagte der Bürgermeister.
    »Menschen können auch nichts hören«, murmelte der Pfeifer. »Vielleicht funktioniert die Flöte nicht«, spekulierte Keith. Der Pfeifer versuchte es erneut. Ein Murmeln kam von der Menge.
    »Du hast irgendetwas angestellt«, zischte er.
»Ach, ja?«, fragte Malizia laut. »Was könnte er denn angestellt haben?
    Hat er die Ratten vielleicht aufgefordert, in ihren unterirdischen Tunneln zu bleiben und sich die Ohren zuzustopfen?«
Aus dem Murmeln wurde gedämpftes Gelächter.
Der Pfeifer versuchte es noch einmal. Keith spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufrichteten.
    Eine Ratte erschien. Langsam kroch sie übers Kopfsteinpflaster und wackelte von einer Seite zur anderen, bis sie die Füße des Pfeifers erreichte. Dort fiel sie mit einem surrenden Geräusch um.
    Die Leute starrten.
Es war ein Herr Klicki.
    Der Pfeifer stieß ihn mit dem Fuß an. Die mechanische Ratte drehte sich mehrmals, und dann gab die Feder nach, die über Monate hinweg eine Falle nach der anderen ausgehalten hatte. Es machte Poijoinnngggg, und es folgte ein kurzer Regen aus Zahnrädern.
    Die Zuschauer lachten.
    »Hmm«, sagte der Pfeifer, und der Blick, den er diesmal auf Keith richtete, zeigte widerstrebende Bewunderung. »Na schön, Junge. Was hältst du davon, wenn wir miteinander reden? Von Pfeifer zu Pfeifer? Drüben beim Brunnen?«
»Vorausgesetzt, die Leute können uns sehen«, sagte Keith. »Vertraust du mir nicht, Junge?«
»Natürlich nicht.«
Der Pfeifer lächelte. »Gut. Du hast das Zeug zu einem Pfeifer, das sehe
    ich.«
    Am Brunnen nahm er Platz, streckte die Beine und reichte Keith die Flöte. Sie bestand aus Bronze, hatte eine Gravur aus Ratten und glänzte im
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