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Märchen

Märchen

Titel: Märchen
Autoren: Astrid Lindgren
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Frühlingsabenden

    die Elfen im Königsgarten tanzen sehen und hören, wie die Wichtel jetzt vor Weihnachten unten in der Altstadt in ihren Werkstätten arbeiten.«
    »Wirklich...?« sagten Gunnar und Gunilla.
    Und dann beeilten sie sich, das Fenster zu öffnen, damit Kuckuck Lustig hinausfliegen konnte, um in der Werkstatt der Wichtel Weihnachtsgeschenke zu kaufen.
    Den ganzen Tag flog er hin und zurück, mit Goldeiern und Paketen.
    Und das war ziemlich anstrengend, denn er mußte ja auch nach der Uhr sehen und zur rechten Zeit rufen. Wunderbare Sachen holte er, fanden Gunnar und Gunilla. Brosche und Armband für Mama, Brieftasche und Taschenmesser für Papa und eine Menge schöner Spielsachen für die Kusinen in der Odengatan. Oh, wie

    war es spannend, die Pakete auszupacken! Und wie war es lustig mit Kuckuck Lustig!
    Nur eins machte Gunnar und Gunilla Sorgen, wie sie Papa und Mama Heiligabend alles erklären sollten.
    Schließlich verabredeten sie, einfach geheimnisvoll zu gucken und zu sagen, es sei ein Riesengeheimnis. Dann konnten Mama und Papa denken, was sie wollten.
    Am Abend, kurz vor acht, kam Mama ins Zimmer, um ihren Kindern, die den ganzen Tag über so artig gewesen waren, gute Nacht zu sagen. Kuckuck Lustig war gerade in ausgelassener Laune, und bevor er in die Uhr flog und die Tür hinter sich zuschlug, flüsterte er den Kinder zu: »Jetzt wollen wir uns mal einen Spaß mit eurer Mama machen!«
    Als Mama ihre Kinder für die Nacht ordentlich zugedeckt hatte, sagte sie:
    »So, nun müßt ihr schlafen. Es ist acht Uhr.«
    Da sprang auch schon die Tür in der Kuckucksuhr auf, und der kleine Holzkuckuck sah heraus. Dann schrie er. Er schrie und schrie und schrie. Nicht achtmal, nein: Er schrie sechsundzwanzig-mal. Mama saß da wie gelähmt.
    »Was ist denn nun los«, sagte sie. »Da stimmt doch was nicht mit dem Mechanismus.«
    »Jaha«, meinten Gunnar und Gunilla. »Da stimmt was nicht mit dem Mechanismus!«
    Und dann krochen sie unter die Bettdecke und schüttelten sich vor Lachen.
    Die Elfe mit dem Taschentuch
    ena hatte im Mai Geburtstag, gerade wenn die Apfelbäume blühten. Der ganze Garten war dann ein Meer von Apfel-L blüten. Das war auch ganz natürlich, denn Lena wohnte in Apfellund.
    Wenn Lena Geburtstag hatte, kamen immer eine ganze Menge Tanten aus der Stadt und besuchten sie, und alle klatschten in die Hände und sagten:
    »Oh, wie habt ihr es hier schön!«
    Lena sah, daß Mama es gern hörte.
    An dem Tag, als Lena sechs Jahre alt wurde, kam Tante Ebba zu Besuch. Lena holte sie von der Haltestelle ab. Dann wurde draußen im Garten Kaffee getrunken, und Tante Ebba klatschte in die Hände und sagte:
    »Oh, wie habt ihr es hier schön!«
    Dann erst fiel ihr ein, daß sie Lena noch nicht ihr Geburtstagsgeschenk gegeben hatte. Es war ein kleines, dünnes weißes Taschentuch mit Hohlsaum und Spitzen. So ein schönes Taschentuch hatte Lena noch nie gesehen, und sie freute sich sehr darüber. Natürlich nicht so sehr wie über den neuen Puppenwagen, aber immerhin.
    Am Abend, als Lena im Bett lag und Mama sie zugedeckt hatte, sah sich Mama noch einmal alle Geschenke an, die auf einem Tisch im Kinderzimmer aufgereiht lagen, und sagte:
    »Auf dieses Taschentuch mußt du gut aufpassen. Das darfst du nicht verlieren.«
    »Ich paß bestimmt gut auf«, antwortete Lena.
    Dann öffnete Mama das Fenster einen Spalt und sagte gute Nacht und ging.
    Lena lag da und konnte nicht schlafen. Sie wünschte, es möchte bald wieder Morgen werden, damit sie mit dem Puppenwagen und all den anderen Sachen spielen konnte. Draußen im Garten fing es an zu dämmern, und im Kinderzimmer konnte man den Duft der Apfelblüten riechen. Schließlich wurden Lenas Augenlider immer schwerer.
    Sie wollte gerade einschlafen, als sie erschrak und sich kerzengerade im Bett aufrichtete. Sie hörte jemanden weinen. Sie hörte ein herzzerreißendes Schluchzen. Erstaunt sah sie sich nach allen Richtungen um, um herauszufinden, wer es war. Und dort - auf ihrem Fensterbrett - saß eine kleine nackte Elfe und schluchzte, als ob ihr das Herz brechen wollte.
    Lena war es nicht gewohnt, nackte Elfen in ihrem Zimmer zu haben, und sie wußte nicht, wie man sie anspricht. Aber dieses Weinen wurde kläglicher und kläglicher, und schließlich fragte sie doch:
    »Warum weinst du denn?«
    Die kleine Elfe sah sie erschrocken an.
    »Ich dachte, du schläfst«, sagte sie nach kurzem Zögern. »Ich bin hier hereingeschlüpft, um allein zu sein.«
    »Das
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