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Malloreon 2 - König der Murgos

Titel: Malloreon 2 - König der Murgos
Autoren: David Eddings
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getan?« fragte sie besorgt.
    Knurrend warf er eine Welle absoluter Schwärze auf sie.
    Immer noch mit unerschütterlicher Ruhe auf ihrem Pferd sitzend, begann sie in einem tiefblauem Licht zu glühen, das die Schwärze fortschob.
    Wieder verrieten seine Augen Verschlagenheit, die dem Wahnsinn entsprang. Garion spürte etwas wie ein Wallen. Ruckhaft, ein Körperteil nach dem anderen, fing der irrsinnige Einsiedler zu wachsen an und wurde immer größer. Sein Gesicht war nun ganz von Wahnsinn verzerrt, als er mit einer Riesenfaust auf einen nahen Baum schlug, daß er barst. Dann bückte er sich, hob einen langen Ast auf und brach ihn entzwei. Das kürzere Ende warf er von sich und kam seinen großen Prügel schwingend auf Polgara zu.
    »Pol!« schrie Belgarath plötzlich besorgt. »Paß auf!«
    »Ich schaffe es schon, Vater«, versicherte sie ihm. Dann stellte sie sich dem zehn Fuß großen Wahnsinnigen. »Ich finde, das ist nun weit genug gegangen«, sagte sie zu ihm. »Ich hoffe, Ihr könnt gut laufen.« Sie machte eine seltsame Gebärde.
    Der Wolf, der zwischen ihnen erschien, war unglaublich groß – größer noch als ein Pferd – , und sein Knurren schmerzte die Ohren.
    »Ich fürchte Eure Erscheinungen nicht, Weib«, brüllte der zum Riesen angeschwollene Einsiedler. »Ich bin Gott und fürchte nichts!«
    Da stieß der Wolf die Zähne in seine Schulter und biß ihn. Der Einsiedler schrie, ließ seinen Prügel fallen und wich zurück. »Heb dich hinweg!« brüllte er den knurrenden Wolf an.
    Das riesige Tier fletschte die Zähne und duckte sich zum Sprung.
    »Hinweg!« schrillte der Einsiedler. Er fuchtelte mit den Händen in der Luft, und wieder spürte Garion das wirre Wallen, als der Wahnsinnige mit aller Kraft versuchte, den Wolf verschwinden zu lassen.
    »Ich rate Euch zur sofortigen Flucht«, wandte sich Polgara an ihn. »Dieser Wolf wurde seit tausend Jahren nicht mehr gefüttert, und er ist entsetzlich hungrig.«
    Da versagten des Einsiedlers Nerven. Er wirbelte herum und rannte verzweifelt zurück in den Wald. Seine bleichen, dünnen Beine pumpten, und sein Haar und Bart flatterten. Der Wolf verfolgte ihn mit lässigen Sprüngen, schnappte hin und wieder nach seinen Waden und knurrte furchterregend.
    »Einen angenehmen Tag noch«, rief ihm Polgara nach.

25
    P olgaras Gesichtsausdruck war undeutbar, als sie dem fliehenden Einsiedler nachblickte. Schließlich murmelte sie seufzend: »Armer Kerl.«
    »Wird der Wolf ihn erwischen?« fragte Ce'Nedra verstört.
    »Der Wolf? O nein, Liebes, der Wolf war nur ein Trugbild.«
    »Aber er hat den Mann doch gebissen! Ich habe das Blut gesehen!«
    »Das war bloß eine kleine Raffinesse.«
    »Warum habt Ihr dann ›armer Kerl‹ gesagt?«
    »Weil er unrettbar irrsinnig ist. Sein Geist hat nur für Wahn Platz.«
    »So ist es eben manchmal, Pol«, sagte Belgarath. »Reiten wir weiter. Ich möchte tief in diesem Wald sein, ehe die Sonne untergeht.«
    Garion lenkte sein Pferd neben Belgaraths. »Könnte es sein, daß er früher ein Grolim war?« fragte er.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nun, ich dachte…« Garion suchte nach den richtigen Worten. »Ich meine, es gibt zwei Arten von Zauberern auf der Welt – die Grolims und wir. Er war keiner von uns, oder?«
    »Welch merkwürdige Vorstellung«, sagte Belgarath. »Die Gabe schlummert in jedem. Sie kann überall in Erscheinung treten – und tut es auch. In den verschiedenen Kulturen nimmt sie unterschiedliche Formen an, aber sie sind alle miteinander verwandt: Weiße Magie, Schwarze Magie, Hexerei, Zauberei, sogar die eigenartige Gabe der Seher. Alle haben sie dieselbe Wurzel und sind im Grund genommen gleich.«
    »Das wußte ich nicht.«
    »Dann hast du heute etwas Neues gelernt. Und jeder Tag, an dem man etwas lernt, ist ein Gewinn.«
    Die Herbstsonne war sehr hell, obwohl sie tief am nördlichen Horizont stand. Der Winter war nicht mehr fern.
    Wieder rief sich Garion ins Gedächtnis zurück, daß sie sich auf einem anderen Erdteil befanden, wo die Jahreszeiten umgekehrt waren. Auf Faldors Hof war es jetzt schon fast Sommer. Die Äcker waren gepflügt und bestellt, die Tage lang und warm. Hier war das Gegenteil der Fall. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß er, von der kurzen Zeit in der Wüste von Araga abgesehen, in diesem Jahr überhaupt keinen Sommer erlebt hatte. Irgendwie fand er diesen Gedanken schrecklich deprimierend.
    Seit etwa einer Stunde führte ihr Weg stetig aufwärts, denn sie hatten den niedrigen
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