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Maenner können auch anders

Maenner können auch anders

Titel: Maenner können auch anders
Autoren: Volkmar Nebe , Ralf Pingel
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das Mobile aus Silberdraht, das von deiner Decke hängt, nicht schlecht, diese kunstvoll verbogenen Löffel und Gabeln mit den bunten Steinen darauf, sehr originell! Aber es ist beängstigend aufgeräumt in Deinem Zimmer, das hätte ich nie erwartet (pfui, Vorurteile, Tobias).
     
    Diese Mail wurde übrigens vom Internetshop bei Dir um die Ecke verschickt. Grüße von Gerald, mit dem Du ja öfter einen Latte trinkst.
    Tatsache ist: Ich bin noch etwas länger in Köln und werde es weiter probieren.
    Falls Du nicht auftauchst, hole ich mir einen Gerichtstitel und pfände meinen Rechner per Russen-Inkasso!
     
    Tobias Fürstenberg

28. 3.
    16:35
    Hallo mein lieber,
     
    jetzt machst du mir aber schon ein bisschen angst … hockst du jetzt etwa die ganze zeit vor meiner wohnung und guckst durch die scheibe?
    Ich muss dich enttäuschen, ich bin im moment gar nicht zu hause. Und wenn es so ist, wie du sagst, sollte ich vorläufig lieber auch nicht kommen …
     
    Ja, die ganze sache ist mir furchtbar peinlich. Folgendes ist passiert: Ich war zwei tage bei einem kumpel in der eifel. Eigentlich zum wandern, aber weil es nur geregnet hat, sind wir die ganze zeit in der hütte geblieben und haben gepokert (ich habe 50 euro gewonnen!!).
     
    Als ich dann zurückkam, nach köln, lagen da zwei nachrichten im briefkasten, von der post und von ups. Mein rechner war wieder da – vielen dank dafür!!
     
    Aber leider ist deiner auch wieder zurückgekommen … falsche adresse.
    My fault. Du hattest mir deine adresse ja gemailt, aber irgendwie muss ich sie mit der von einem anderen kumpel in hamburg durcheinandergebracht haben. Der wohnt irgendwo in billstedt. Ist das nicht auch ganz bei dir in der nähe?
     
    Wie auch immer, dein computer ist wieder zurück, und ich will natürlich sofort zur post. Da ruft mich arne an undsagt, was für ein glück, der super-compi ist wieder in kölle, sofort her damit! Stell dir vor, dieses safety-tool war eine üble virenschleuder. Arne hat das verfluchte programm auch auf seinem eigenen rechner und leider erst jetzt gemerkt, dass es da probleme gibt. Ehrensache, dass er deinen laptop erst wieder säubern wollte, bevor du ihn wiederbekommst, ist doch klar!
     
    Hat alles ein bisschen gedauert. Arne musste deine festplatte komplett neu konfigurieren, doch jetzt ist alles wieder gut. Und was soll ich sagen, seit einer stunde ist dein schmuckstück auf dem weg nach hamburg, super, oder?
     
    Du siehst, du kannst dich auf mich verlassen, auch wenn es manchmal etwas länger dauert.
     
    Also welle flach, wie ihr in hamburg sagt. Alles wieder gut, du kannst ganz beruhigt wieder nach hause fahren. Aber ich hoffe, du probierst vorher noch unser leckeres kölsch.
     
    Liebe grüße (aus dem exil)
    Mike
     
    PS: Übrigens war das gar nicht mein zimmer, was du gesehen hast, sondern das von dietlind. Das mobile stammt allerdings tatsächlich von mir, ich bastele ganz gerne mit silber und habe es ihr letztes weihnachten geschenkt. Bei mir hängt noch ein viel wahnsinnigeres mit stilisierten walfischen, das möchte ich irgendwann mal carola schenken (das motiv wiederholt sich in einem passenden ring dazu).
     
    PPS: Grüß gerald, die alte socke, mal von mir. Ich habe seine 20 euro nicht vergessen. Ich gebe sie ihm das nächste mal, wenn ich wieder vorbeikomme.

29. 3.
    4:30 Uhr
    Hallo, Mike,
     
    keine Angst vor dem Stalker, ich bin schon wieder in Hamburg.
    Habe etwas Komisches gemacht: Als ich gegen Mitternacht mit dem Zug aus Köln ankam, merkte ich, dass ich hellwach war und nicht einschlafen würde. Ich habe mich einfach mal wie diese seltsamen, fertigen Männer mit einem Bier in der Hand auf den Bahnhofsvorplatz gestellt. Wollte mal sehen, was so passiert. Besoffene, Penner, Strichjungen, Strichmädchen, Bundespolizei mit Hunden. Die dunkle Seite der Stadt, die ich nur aus Filmen kenne. Brutal, schonungslos, auf das reine Überleben konzentriert. Keine Schnörkel drum herum, keine Poesie. Die sonst für mich unsichtbar ist. Irgendwie habe ich das genossen, muss ich zugeben. So ganz alleine an meiner Säule dort.
    Keine Kunstwelt aus Zahlen, Kampf um Positionen, saubere Schuhe, teure Uhren, der ganze Scheiß. Security am Eingang und in der Parkgarage. Überall frische Blumensträuße, riesig groß, es gibt immer Champagner.
    Manchmal denke ich, was ist, wenn ich mal durchfalle. Ich kann mir das nicht vorstellen, aber es könnte ja sein. Frau weg, Geld weg, zusätzlich krank, keine Kraft mehr. Das denkt
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