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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4
Autoren: Jilliane Hoffman
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das Feuer den Dachboden erreichte, würde das Dach einstürzen. Stockwerk für Stockwerk würde nachgeben. Er wischte sich den Rauch aus den brennen­den Augen.
    Denk nach, Bobby, denk nach. Wo würde er sie verstecken? Wo zum Teufel sind sie?
    Er dachte an die Hände des Mädchens, die Erde, die so tief unter ihren Nägeln steckte, dass sie sich ins Fleisch eingegraben hatte. Sie hatte versucht, sich aus ihrem Grab zu befreien ...
     
    WILLKOMMEN IN BELLE GLADE. IM BODEN LIEGT UNSER GLÜCK.
     
    Unten.
    Ein Keller.
    Aber in Florida gab es doch keine Keller. Höchstens einen Kriechkeller unter der Veranda. Wo zum Teufel fand er hier ei­nen Kriechkeller?
    Er stand auf, drückte sich gegen die Wand und folgte ihr in eine Art runde Lobby. Überall standen Pappkartons und Zei­tungsbündel am Boden. Hektisch sah er sich im dichter werden­den Rauch um, auf der Suche nach einem Wahnsinnigen. Seine Augen tränten, er bekam kaum noch Luft. Vom Empfangsraum führte ein Durchgang zu dem, was wahrscheinlich einmal das Frühstückszimmer gewesen war. Mehrere kleine Tische waren an eine Wand geschoben worden, die Stühle auf den Tischen ge­stapelt. Vor einem dunklen Kamin stand ein riesiger, mit rotem verschlissenem Samt bezogener Chippendale-Sessel, den Rücken zu Bobby und zur Lobby gedreht. Rechts und links vom Kamin standen Staffeleien mit Bildern. Porträts. Makabre Darstellungen des Todes, ähnlich gemalt wie die letzten Augenblicke von Gale Sampson, Rosalie und Roseanne Boganes und der Unbekann­ten.
    Bobby näherte sich vorsichtig. Auf der Armlehne des Sessels sah er eine milchweiße Hand. Die Spitze eines Schuhs auf dem Teppich. Mit der Pistole im Anschlag stellte Bobby sich hinter den Sessel.
    Darin saß Mark Feiding wie der schaurige Torwächter des Geisterhauses, in Anzug und Krawatte, den Presseausweis um den Hals, auf dem Schoß eine Bibel. Auf der Bibel lag die Flinte. Feldings behandschuhter Finger lag noch am Abzug.
    Sein Gesicht war weg.
    Der verdammte Feigling hat sich aus dem Staub gemacht, dachte Bobby angewidert und trat gegen seinen Fuß, um sicher­zugehen, dass er tot war. Die Leiche kippte vornüber.
    Er ließ, was von Feiding übrig war, liegen und hastete weiter in die riesige Küche. In einer Pension musste es doch einen Vor­ratsraum geben, dachte er. Vielleicht einen Rüben- oder Wein­keller. Eine Kammer, wo die Konserven aufbewahrt wurden. Er hatte nur Zeit für einen einzigen Versuch. Wahrscheinlich hatte das Feuer den Dachboden schon erreicht. Er dachte an seine Tochter.
    Daddy, du bist berühmt! Du bist ein Held! Ich will nur dein Held sein, Kitkat. Das bist du, Daddy. Immer. Um ihretwillen hoffte er, dass er richtiglag. Neben dem Kühlschrank sah er eine Tür. Er rannte hin und riss sie auf.
    Es war eine Vorratskammer. In den Regalen türmten sich Konservendosen und Einmachgläser. Widerlich. Sie enthielten hoffentlich nur altes Obst, das niemand weggeworfen hatte. Ver­dammt. Er sah sich verzweifelt um. Wo ist der Kriechkeller?
    «Polizei! Hier ist die Polizei!», rief er wieder und tigerte wie gefangen in der Küche auf und ab. Die Zeit war beinahe abge­laufen. «Ist hier irgendjemand? Elaine Emerson? Lainey? Katy? Katy, bist du hier? Hört mich jemand? Hallo? Verdammt! Ant­worte mir!», flehte er verzweifelt.
    Und zu seiner Überraschung bekam er eine Antwort.

 

86
     
    «Polizei! Hier ist die Polizei!»
    Es klang sehr, sehr leise. Eine Stimme. Aber sie schien ein klein wenig näher zu kommen.
    «Meldet euch, wenn ihr mich hört!»
    Als sie die entfernte Stimme hörte, roch Lainey den Rauch. Auch nur ganz schwach. Doch er wurde stärker.
    Über ihr waren Schritte, und Lainey begann zu zittern. Sie war wie gelähmt. Buchstäblich gelähmt von der kalten Angst, die sie packte. Sie erinnerte sich, wie sie und Katy dachten, sie wären gerettet, doch in Wirklichkeit war es der Teufel, der von seinem langen Ausflug zurückkam. Danach hatte er Katy mitgenommen. Und Lainey hatte geschworen, immer brav zu sein. Sie hatte es ihm versprochen. Sie wollte nicht, dass er sie mitnahm. Wie sehr sie auch nach Hause wollte, sie wollte nicht schreiend davongezerrt werden wie Katy.
    «Polizei!»
    Wahrscheinlich war es wieder ein Trick. Ein Test, das war al­les. Der Teufel stellte sie auf die Probe, um zu sehen, ob sie brav war. Ob sie ihr Wort hielt. Genauso war es.
    Doch was bedeutete der Rauch? Es war Rauch, eindeutig. Und zwar nicht Zigarettenrauch. Nicht der Rauch brennender Blätter. Es war
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