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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman
Autoren: Heike Denzau
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unbedingt
lächerlich machen musst, du bist ja alt genug
geworden« gefolgt war, war auch nicht dazu angetan gewesen, es an Hendrik
weiterzugeben.
    Und Sophie! Lyn krampfte
sich der Magen zusammen. Sophie war das viel größere Problem. Ihre Tochter war
in Tränen ausgebrochen, als sie ihr von Hendrik berichtet hatte.
    Ein Klopfen an der Tür
riss sie aus ihren Gedankengängen.
    »Lyn«, die
Kommissariatssekretärin erschien in der Tür, »dieser junge Mann hier hat etwas
zu sagen. Ich wollte ihn zu Wilfried bringen, aber der ist nicht in seinem
Büro. Vielleicht kannst du …« Sie ließ den Satz offen. Neben Birgit stand
Markus Lindmeir. Groß und kräftig und dennoch ein Häuflein Elend.
    »Kommen Sie rein,
Markus.« Lyn blieb bei seinem Anblick automatisch bei der formlosen Anrede, die
sie auf der »a rainha« gebraucht hatte. Sie nickte der Sekretärin zu. »Danke,
Birgit.«
    »Ich … ich wollte
sowieso lieber zu Ihnen«, sagte Markus Lindmeir, als die Sekretärin die Tür
hinter sich schloss.
    »Bitte setzen Sie sich.«
Lyn deutete auf den Besucherstuhl. Was wollte er? Er konnte unmöglich wissen,
was zurzeit in Brasilien vor sich ging. Lindmeir senior hatte keine Gelegenheit
gehabt, seinen Sohn zu informieren, dass er noch lebte.
    »Was kann ich für Sie
tun, Markus?«
    Er ging zu dem Stuhl,
setzte sich aber nicht. »Zwei Wochen ist das jetzt her … und ich begreif das
immer noch nicht. Ich meine, ich hab das schon realisiert, was mein … mein
Vater getan hat, aber …« Er blickte auf. »Er … er hat das alles bis ins
Kleinste geplant. Das ist das Schreckliche daran. Es ist nicht einfach so
passiert. Er hat das alles vorher geplant.«
    Er schüttelte den Kopf
und lachte hart auf. »Er hat immer alles bis ins kleinste Detail geplant, vom
Urlaub bis zu seinen Geschäften, aber das … Es … es tut mir nicht leid, dass er
tot ist. Ich … ich weiß gar nicht, was ich fühle.« Er stockte und ließ sich auf
den Stuhl sinken. »Ich will nicht so sein wie mein Vater.«
    Lyn sah ihn an. Was
meinte er?
    »Sie sind doch auch
nicht wie Ihr Vater, Markus. Biologisch betrachtet sind Sie nicht einmal sein
Sohn. Es ist bestimmt nicht leicht für Sie im Moment, aber Sie sollten sich
nicht für das verantwortlich fühlen, was Ihr Vater getan hat.«
    »Mein Vater hat Kevin
Holzbach nicht getötet.«
    Lyn starrte ihn an. »Wie …?«
    »Ich war das.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe ihn an der
Stör getroffen, und dann haben wir gestritten, und er hat mich an der Jacke
gepackt und … Ich hab ihn nur weggeschubst. Ehrlich, das war keine Absicht.«
Mit großen Augen sah er sie an. »Er … er war gleich tot. Das … das konnte man
sehen. Seine Augen …« Bei der Erinnerung schüttelte es ihn.
    »Ich bin dann einfach
weg von da. Nach Hause. Ich hab meinen Vater geweckt und ihm alles erzählt. Er
… er hat gesagt, dass ich in mein Zimmer gehen soll und dass er hinfährt, um
nach Gonzo zu schauen.« Sein Gesichtsausdruck wurde hart. »Ich … ich wusste ja nicht,
dass er das nur macht, um Gonzo den Geldclip unterzuschieben.« Markus’ Finger
begannen mit der Kordel seines Kapuzenpullis zu spielen.
    »Dass er in seinen
Abschiedsbriefen geschrieben hat, dass er das war … Er wollte mich schützen.
Aber … aber das geht nicht. Ich komm damit nicht klar. Ich seh immer Gonzos
Augen vor mir. Ist mir egal, ob ich jetzt in den Knast komme.« Er atmete tief
aus. Schon seine Haltung signalisierte, dass er sich besser fühlte.
    Lyn blickte ihm einen
Moment ruhig in die Augen. »Ich glaube Ihnen, dass es keine Absicht war,
Markus. Und Sie sind keineswegs wie Ihr Vater. Es ist gut, dass Sie hier sind
und es mir erzählt haben. Aber ich will Ihnen nichts vormachen. Es wird
vermutlich eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung auf Sie zukommen. Nehmen Sie
sich einen Anwalt, Markus. Sie werden vor Gericht schildern, wie es gewesen ist
und … Glauben Sie mir, Sie haben noch eine Zukunft vor sich. Eine durchaus
lebenswerte Zukunft.«
    »Okay.« Er war blass
geworden, nickte aber stakkatomäßig vor sich hin. »Das ist okay.«
    Als er aufstehen wollte,
griff Lyn über ihren Schreibtisch nach seiner Hand. »Moment bitte, Markus.«
    »Ja?« Seine großen
braunen Augen sahen sie fragend an.
    Lyn schluckte. Wie würde
er es aufnehmen, wenn sie ihm jetzt sagte, dass sein Vater gar nicht tot war?
Dass er seinen Selbstmord nur vorgetäuscht hatte. Und dass Dora Lindmeir ihren
Sohn bei dieser Aktion unterstützt und eine falsche Fährte gelegt
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