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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
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ungewöhnlichen Ausflug meist schwieg, zeigte, wie nervös er war. Verständlicherweise. Jeremy mochte sich ja in dieser Umgebung wie zu Hause fühlen – immerhin war er in einer Schänke geboren und aufgewachsen, bis sein Vater ihn als Sechzehnjährigen zufällig aufgelesen hatte. Percy dagegen gehörte zur gehobenen Gesellschaft.
    Jeremy hatte Percy mehr oder weniger geerbt, als die beiden besten Freunde Percys – Nicholas Eden und Jeremys Cousin Derek Malory – zahm geworden waren und sich unter das Ehejoch gebeugt hatten. Derek hatte Jeremy unter seine Fittiche genommen, als Jeremy und sein Vater James nach dem Ende der langen Entfrem-dung zwischen James und seiner Familie nach London zurückgekehrt waren. Daher war es nur natürlich, dass Percy nun in Jeremy den engsten Verbündeten für Un-ternehmungen der weniger zahmen Art sah.
    Jeremy hatte nichts dagegen. Nachdem sie acht Jahre lang gemeinsam durch dick und dünn gegangen waren, mochte er Percy mittlerweile richtig gern. Wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte er sich gewiss nicht freiwillig bereit erklärt, ihn aus seiner jüngsten Verlegenheit zu retten. Am vergangenen Wochenende hatte Percy sich nämlich auf einer mehrtägigen Gesellschaft im Hause von Lord Crandle beim Glücksspiel gehörig schröpfen lassen, und zwar von einem Zockerfreund des Hausherrn.
    Er hatte dreitausend Pfund verloren, dazu seine Kutsche und nicht nur ein Familienerbstück, sondern gleich zwei.
    Er war so sturzbetrunken gewesen, dass er sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte, bis sich am nächsten Tag einer der anderen Gäste seiner erbarmte und ihm alles erzählte.
    Percy war am Boden zerstört gewesen, und das aus gutem Grund. Das Geld und die Kutsche zu verlieren geschah ihm nur recht; warum ließ er sich auch so leicht übertölpeln? Mit den beiden Ringen war es jedoch etwas ganz anderes. Der eine war so alt, dass er seiner Familie als Siegelring diente, und der andere, wegen seiner Edelsteine sehr wertvoll, befand sich schon in der fünften Generation im Besitz von Percys Familie. Percy hätte im Traum nicht daran gedacht, die Stücke beim Spiel als Einsatz zu verwenden. Er musste gezwungen, angesta-chelt oder auf andere Weise dazu verleitet worden sein, sie in den Topf zu werfen.
    Das Ganze gehörte nun Lord John Heddings, und Percy war außer sich gewesen, als Heddings sich weigerte, ihm die Ringe wieder zu verkaufen. Geld brauchte der Lord nicht, die Kutsche ebenso wenig. Die Ringe mussten jedoch wahre Trophäen für ihn gewesen sein, ein Zeugnis seines Geschicks beim Glücksspiel. Oder vielmehr seines Geschicks beim Betrügen, doch das konnte Jeremy kaum beweisen; er war ja nicht dabei gewesen.
    Hätte Heddings auch nur einen Funken Anstand im Leib gehabt, so hätte er Percy ins Bett geschickt, anstatt ihn weiter zum Trinken aufzufordern und zuzulassen, dass er die Ringe einsetzte. Zumindest hätte er Percy die Ringe später zurückkaufen lassen. Percy war sogar bereit gewesen, mehr als ihren eigentlichen Wert zu bezahlen; arm war er schließlich nicht, da er nach dem Tod seines Vaters bereits sein Erbe erhalten hatte.
    Doch Heddings scherte sich nicht um Anstand. Vielmehr war er über Percys Beharrlichkeit verärgert gewesen und zuletzt wirklich unangenehm geworden – wenn Percy ihn nicht bald in Ruhe lasse, werde er körperlichen Schaden nehmen. Das hatte Jeremy so aufgebracht, dass er diese Alternative vorgeschlagen hatte. Immerhin war Percy überzeugt davon, dass seine Mutter ihn enterben würde, wenn sie von der Sache erfuhr, und so hatte er es seit jenem Vorfall vermieden, ihr zu begegnen, damit sie nicht merkte, dass die beiden Ringe an seinen Fingern fehlten.
    Seit sie sich vor zwei Stunden in ihr Zimmer über der Schänke zurückgezogen hatten, waren bereits drei Schurken erschienen, die versucht hatten, sie auszurauben.
    Alle waren jedoch Stümper gewesen, und nach dem Letzten der drei wollte Percy schon die Hoffnung aufgeben, dass sie einen Dieb für ihren Plan finden würden. Jeremy war zuversichtlicher. Drei Versuche in so kurzer Zeit be-deuteten, dass im Laufe der Nacht noch weitere folgen würden.
    Erneut öffnete sich die Tür. Im Zimmer brannte kein Licht, ebenso wenig wie draußen im Korridor. Wenn dieser neue Dieb irgendetwas taugte, würde er auch keines brauchen, denn er hätte lange genug gewartet, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Schritte, ein wenig zu laut. Ein Streichholz flammte auf.
    Jeremy seufzte und erhob sich
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