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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park
Autoren: Jane Austen
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armen Mops nicht quälen», meinte Lady Bertram. «Ich habe gerade erst Julia dazu gebracht, ihn in Ruhe zu lassen.»
«Eine gewisse Schwierigkeit sehe ich voraus, meine liebe Mrs. Norris», bemerkte Sir Thomas, «nämlich den Mädchen, wenn sie heranwachsen, den Unterschied, der zwischen ihnen besteht, auf die richtige Art klarzumachen: meinen Töchtern einzuprägen, wer sie sind, ohne daß sie deswegen auf ihre Cousine herabschauen, und diese wiederum, ohne sie allzusehr zu entmutigen, nicht vergessen zu lassen, daß sie keine Miss Bertram ist. Ich wünsche, daß sie sehr gute Freundinnen werden, und möchte um keinen Preis bei meinen Töchtern die geringste Überheblichkeit gegenüber ihrer Cousine fördern, aber darum werden sie doch niemals Gleichgestellte sein. Ihr Rang, ihr Vermögen, ihre rechtmäßigen Ansprüche und Erwartungen müssen und werden immer verschieden sein. Das ist ein sehr heikler Punkt, und Sie müssen uns in unseren Bemühungen beistehen, genau die richtige Linie zu treffen.»
Mrs. Norris erklärte sich ganz zu seinen Diensten; und wenn sie ihm auch darin beistimmte, daß es eine äußerst schwierige Sache sei, ermutigte sie ihn doch zu der Hoffnung, daß sie es mit vereinten Kräften leicht schaffen würden.
Man wird ohne weiteres glauben, daß Mrs. Norris ihrer Schwester nicht vergeblich schrieb. Mrs. Price schien zwar etwas erstaunt, daß man sich für ein Mädchen entschieden hatte, wo sie doch so viele prächtige Söhne besaß, nahm jedoch das Anerbieten dankbarst an und versicherte, daß ihre Tochter ein wohlgeratenes, gutartiges Kind sei, das ihnen sicher niemals Anlaß geben würde, sie wieder von sich zu stoßen. Sie schilderte sie des weiteren als etwas zart und schwächlich, drückte aber ihre zuversichtliche Hoffnung aus, daß die Luftveränderung eine wesentliche Besserung bewirken würde. Arme Frau! Sicherlich dachte sie dabei, daß allen ihren Kindern eine Luftveränderung guttun würde.

2. Kapitel
    Das kleine Mädchen legte die lange Reise glücklich zurück und wurde in Northampton von Mrs. Norris in Empfang genommen, die sich auf diese Weise den Ruhm errang, sie als Allererste willkommen zu heißen, um sie dann, im Bewußtsein der eigenen Wichtigkeit schwelgend, den anderen zuzuführen und ihrem Wohlwollen zu empfehlen.
    Fanny Price war damals gerade zehn Jahre alt, und obwohl sie auf den ersten Blick nichts besonders Gewinnendes an sich hatte, lag doch in ihrem Persönchen nichts, was ihre Verwandten abstoßen konnte. Sie war klein für ihr Alter und weder durch strahlende Farben noch durch sonst eine auffallende Schönheit ausgezeichnet. Überaus schüchtern und ängstlich, schien sie sich geradezu in sich selbst zu verkriechen, doch ihr Benehmen war, wenn auch linkisch, so doch nicht vulgär, sie hatte ein süßes Stimmchen, und wenn sie sprach, wirkte sie beinahe hübsch. Sir Thomas und Lady Bertram nahmen sie sehr gütig auf. Sir Thomas, der bemerkte, wie dringend sie der Ermutigung bedurfte, tat sein möglichstes, um sie aufzumuntern, doch sein strenges, gewichtiges Wesen war ihm dabei sehr hinderlich. Lady Bertram, die sich nicht halb soviel Mühe gab und auf zehn seiner Worte höchstens eines äußerte, schien dem kleinen Mädchen dank ihrem gutmütigen Lächeln von vornherein die weniger schreckeinflößende Gestalt zu sein.
    Die jungen Leute waren alle zu Hause und beteiligten sich sehr nett, mit viel Gutherzigkeit und Unbefangenheit an der Begrüßung, zumindest die beiden Söhne, die mit ihren sechzehn und siebzehn Jahren in den Augen der kleinen Cousine die ganze Erhabenheit erwachsener Männer besaßen. Verlegener wirkten die beiden Mädchen; als die Jüngeren empfanden sie mehr Scheu vor dem Vater, der sie bei diesem Anlaß recht ungeschickterweise durch längere Ansprachen auszeichnete, doch sie waren viel zu sehr an Gesellschaft und Bewunderung gewöhnt, um so etwas wie natürliche Schüchternheit zu besitzen. Der völlige Mangel an Selbstvertrauen ihrer kleinen Cousine erhöhte ihre eigene Zuversicht, so daß sie bald imstande waren, ihr Gesicht und ihr Kleid mit überlegener Gleichgültigkeit zu mustern.
    Sie waren eine schöne Familie: die Söhne groß und gutaussehend, die Töchter ausgesprochen hübsch, alle prächtig gewachsen und für ihr Alter sehr gut entwickelt, so daß die jungen Verwandten sich in ihrem Äußeren nicht weniger auffällig unterschieden als in der gesellschaftlichen Gewandtheit, die sie ihrer Erziehung verdankten. Niemand hätte
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