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Mainfall

Mainfall

Titel: Mainfall
Autoren: Dieter Woelm
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sie mich glücklich an.
    »Aber Sie wissen noch nicht alles«, sagte Rotfux stolz, als wir vor dem Kommissariat hielten.
    Wir betraten das Gebäude durch die Sicherheitsschleuse, die mich an meine dunkelsten Tage erinnerte. Kurz darauf saßen wir im Zimmer des Kommissars. Isabell wurde in Handschellen hereingeführt und seitlich von uns auf einen Stuhl gesetzt. Ich sah ihr verweintes Gesicht und ich hatte Mitgefühl mit ihr. So nah konnten Glück und Unglück beieinanderliegen. Ich war sehr glücklich darüber, dass ich Melanie gefunden hatte, und Isabell schien todunglücklich zu sein. Warum sie allerdings in Handschellen dasaß, konnte ich mir nicht erklären. Gut, sie hatte vermutlich Melanies Briefe unterschlagen, aber das verstieß doch gegen kein Gesetz und außerdem konnte das Rotfux nicht wissen.
    »Frau Brenner hat sich leider strafbar gemacht«, sagte der Kommissar.
    Sofort begann Isabell heftig zu schluchzen. Ich stand auf und reichte ihr mein Taschentuch, das sie allerdings, behindert durch die Handschellen, nur schwer benutzen konnte. Als Rotfux das sah, kam er hinter seinem Schreibtisch hervor und nahm Isabell die Handschellen ab. Er trug wie meistens einen gelben Pulli, unter dem sein Bauch sich deutlich abzeichnete.
    »Fliehen werden Sie von hier ja wohl nicht. Vor der Tür warten meine Beamten«, sagte er und lachte dabei. Dann nahm er wieder hinter seinem Schreibtisch Platz. Ich war gespannt, was jetzt kommen würde. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wodurch sich Isabell strafbar gemacht haben sollte.
    »Also, Frau Brenner«, begann Rotfux, »der Kranz mit den blutroten Rosen und der Drohung auf der Schleife war von Ihnen. Sie haben ihn in Auftrag gegeben und dann diese wilde Verfolgungsjagd durch die Stadt vorgetäuscht, um den Grafen fester an sich zu binden. Der Drohbrief aus Frankreich, von dem ich Ihnen erzählt hatte, hat Sie auf die Idee gebracht. Daran haben Sie sich angehängt und zur Tarnung denselben Text auf der Schleife des Kranzes verwendet: ›Wir kriegen dich!‹«
    Isabell schluchzte nur, was ich als Zustimmung deutete. Der Kommissar fuhr fort: »Noch schlimmer, Sie haben auch die Entführung und das Vergraben des Grafen bei der Teufelskanzel in Auftrag gegeben und waren sogar teilweise dabei.«
    Isabell senkte den Blick und schluchzte noch heftiger.
    »Sie haben Herrn Hohlbein von der Friedhofsgärtnerei zu dieser Entführung angestiftet und ihm dafür 5.000 Euro gezahlt, die er dringend brauchte, da er in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckte. Sie haben Herrn Hohlbein auch beauftragt, nach vier Tagen mit seiner Schäferhündin Alexa den Grafen aufzuspüren. Alles sollte so aussehen, als ob die Mafia hinter der Sache steckte und nun der König von Aschaffenburg per Zufall wiedergefunden worden war. Die Entführung durch den Frankfurter Tittenkönig, von der Ihnen der Graf erzählt hatte, hatte Sie auf die Idee mit dem Lieferwagen gebracht, und einen Lieferwagen hatte Herr Hohlbein von der Friedhofsgärtnerei ja auch zur Verfügung.«
    Ich war sprachlos. Rotfux schilderte den Hergang genüsslich, ließ sich jedes seiner Worte auf der Zunge zergehen, war sehr stolz, dass er dies alles herausgefunden hatte.
    »Aber warum hast du das gemacht, Isabell?«, fragte ich. »Oskar wäre fast dabei gestorben.«
    Der Dackel saß auf meinem Schoß und kuschelte sich an mich.
    »Das wollte ich ja auch nicht«, stammelte Isabell mit tränenerstickter Stimme. »Das mit dem Hund war ein Versehen. Ich wollte dir nur Angst einjagen, damit du bei mir bleibst.«
    Mir wurde jetzt klar, warum in dem Erdloch Mineralwasser und Taschenlampe lagen und warum sie eine Luftzufuhr geschaffen hatten. Mir sollte gar nichts passieren. Ich sollte nur in Angst und Schecken versetzt werden.
    »Dazu kommen die Männer, die angeblich um Ihr Haus geschlichen sind«, sagte Rotfux, »wir sind viel Streife gefahren, konnten aber nie irgendjemanden entdecken. Vermutlich haben Sie diese Männer, welche Sie angeblich bei der Eisdiele verfolgt haben, einfach erfunden.«
    Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Sie hatte mich bei der Eisdiele unter den Tisch gedrängt, indem sie sagte: ›Dein Schuh ist offen. Binde ihn zu.‹ Ich hatte die Ganoven nie gesehen und Isabell war auch dagegen gewesen, den Kommissar sofort zu benachrichtigen, scheinbar, weil sie ihn am Sonntag nicht stören wollte. In Wirklichkeit wollte sie vermeiden, dass der ganze Schwindel aufflog.
    »Schließlich der Einbruch bei Ihnen im Haus«,
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