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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2
Autoren: Michelle Zink
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nicht länger hoffen kann, dass ich mich irre.
    »Lia? Bist du es wirklich?« Der Schreck ist ihm vom Antlitz abzulesen, und seine Augen suchen in meinem Gesicht nach einer Antwort, die ich ihm schuldig bleiben muss.
    »Du erinnerst dich doch noch an James Douglas, nicht wahr?« Alice nimmt seinen Arm, steckt mit einer eindeutigen Geste ihren Claim ab. »Wir werden im Frühling heiraten. «
    In diesem Moment neigt sich der Saal zur Seite, und die Masken-Gesichter der Gäste verschwimmen zu etwas Fremdartigem und Beängstigendem.

3
    I ch bin keine Frau, die leicht in Ohnmacht fällt. Ich habe schreckliche und gefährliche Dinge erlebt. Ich habe mein Leben und das der Menschen, die ich liebe, gegen die schlimmste Art von Bedrohung verteidigen müssen. Ich habe alles im Namen der Prophezeiung und für die Rettung der Welt aufgegeben.
    Aber Alices Worte zwingen mich fast in die Knie.
    Ich merke nicht, wie Dimitri zu uns tritt, aber er ist da, als ich unwillkürlich meinen Arm ausstrecke und irgendwo Halt suche, damit ich nicht umfalle.
    »Oh!«, sagt Alice. »Ist dies dein Verehrer?«
    Ich kann James nicht in die Augen schauen, aber als ich mich Dimitri zuwende, sehe ich, dass die Verwirrung seine Wangen rot färbt, während er von mir zu James blickt und wieder zurück. Ich kann auch ihn nicht anschauen. Und so richte ich meinen Blick auf Alice und muss gegen den unpassenden Drang zu lachen ankämpfen. Die Situation ist grotesk.

    »Das ist Dimitri. Dimitri Markov.« Ich schlucke meine Scham herunter und spreche weiter. Das schulde ich Dimitri. Und James. »Und ja, er ist mein Verehrer.«
    Alice streckt Dimitri ihre Hand entgegen. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Mr Markov. Ich bin Alice Milthorpe, Lias Schwester.«
    Dimitri ist nicht überrascht, denn wer sonst würde mit einem Gesicht wie dem meinen herumlaufen? Aber er ignoriert ihre ausgestreckte Hand. Stattdessen beugt er sich so weit vor, dass die Umstehenden ihn nicht verstehen können.
    »Ich habe keine Ahnung, was Sie hier tun, Miss Milthorpe, aber ich schlage vor, dass Sie sich von Lia fernhalten. « In seiner Stimme liegt der Hauch einer Drohung.
    »Also hören Sie mal!«, mischt sich James ein. »Es gibt keinen Grund, unhöflich zu sein. Ich würde mir wünschen, dass wir uns alle wie zivilisierte Menschen benehmen – trotz der etwas merkwürdigen Situation. Und ich kann mir nicht vorstellen, was Sie dazu veranlasst, meine Verlobte zu beleidigen.« Seine Stimme ist zögernd, verwirrt. Und dann weiß ich es.
    Er hat keine Ahnung , denke ich. Alice hat ihm nichts über uns gesagt. Über die Prophezeiung. Über alles, was zwischen uns steht.
    Die Vorstellung, dass James mit meiner Schwester verlobt ist, ist schwer genug zu akzeptieren, aber dass er mit ihr verlobt ist, ohne sich der Gefahr bewusst zu sein, in die er sich damit begibt, ist ungeheuerlich.

    Ich wende mich Alice zu und forsche in ihrem Antlitz nach der Boshaftigkeit, die ich dort zu sehen erwarte. Sie hat James verführt, hat ihn nach London gebracht, hat mir die Wahrheit über ihre Verlobung ins Gesicht geschleudert. Nur, um mich zu verletzen. Es gibt für sie nur einen Grund, sich dem Mann hinzugeben, den ich einstmals liebte, den ich heiraten wollte: Sie will ihn haben, weil er mir etwas bedeutete. Als ob sie mir nicht schon genug genommen hätte.
    Aber als sie James anschaut, sehe ich nichts dergleichen. In ihren Augen liegt nur Sanftheit.
    Doch dann denke ich an Henry. Ich denke an sein liebes Lächeln, an den Kleinjungen-Duft, und wieder wird mir klar, wozu Alice fähig ist.
    Ich straffe die Schultern und nehme Dimitris Arm. »Ich möchte jetzt bitte gehen.«
    Er nickt und legt seine Hand über meine.
    Als wir uns abwenden, erklingt hinter uns James’ Stimme. »Lia.«
    Ich blicke mich um und sehe meine eigene Resignation in seinen Augen.
    Er seufzt. »Ich freue mich, dass du wohlauf bist.«
    Ich nicke nur. Und dann bringt mich Dimitri eilig aus dem Saal.
     
    »Aber was will sie hier?«
    Es ist dunkel in der Kutsche auf dem Heimweg nach Milthorpe Manor, und Sonias Stimme dringt durch die
Schatten zu mir. Dimitri bot sich an, uns nach Hause zu begleiten, aber es fällt mir schwer genug, mich den Fragen von Sonia und Luisa zu stellen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Mut aufbringe, den unausgesprochenen Vorwürfen in Dimitris Augen standzuhalten. Nicht heute Nacht.
    Ich bin dankbar, dass Luisa an meiner Stelle antwortet: »Ich bin sicher, dass Lia keine Ahnung hat, was
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