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Maulende Rebellen, beleidigte Zicken

Titel: Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
Autoren: Annegret Noble-Fischer
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sie dumm anschaut, hat er es verdient, verprügelt zu werden. Wenn Lehrer nervige Fragen stellen, müssen sie eben damit rechnen, dass sie beschimpft und gemobbt werden. Wenn man Geld braucht, dann nimmt man es sich eben. Wenn man rauchen will, dann tut man das, auch wenn es in der U-Bahn verboten ist. Diese Jugendlichen haben den Eindruck, dass die Welt ihnen etwas schuldet. Und wenn sie das nicht bekommen, dann nehmen sie es sich eben - zur Not mit Gewalt.
    Wenn Eltern klare Grenzen setzen, können Kinder und Jugendliche beruhigt sein, dass sie nicht für alles, was in ihrem Leben und in der Welt passiert, verantwortlich sind. Die Scheidung der Eltern spielt sich außerhalb ihrer Grenzen ab, genauso wie die Verantwortung für die Miete, die Steuern, den Krieg im Irak und AIDS in Afrika. Jugendliche, die wissen, dass diese Probleme außerhalb ihres Einflussbereichs liegen, können sich auf die Herausforderungen innerhalb der ihnen gesteckten Grenzen konzentrieren. Regelmäßige Erfolgserlebnisse innerhalb dieser Grenzen führen zu einem Gefühl von Kompetenz, positivem Selbstwert und Zuversicht.
    Kinder wollen erleben, dass Grenzen stark und unbeweglich bleiben, auch wenn sie diese auf die Probe stellen. Sie wollen wissen, dass sie innerhalb dieser Grenzen tatsächlich sicher und geborgen sind. Diese
Sicherheit ist aber nur dann gewährleistet, wenn die Grenzen sich nicht bewegen, egal wie sehr sich die Jugendlichen dagegen auflehnen. Es liegt in der Verantwortung der Eltern und anderer Erwachsener, diese Grenzen aufrechtzuerhalten, auch wenn das oft nicht einfach ist. Wie oft geben Sie nach, wenn Ihr Teenager Sie nur lange genug nervt? Jedes Mal, wenn Sie das tun, zeigen Sie Ihrem Kind, dass es sich nicht wirklich auf Sie verlassen kann, dass Grenzen letztendlich bedeutungslos sind, dass der Streit zwischen Ihnen und Ihrem Partner vielleicht doch seine Schuld war und dass es vielleicht doch für die Probleme des Freundes verantwortlich ist. Bevor Sie das nächste Mal nachgeben, weil Sie zu müde, zu frustriert oder zu entmutigt sind, denken Sie daran, welche Botschaft Sie Ihrem Kind damit senden.
    Andererseits gibt es Jugendliche, die sich konsequent weigern, von Eltern gesetzte Grenzen zu respektieren. Sie tun und lassen, was sie wollen, ohne jemals Verantwortung für sich und ihr Verhalten zu übernehmen. Diese Jugendlichen müssen dann leider oft erfahren, dass ihnen höhere Instanzen Grenzen setzen, so wie die Schule, das Jugendamt, Ausbilder, Arbeitgeber, die Polizei und Jugend- oder Familienrichter. Und wenn sie dann immer noch nicht verstehen, dass Entscheidungsfreiheit Verantwortung mit sich bringt, dann verlieren sie ihre Freiheit in Heimen, geschlossenen Anstalten oder Gefängnissen. So schwer das auch für Eltern sein mag, wenn Ihr Teenager sich trotz wachsender Konsequenzen weigert, Grenzen zu respektieren, sollten Sie so schnell wie möglich um Hilfe bitten. Es gibt eine Vielzahl von Therapieprogrammen, die Ihrer Familie dabei helfen können, Beziehungen zu reparieren und Grenzen neu abzustecken.
    Ich arbeite regelmäßig mit Eltern, die keinen Rat mehr wussten und die Polizei anriefen, als sie entdeckten, dass ihr Kind Drogen nahm oder gestohlene Waren verkaufte. Wenn Ihnen das als eine zu drastische Maßnahme erscheint, denken Sie weiter: Was hätte passieren können, wenn diese Eltern einfach nichts getan hätten? Mithilfe von Polizei, Jugendrichtern, Bewährungshelfern und Therapeuten hat dieser Jugendliche eine Chance, sein Leben zu verändern, bevor das Führungszeugnis schwere Straftaten aufweist und damit eine Ausbildung, ein Studium oder einen Beruf so gut wie unmöglich macht. Jugendliche, die keine Grenzen respektieren, werden nicht an ihrem 18. Geburtstag plötzlich zu Musterbürgern. Und die Konsequenzen, mit denen sie als Erwachsene rechnen können, haben sehr viel langfristigere Folgen als die Konsequenzen, die sie als Jugendliche erfahren. Greifen Sie ein, bevor der Preis noch höher wird.

    Sie haben alles versucht und nichts scheint zu helfen? Geben Sie nicht auf. Bitten Sie weiterhin um Hilfe. Beginnen Sie eine Therapie. Besuchen Sie Seminare für Eltern. Fragen Sie weiterhin beim Jugendamt nach. Reden Sie mit Ihrem Kinderarzt. Setzen Sie sich mit anderen Eltern in Verbindung. Sprechen Sie mit den Lehrern und dem Direktor der Schule. Nutzen Sie das Internet, um Programme für Eltern, Familien und Jugendliche zu finden.

Verantwortungsbewusstsein
    Für Eltern, die dieses Buch lesen,
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