Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 06. Stuermische Begegnung
Vom Netzwerk:
bemerkte oder nicht.
    Und da sich das Haus immer schneller mit seiner zahlreichen Familie füllte, gab es noch mehr Menschen in diesem Kries, denen seine Blicke nicht entgehen konnten.
    Molly hegte allmählich den Verdacht, daß er es mit Absicht tat, in der Hoffnung, man würde ihr Geheimnis entdecken. An ihrem Entschluß würde das nichts ändern, aber das hoffte er wahrscheinlich insgeheim.
    Nichts würde sich daran ändern, und das mußte sie ihm deutlich machen, wenn er nicht sofort wieder zu der üblichen Gleichgültigkeit zurückkehrte, die er in Anwesenheit anderer ihr gegenüber zur Schau trug.
    Sie waren immer so vorsichtig gewesen und hatten darauf geachtet, daß weder ein Wort noch ein Blick, noch eine Geste verrieten, wie nahe sie sich standen, zumindest, wenn sie nicht allein waren. Abgesehen von ihrem Sohn, der die Wahrheit erfahren hatte, war Jasons Nichte Amy die einzige, die sie in einem unbedachten Moment überrascht hatte, als sie sich küßten.
    Es war Molly immer sehr wichtig gewesen, ihre Beziehung geheimzuhalten. Schließlich war sie nicht von Adel, und sie Hebte Jason zu sehr, um ihn in Schwierigkeiten zu bringen. Mit der Begründung, aus einem bürgerlichen Haus zu stammen, hatte sie Jason überzeugt, Derek dürfe niemals erfahren, daß sie seine Mutter war, obwohl er dies vor seinem Sohn niemals verbergen wollte. Auch wenn Jason damals erwogen hatte, sie zu ehelichen – er war jung gewesen, und wie jeder Angehörige seiner Klasse hielt er letztendlich doch an der Konvention fest, daß ein Lord seine un-standesgemäße Geliebte nicht heiratete.
    Statt dessen ging er die Ehe mit der Tochter eines Earls ein, nur um Derek und seiner Nichte Reggie eine Stiefmutter zu geben. Das aber erwies sich als katastro-phale Entscheidung, da seine Frau Frances alles andere als mütterlich war. Die blasse, dünne Frances hatte Jason nur auf Drängen ihres Vaters geheiratet. Seine Be-rührung war ihr unangenehm, und die Ehe wurde nie vollzogen. Die meiste Zeit hatte sie getrennt von ihm gelebt und schließlich auf eine Scheidung bestanden, die sie von ihm erpreßte.
    Frances war das einzige Mitglied der Familie gewesen, das herausgefunden hatte, daß Molly Jasons Geliebte und Dereks Mutter war. Sie hatte gedroht, es Derek zu sagen, wenn Jason nicht in die Scheidung einwilligte.
    Allmählich war über diesen Skandal Gras gewachsen, und sechs Jahre später sprach kaum noch jemand dar-
    über.
    »Ich hätte die Ehe schon früher beenden sollen«, er-klärte er ihr damals. »Eigentlich hätte sie gar nicht geschlossen werden dürfen. Aber es ist nicht immer einfach, die Fehler, die man in der Jugend macht, zu berichtigen.«
    Es hatte gute Gründe für das Eingehen dieser Verbindung gegeben und ebenso gute Gründe, sie zu beenden. Aber seit seiner Scheidung hatte er Molly immer wieder gebeten, ihn zu heiraten. Und ihre Gründe, nicht einzuwilligen, waren seit eh und je die gleichen geblieben. Sie wollte keinen Anlaß zu einem zweiten Malory-Skandal geben. Abgesehen davon war sie ihm bereits mehr Ehefrau, als es Frances jemals gewesen war.
    Sie wußte, daß ihre ständige Weigerung, ihn zu heiraten oder ihm zu gestatten, den Rest der Familie über ihre Liebe aufzuklären, ihm seit langem Kummer bereitete. Daher befürchtete sie, er hätte es darauf abgesehen, daß ihr Geheimnis durch einen Zufall ans Licht kam.
    Niemals jedoch durfte sein Verhalten ihr gegenüber so offenkundig sein, daß die Dienstboten Bescheid wuß-
    ten. Bei seiner Familie war dies etwas anderes. Sie kannte ihn zu gut. Und bald würden alle hier sein ...
    Es trafen noch mehr Familienmitglieder ein, als Molly erwartet hatte. Jasons Nichte Reggie und ihr Mann Nicholas mit dem kleinen Sohn erschienen während des Mittagsmahls im Eßzimmer. Anthony sprang sofort auf, um Reggie, seine Lieblingsnichte, zu begrüßen.
    Diese Begeisterung erstreckte sich allerdings nicht auf ihren Mann. Nicholas war mehr oder weniger sein Lieblingspunchingball, den er mit Worten traktierte und der ihm als Zielscheibe seines Spottes diente.
    Molly konnte sich gerade noch beherrschen, die Augen nicht zu rollen. Sie kannte Jasons Familie genausogut wie er, da er alles mit ihr teilte, sogar ihre Geheimnisse, Schwächen und Skandale.
    So war sie nicht im geringsten erstaunt, als Anthony zu Nicholas sagte, kaum daß er ihm gegenüber Platz genommen hatte: »Schön, daß du da bist, Nick, meine Zähne verlieren langsam ihren Biß.«
    »Tja, du wirst allmählich alt«, schoß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher