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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
Autoren: Bernd Perplies
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verbranntem Fleisch im ganzen Saal.
    Jonathan spürte, wie sich sein Magen verkrampfte, und er war Kendra beinahe dankbar dafür, dass sie ihm ihre Finger schmerzhaft fest in den Oberarm grub. Cutler, der neben ihm hockte, gab ein Würgen von sich.
    Der Tumult kam so abrupt zum Erliegen, wie er begonnen hatte, und alle starrten auf den Eingang. Dort tauchte ein Mann auf. Mit einer Nonchalance, als wäre dieser Akt der Grausamkeit nur eine Fingerübung für ihn, schwebte er in den Saal.
    »Wellington!«, grollte Drummond und hob angriffslustig die Arme.
    Der Angesprochene hob wie beiläufig die Hand, und eine tödliche Feuerblume erblühte zwischen ihnen. »Denken Sie nicht einmal daran, Drummond!«, sagte Wellington mit schneidender Stimme. Er drehte sich in der Luft und ließ seinen Blick über die Anwesenden gleiten. Es lag nichts Menschliches in den golden glühenden Pupillen seiner Augen.
    »Faszinierend«, murmelte Holmes. »Die dritte Sphäre der Magie … Er beherrscht sie. Wie, bei allen Göttern und Dämonen, ist ihm das nur gelungen?«
    »Seine Aura«, flüsterte Kendra ängstlich. »Was ist mit seiner Aura? Sie brennt …«
    Jonathan verfluchte insgeheim, dass er nicht wie die anderen in die Wahrsicht wechseln konnte. Hier ging etwas vor sich, das seinen beschränkten menschlichen Sinnen verschlossen blieb. Dem würde er abhelfen müssen, und zwar schnell.
    »Niemand von Ihnen«, fuhr Wellington derweil in scharfem Ton fort, »sollte auch nur daran denken, Widerstand zu leisten. Es wäre zwecklos. Ich will Sie nicht töten. Aber ich werde es tun, wenn es sein muss. Wer also glaubt, er wäre mir gewachsen, darf gerne vortreten und mir zur Unterhaltung sowie seinen Freunden zur eindringlichen Warnung dienen.« Er schwieg und sah sich erwartungsvoll um. Die Mienen der Männer und Frauen auf den Rängen wirkten teils finster, teils angstvoll, teils waren sie von einer regelrecht fanatischen Hingabe erfüllt. Eine leicht rundliche Frau schluchzte leise. Niemand nahm Wellingtons Angebot an.
    Auf dem Gesicht des Magiers breitete sich ein Lächeln aus. »Gut so«, sagte er mit einem Nicken. Er schwebte ein Stück weiter in den Raum hinein und landete genau hinter dem Rednerpult, direkt neben der verkrümmt daliegenden, noch immer qualmenden Leiche Cheltenhams. Ohne sie zu beachten, wandte er sich an sein unfreiwilliges Publikum.
    »Wir stehen an der Schwelle eines neuen Zeitalters. Überall auf der Welt rüsten sich die großen Reiche für den Kampf – für den Kampf um nichts Geringeres als die Vorherrschaft über unseren Erdball. Dieser Kampf wird auf vielen Ebenen ausgetragen werden: auf dem politischen Parkett, auf den Schlachtfeldern und in der Magie. Waren wir bereit dafür? Ich sage: Nein! Die Vorsichtigen und die Zauderer, an deren Spitze Albert Dunholm stand, beherrschten unseren Orden und verhinderten, dass wir, die mächtigste Vereinigung von Magieanwendern in ganz Großbritannien, ja wahrscheinlich in ganz Europa, aufstehen und unseren Platz in diesem Kampf an der Seite unserer Landsleute einnehmen konnten.«
    Es war jetzt totenstill im Saal geworden. Entsetzen und Begeisterung angesichts dieser Worte, dieses flammenden Bekenntnisses zum Umsturz alles Bestehenden, spiegelten sich in gleichem Maße auf den Gesichtern der Anwesenden.
    »Damit ist es jetzt vorbei!«, rief Wellington. »Jahrelang habe ich – wie einige wenige von Ihnen bereits wissen – insgeheim nach der sagenhaften Wahren Quelle der Magie gesucht. Vor drei Tagen habe ich sie endlich gefunden. Ich habe das Siegel gebrochen und die Quelle geöffnet. Die Welt, wie wir sie bislang kannten, existiert nicht mehr. Ein neuer Morgen der Magie bricht an, und wir, die Magier des Ordens des Silbernen Kreises, werden die machtvollste Waffe der Welt in unseren Händen halten, wenn wir die Quelle, die im Augenblick noch zügellos sprudelt, eingedämmt und gänzlich unter unsere Kontrolle gebracht haben. Bereits während ich hier stehe und vor Ihnen spreche, sind die Vorbereitungen hierzu im Gange. Sie bedürfen auch meiner Aufmerksamkeit, weshalb ich in Kürze dorthin zurückkehren werde. Ich kam nur deshalb nach London, um mir zuvor die eine Frage beantworten zu lassen, von der alles Kommende abhängt: Wer von Ihnen tritt – neben jenen, die mir bereits ihre Treue geschworen haben – an meine Seite? Wer wird Teil unserer großen Zukunft sein? Und wer will sich unserer Mission verweigern und, von der Geschichte ungehört, im Vergessen versinken?«
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