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Männerfrei: Roman (German Edition)

Männerfrei: Roman (German Edition)

Titel: Männerfrei: Roman (German Edition)
Autoren: Gemma Burgess
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einer anderen Party in St Andrews gesehen. Und du warst wie die eine in Breakfast Club angezogen.«
    Tja, wenn ich von der Tatsache, dass ich zum sechsten Mal in Folge verlassen wurde, eine Ablenkung brauchte: voilà.
    Den restlichen Abend dachte ich über diesen Satz nach, nachdem ich mich von Posh Mark verabschiedet hatte und hinterher Bloomie und Kate anrief, um zu verkünden, dass auch eine Beziehung mit einem Nicht-Mistkerl keine Garantie war, um nicht den Laufpass zu bekommen, bis ich schließlich in einem Nebel aus Nikotin und leichter Hysterie einschlief und alle zwei Stunden wach wurde, um ein paar Tränen zu vergießen, allerdings mehr aus Selbstmitleid als aus Liebeskummer.
    Hatte ich mich wirklich verliebt, nein, sorry, hingezogen gefühlt zu einem Mann, nur weil er ein lustiges Kostüm trug, das sein Kumpel mal auf irgendeiner Studentenfete im verdammten Schottland gesehen hatte? Was zum Teufel stimmte nicht mit mir? Und dabei wusste er nicht einmal, dass mein Filmkostüm aus Ferris macht blau war.
    Genug mit dem Kopfzerbrechen. Ich schlage meine Bettdecke zurück, wobei ich die gebrauchten Taschentücher und Pralinenpapiere überall verteile, und schlurfe zum Spiegel. Ich sehe nicht wirklich gut aus, aber ich habe schon schlechter ausgesehen.
    Ich will mich heute optisch von meiner besten Seite präsentieren, damit die Welt sich mir optisch von ihrer besten Seite präsentiert. Das ist modisches Karma, wissen Sie. Ich glaube fest daran.

Kapitel 2
    Shampoo, Conditioner, Ganzkörperpeeling mit Massagehandschuh, Zahnpflege, Achselrasur, danach die Beine (mit einem Rasierer pro Hand, sodass jedes Bein in circa sieben Sekunden fertig ist– eine nichtpatentierte Methode, um Zeit zu sparen, von mir erfunden, als ich vierzehn war). Abtrocknen, fönen, eincremen, Deo, Parfum.
    Während meiner Morgentoilette kreist mein Hirn in einer Endlosschleife mit dem Titel » Unglaublich«. Weil ich nicht glauben kann, dass es schon wieder passiert ist. Ich habe mir den nettesten Mann ausgesucht, den ich verdammt noch mal auftreiben konnte, und es ist verdammt noch mal schon wieder passiert.
    Beginnen wir mit dem Anfang.
    Trennung Nr. 1 : Arty Jonathan, der Künstler. Ich war damals zweiundzwanzig und lebte seit ungefähr einem Jahr in London. (Niemand, der in London neu ist, verabredet sich in den ersten sechs Monaten. Man hat zu viel damit zu tun, durchgeknallte Mitbewohner, schlechte Ketten-Gastronomie und falsche U-Bahn-Linien zu meiden.) Ich lernte Arty Jonathan auf der Feier eines Kollegen im Café Kick in Shoreditch kennen, einer damals angesagten, coolen Kneipe mit alternativem Flair, die heute ziemlich yuppiemäßig ist. Arty Jonathan war auf seine Art süß, mit seinem kahlgeschorenen Kopf und seiner großen Klappe. Er zog mich auf und flirtete und machte mir Komplimente, sodass ich in seiner Anwesenheit ständig Kicheranfälle bekam. Er nannte sich selbst einen » Avantgardekünstler«, was bedeutete, dass er irgendwo Ausstellungen machte, für die er sich auf den letzten Drücker etwas aus Müll, den er auf dem Weg dorthin aufsammelte, zusammenbastelte. Avantgarde ist, wie ich nun weiß, französisch für » hochtrabend«, und immer wenn ich das Wort höre, könnte ich hysterisch losbrüllen. Arty Jonathan hatte sich in den letzten Jahren in verschiedenen Jobs versucht (als Produzent von Independent-Filmen, ohne jemals das nötige Geld dafür auftreiben zu können, oder als Manager von Bands, die niemand unter Vertrag nahm) und konnte so zahlreiche Anekdoten erzählen, mit denen er mich zum Lachen brachte.
    Sie haben natürlich recht: Er war ein Loser ohne Talent. Ich würde es gerne auf meine Unerfahrenheit schieben, oder vielleicht bin ich manchmal auch ein bisschen dämlich, aber er machte einen interessanten Eindruck… Ich denke, ich suchte nach einem Mann, der das Gegenteil von den angepassten Studenten an der Universität war. Und sein Glaube an sich selbst war unerschütterlich. Ich stehe auf selbstbewusste Männer.
    Rückblickend zucke ich heute noch zusammen, weil ich so naiv war, mich von so einem Kerl beeindrucken zu lassen. Ich war das Groupie eines Künstlers, der nicht wirklich etwas schuf. Ich hockte still im Bricklayer’s Arms in Hoxton und leistete meinen gerechten Anteil an Spendierrunden, während ich dem Klatsch von Arty Jonathan und seinen Freunden über die Young British Artists lauschte, von denen ich nie zuvor gehört hatte und die die anderen nicht einmal persönlich kannten.
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