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Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Titel: Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)
Autoren: Carrie Price
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kleine Weile Schritt halten konnten, haben wir gejubelt wie beim wichtigsten Rennen der State Championships. Irgendwann wollte ich immer schneller werden, wir haben neue Grenzen gesucht und sie schnell gefunden. Doch Simon war der Meinung, irgendwann sollte es an der Zeit sein, erwachsen zu werden. Ich hingegen glaubte, keine Grenzen würden uns einengen können. Ich hatte mich geirrt.
    „War der Typ auf dem Bild dein fester Freund?“
    „Nein.“
    Jetzt spüre ich den Stich in meinem Herzen deutlicher als erwartet. Ich nehme Claire den Artikel wieder weg und lege ihn zu den anderen in den Ordner zurück. Wenn ich zu lange in dieser Erinnerung verweile, tut es weh. Kurze Augenblicke sind auszuhalten, nur lange Momente schmerzen und reißen Wunden auf, die nicht heilen wollen. Verheilte Wunden werden zu Narben, diese verblassen und wir vergessen. Ich darf Simon aber niemals vergessen! Das habe ich ihm versprochen. Genau deswegen kratze ich mir die Narben von Zeit zu Zeit wieder auf. Bis sie bluten und erneut heilen müssen.
    „Aber ihr wart euch sehr ...“
    „Claire!“
    Meine Stimme ist lauter und schriller, als ich sie in Erinnerung habe. Es ist kein guter Zeitpunkt, um mich an Simon oder unsere Zeit zu erinnern. Nicht jetzt. Kurz herrscht absolute Stille, sie scheint es verstanden zu haben. Ich hole tief Luft und drehe mich wieder zur ihr.
    „Das soll keiner wissen, okay?”
    Claire lächelt traurig und nickt. Diesmal, daran besteht kein Zweifel, wird sie es nicht aus Versehen jemandem auf dem Flur erzählen. Ich schenke ihr ein dankbares Lächeln und nicke.
    „Und hör nicht so viel auf den Unsinn, den Sarah erzählt, okay? Du wirst schon noch genug erleben.”
    Ihr Blick verändert sich, wird hoffnungsvoll.
    „Kann ich heute Abend nicht doch mitkommen?“
    „Nein. Besser nicht.“
    „Aber mit dir kann ich endlich mal was erleben!“
    Sie ist wirklich wie diese lästige kleine Schwester, die man nicht bei den Partys dabeihaben will, die es aber immer irgendwie schafft, sich dranzuhängen.
    „Also gut. Aber du hältst dich an mich und versuchst, möglichst nicht aufzufallen.“
    Claire nickt begeistert und lässt sich zufrieden auf ihr Bett fallen.
    „Das wird ein super Abend! Ich hab’s im Gefühl!“
    Mein Gefühl sagt genau das Gegenteil. Ich muss nicht nur Claire im Auge behalten, sondern auch noch einige gute Kugeln auf dem Billardtisch versenken. Nicht zu vergessen: Jared Parker.

Kapitel 4
     
    „Verdammt!“
    Er schlägt mit der flachen Hand auf den grünen Filzbezug des Billardtisches und sieht mich wütend an. Ohne Zweifel hätte er nach der ersten Niederlage aufgeben sollen. Aber er wollte es ja unbedingt auf die harte Tour lernen. In der zweiten Runde hatte ich weniger Mitleid und habe ihm genau vier Stöße überlassen, die er allesamt vermasselt hat. Seine dunklen, braunen Augen fixieren mich genau, während ich schon mal die Kugel für die nächste Partie einsammele.
    „Man hätte mich vor dir warnen sollen, Miststück.“
    „Hat man das nicht?“
    Ich werfe ihm ein breites Grinsen zu und strecke ihm meine flache Hand entgegen.
    „Fünfzig Dollar, Sir.“
    Der große, ziemlich breite Typ, der ein weißes Unterhemd und fettige Jeans trägt, beobachtet mich einen Moment, bevor er den Geldbeutel, der an einer schweren Kette an seinem Gürtel hängt, aus der Gesäßtasche zückt und mir die Scheine entgegenwirft.
    „Du bist verdammt gut, Mädchen.“
    Wenn solche Typen wie er ein solches Lob aussprechen, kann man sich getrost etwas darauf einbilden. Seine Freunde nennen ihn Chuck. Chuck scheint es nicht gewohnt zu sein, dass er eine Partie verliert. Das bin ich auch nicht – und wenn es doch mal vorkommt, hole ich mir in der Revanche für gewöhnlich das verlorene Geld zurück.
    „Dankeschön.“
    Ich schüttele kurz seine Hand, so macht man das nach einem guten Spiel. Dann drehe ich mich zu Claire, die auf einem Barhocker in der Ecke sitzt, wo ich sie genau im Blick habe. Bisher klammert sie sich nur an ihr Glas Cola.
    „Na? Hast du schon so richtig Spaß?“
    Ihr entgeht die Ironie in meiner Stimme natürlich nicht. Das gequälte Lächeln auf ihren Lippen macht nur zu deutlich, dass sie sich den Abend ganz anders vorgestellt hat. Viele vertraute Gesichter haben wir noch nicht erkannt. Irgendwo in der Nähe der Tür, also weit weg von uns, habe ich Sarahs Lachen gehört. Vermutlich hat sie uns hier hinten noch nicht gesehen, und wenn doch, ist es ihr egal. Ihre Spielwiese ist an der
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