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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens
Autoren: Lena Klassen
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Blick.
    »Niemand darf sich von der Truppe entfernen. Ihr beide wisst das. Zu zweit seid ihr ein gefundenes Fressen für die Wölfe!« Der Ärger trieb ihn vom Thron; er stand auf und begann umherzuwandern. »Fast«, sagte er. »Ich kann es einfach nicht glauben. Fast hätten sie dich erwischt! Die Hüter sagten, sie hätten schon die Zähne an deinem Hals gesehen. Bei allem, was leuchtet! Wie kannst du alles riskieren, wofür wir hier kämpfen? Wie kannst du mit deinem bodenlosen Leichtsinn unseren Feinden in die Hände spielen?«
    »Es ist ja nichts passiert«, verteidigte Mattim sich trotzig.
    »Bist du so dumm, oder tust du nur so? Was bist du, ein kleiner Junge, der jedem noch so idiotischen Einfall sofort folgt? In deinem Alter war ich schon Anführer der Stadtwache. Was rede ich, damals hatte ich schon zwei Jahre Erfahrung als jemand, der Verantwortung trägt. Wann bist du endlich so weit? Ich frage mich fast, auf welcher Seite du eigentlich
stehst. Gehörst du schon zu ihnen? Spielst du nur noch mit uns? Zeig her.«
    Mit raschen Schritten war Farank bei seinem Sohn und zog den Kragen des dunkelgrünen Umhangs zur Seite. Die helle Haut des Prinzen wies keine Verletzung auf.
    »Wenn ich ein Schatten wäre, könnte ich wohl kaum hier bei Tageslicht vor dir stehen, oder? Und deine Nähe aushalten könnte ich erst recht nicht.«
    »Es heißt, es dauert eine Zeit lang, bis der Biss wirkt.«
    »Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich ein Schatten bin?«
    Der König seufzte, zauste seinem Sohn das goldene Haar und kehrte zum Thron zurück.
    Fassungslos starrte Mattim ihn an. »Ich stehe nicht auf der dunklen Seite«, sagte er. »Ich kämpfe für dich. Für Akink. Ich bin auch nicht leichtsinnig. Es kann diesen Krieg entscheiden, wenn ich endlich herausbekomme, woher die Schatten ihre Kraft nehmen.«
    »Woher wohl?«, gab Farank zurück. »Sie haben bereits hunderte kleiner Dörfer überrannt. Eingenommen. Ausgeplündert.« Er zögerte, bevor er es aussprach. »Ausgesaugt und in Wölfe verwandelt.«
    »Trotzdem«, beharrte Mattim. »Da muss noch mehr sein. Manchmal tauchen sie auf, obwohl wir das Gelände bereits abgesichert haben. Wir schlagen sie in die Flucht - und sie sind wie vom Erdboden verschluckt. Immer in der Nähe der Höhlen. Sie haben ein Geheimnis, von dem wir nichts wissen. Vater, ich muss herausfinden, weshalb sie zu all dem fähig sind.«
    Der König verlor für einen Moment sein gestrenges Herrschergesicht und betrachtete seinen Sohn liebevoll. »Mattim, sie können all das, weil sie Schatten sind. Weil sie auf der dunklen Seite leben. Und um ein Haar würdest du nun zu ihnen gehören.«
    Unwillig schüttelte der junge Prinz den Kopf. »Warum
sollte ich zu einem Feind werden, nur weil ein Wolf mich gebissen hat?«
    »Jeder, den ein Wolf beißt, wird zum Schatten. Das weißt du.« Auf einmal lächelte der König. »Du hast deinen ersten Wolf getötet. Ich bin stolz auf dich.«
    »Dieser Wolf wusste, wer ich bin.« Mattim suchte im Gesicht seines Vaters nach einer Erklärung. »Er hat mich angesehen und es gewusst. An Mirita hatte er kein Interesse, er wollte nur mich. Wie kann das sein?«
    »Instinkt?«
    »Das war mehr.« Mattim schüttelte den Kopf. »Das war nicht einfach nur ein Tier. Wie konnte der Wolf wissen, dass ich es bin?«
    »Das Licht. Sie reagieren extrem aggressiv auf Licht.«
    »Es war noch dunkel. Hell genug, um sich in die Augen zu blicken, aber mein Tag hatte noch nicht begonnen. Ich weiß, dass die Schatten unsere Gegenwart nicht aushalten, doch die Wölfe haben noch nie einen Unterschied gemacht. Hast du das nicht immer gesagt?«
    »Tiere können erstaunliche Dinge«, sagte Farank leise. »Genau deswegen sind sie so gefährlich. - Und jetzt geh.« Der König hatte offensichtlich keine Kraft mehr, sich mit seinem ungehorsamen Sohn auseinanderzusetzen.
    Mattim runzelte unzufrieden die Stirn, während er und Mirita aus der Halle gingen.
    »Er will nicht darüber reden. Er versteht es einfach nicht. Für ihn ist alles so einfach. Er sieht nur den Kampf, den er seit wer weiß wie langer Zeit kämpft. Aber es ist nun mal nicht alles so geblieben wie noch vor ein paar Jahrzehnten! Der Gegner hat sich verändert, und wir müssen wissen, warum.«
    »Was erwartest du denn?«, fragte Mirita, die an seiner Seite humpelte. »Dass er über Dinge im Bilde ist, die er gar nicht wissen kann? Ich habe die Schatten gesehen.«
    »Was?« Mattim blieb stehen. »Wann?«

    »Heute. Als die Wölfe
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