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Maeve

Maeve

Titel: Maeve
Autoren: Jo Clayton
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Flußpfad entlang, zurück zu der Kreuzung an der Einmündung des Tales, wo Grey mit einem Gleiter wartete.
    Er öffnete die Luke für sie und gab taktvoll keinen Kommentar ab, als er sah, daß sie allein war.
    Der Gleiter stieg auf und schoß davon, schloß sich dem im Orbit wartenden Mutterschiff an; und während der ganzen Zeit bemühte sich Aleytys, etwas gegen die turbulenten Flutwellen der Emotionen zu tun, die unter ihrer brüchigen Ruhe wogten. Ihre Wutblitze wechselten sich mit schwarzen Depressionsanfällen ab, bis ihr Kopf zu platzen drohte. Einmal lachte sie, als sie eine abrupte Vision ihres Körpers hatte, wie er einfach auseinanderplatzte! Grey warf ihr einen Blick zu, wandte sich dann wieder der stummen Bedienung der Kontrollen zu.
    Als der Gleiter eingeschifft und verankert war, zögerte Grey. „Du willst direkt in deine Kabine gehen?“
    Sie schüttelte sich, rieb gleichzeitig die Hände an den Armen auf und ab. „Ich weiß nicht. Nein. Ich weiß nicht.“
    Er schüttelte den Kopf und führte sie mehrere Etagen hoch in den Passagier-Aufenthaltsraum, in dem die anderen Jäger saßen und sich sporadisch unterhielten. Grey ließ Aleytys unsicher direkt innerhalb der Türschwelle stehen, ging zur Sprechanlage hinüber und berührte einen Sensor. „Kapitän Tokeel.“
    Das ruhige Schokoladengesicht des Kapitäns erschien auf dem kleinen Bildschirm. „Ich sehe, du bist wieder da. Aufgabe erledigt?“
    „Ja.“
    Der Bildschirm wurde leer, und Grey drehte sich um, sah eine brenzlige Situation heraufziehen. Sybille lag in anmutiger Pose auf einem der Sofas, jedes einzelne glänzende, blonde Haar an der richtigen Stelle, jede Falte ihres zarten, weißen Kleides bis zur Perfektion diszipliniert. Lange, elegante Hände strichen mit eindringlicher Sinnlichkeit über ihren Leib und ihre Oberschenkel; Blicke aus milchig-blauen Augen glitten über Aleytys, das sanfte Lächeln eine absichtliche Provokation.
    Aleytys sah mitgenommen aus, und sie wußte es. Ihr rotes Haar hing in wirren Strähnen über ihren Rücken hinunter. Ein Blatt hatte sich über dem Ohr in der matten Masse verfangen. Ihre Bluse war abgetragen und alt, mit häßlichen, feuchten Dreckspritzern und -Schmierern. Ohne ein Wort zu sagen, brachte Sybille sie dazu, sich unbeholfen und lächerlich vorzukommen. Ihre blaugrünen Augen begannen zu glitzern.
    Sybilles Lächeln verbreiterte sich mikroskopisch. „Sind wir nicht von unserer Route abgewichen, um deinen Sohn abzuholen Hexe? Bring ihn herein. Laß uns dein Wunderkind sehen.“
    Aleytys glaubte zu bersten. Das matte, zerzauste Haar bewegte sich, umwehte ihr Gesicht, wie von einem starken Wind gestreichelt. Selbst die Luft um sie herum lebte sichtbar, bewegt von der Wut, die zu einem unkontrollierbaren Punkt anschwoll.
    Grey durchquerte das Zimmer hastig und ergriff ihren Arm „Aleytys!“ sagte er scharf. Beim Klang ihres Namens riß sie ihre Blicke von Sybilles spöttischem Gesicht los und wandte sie ihm zu. Die Wut in ihr traf ihn wie ein körperlicher Schlag. Sie stand kurz davor zu explodieren, und der Gedanke an das, was sie dann anrichten könnte, fraß ein kaltes Loch in seine Seele.
    Er stellte sich zwischen sie und Sybille. „Aleytys“, sagte er sanfter. „Wir sind deine Freunde. Mach dir nichts aus Sybille. Die ist ein Weibsstück aus rostfreiem Stahl, aber auf ihre Art eine gute Jägerin. Später, wenn du dich besser fühlst, wirst du über sie lachen können. Komm. Ein heißes Bad, während ich dir etwas zu essen besorge. Einen Becher Cha. Dann eine Menge Ruhe. Ich will, daß du ausgeruht und glücklich bist, wenn du Wolff siehst.“
    Sie stieß plötzlich die angehaltene Luft aus und sank gegen ihn. Tränen sammelten sich in ihren Augen und perlten lautlos über ihr verschmiertes Gesicht hinunter. Grey tätschelte ihren Rücken und funkelte über ihre Schulter Sybille an – ein warnender Blick: Hüte dich, deinen Mund aufzumachen.
     
    Aleytys erwachte und streckte sich vorsichtig. Sie wollte Grey nicht wecken, der – tief eingeschlafen – neben ihr auf dem Bauch lag. Irgendwie waren der Schmerz, Sharl zu verlieren, und die Erkenntnis, daß Vajd sie niemals wirklich geliebt hatte, durch Zeit und Entfernung gemindert. Sie begann, eine zunehmende Erregung bei dem Gedanken zu verspüren, eine neue Welt zu sehen. Immer noch war sie irgendwie im Zweifel darüber, ob es ihr gefallen würde, eine Jägerin zu sein, aber der Gedanke hatte auch etwas Aufregendes. „Wolff“,
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