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Macht Vakuum

Macht Vakuum

Titel: Macht Vakuum
Autoren: Ian Bremmer
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Vereinigten Staaten dank einer Kombination von diplomatischer Unterstützung der arabischen Liga, dem entschlossenen (wenn auch amateurhaften) Kampf libyscher Rebellen und der Luftangriffe der amerikanischen Nato-Verbündeten als Führer in letzter Instanz agieren. Washington übernahm zu viel von den finanziellen Kosten, aber der Massenmord wurde verhindert, die Verbündeten übernahmen den größten Teil der Luftangriffe, nur die Libyer kämpften am Boden, [15] und Gaddafi wurde besiegt und getötet, ohne dass ein einziger Amerikaner ums Leben gekommen wäre.
    Solche Umstände sind selten. Eine Intervention zur Unterstützung der Massenproteste im Iran nach den umstrittenen Wahlen von 2009 wäre nicht möglich gewesen, und sie wäre auch in Ägypten nicht erwünscht gewesen, als der Aufstand tobte, durch den Mubarak letztlich gestürzt wurde. In beiden Fällen war es besonders für die Demonstranten selbst wichtig, dass die Staatsmacht von Einheimischen und nicht von Ausländern herausgefordert wurde. Langwierige Okkupationen wie im Irak und in Afghanistan werden auf Jahre hinaus nicht mehr möglich sein, weil sie zu teuer sind. Trotzdem werden die Amerikaner dank ihrer Militärmacht, selbst wenn der Militärhaushalt erheblich gekürzt wird, weitere Gelegenheiten haben, etwas für das Gemeinwohl der Welt zu tun. Es ist wichtig, von diesen Gelegenheiten so viel wie möglich Gebrauch zu machen. Wenn nämlich Amerika bei der Gestaltung der Post-G-Null-Ordnung eine führende Rolle spielen will, muss es die internationale Nachfrage für amerikanische Führung erfüllen.
Wieder in die Globalisierung investieren
    Kein außenpolitisches Instrument ist letztlich kostengünstiger als ein gut ausgehandeltes Freihandelsabkommen. Der Handel wird sowohl für die Erholung der amerikanischen Wirtschaft als auch für den Erfolg der amerikanischen Außenpolitik während der G-Null-Ära und darüber hinaus von entscheidender Bedeutung sein. Nirgends sind Handelsverbindungen wichtiger als in Asien, der Region mit dem größten Potential sowohl für Geschäfte als auch für Konflikte. Wie wir gesehen haben, nehmen überall in Asien die Spannungen zu, da viele Staaten das Gefühl haben, sie müssten zwischen einem Sicherheitsbündnis mit den USA und einer Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen mit China wählen. Peking ist sich dieser Spannung bewusst und tut sein Möglichstes, um dafür zu sorgen, dass den Wirtschaftsbeziehungen der Vorzug gegeben wird.
    Es hat in den letzten Jahren eine Reihe lukrativer Handelsverträge geschlossen, darunter ein bahnbrechendes Handelsabkommen mitdem Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN). Es trat Anfang 2010 mit sechs der Mitgliedsstaaten in Kraft. [16] Das Freihandelsabkommen zwischen China und den ASEAN-Staaten ist heute dem Handelsvolumen nach das drittgrößte Handelsabkommen der Welt und erstreckt sich auf ein Gebiet mit einer Bevölkerung von 1,9 Milliarden Menschen. Wenn man jedes ASEAN-Land einzeln zählt, hat China inzwischen 17 Handelsabkommen geschlossen, darunter 13 in Asien, und das chinesische Handelsvolumen mit den ASEAN-Staaten ist von 32 Milliarden im Jahr 2000 auf mehr als 250 Milliarden im Jahr 2010 gestiegen.
    Pekings Motive sind nicht nur geschäftlicher Natur. Es macht eine kluge wirtschaftliche Integrationspolitik, die China stärker mit der Politik Asiens verbindet, die das Schicksal seiner Nachbarn positiv mit seinem eigenen wirtschaftlichen Aufstieg verknüpft und die dafür sorgt, dass Amerika, Europa und Japan für die Volkswirtschaften von Indonesien, Thailand, Singapur, Vietnam und den Philippinen weniger wichtig werden. Insbesondere Amerika nutzt seine Chancen nicht. Der amerikanische Anteil am asiatischen Handel fiel von 35 Prozent im Jahr 1990 auf nur noch 18 Prozent im Jahr 2008. Washington kann es sich nicht leisten, aus Asien verdrängt zu werden, wenn es seine Wirtschaft wiederbeleben und die Entwicklung der wichtigsten und potentiell volatilsten Region der Welt beeinflussen will. Deshalb steckt die Regierung Obama so viel Energie in Verhandlungen über die Transpazifische Partnerschaft, an denen Australien, Chile, Malaysia, Neuseeland, Peru, Singapur, Vietnam und die Vereinigten Staaten beteiligt sind. Japan hat ebenfalls Interesse an den Verhandlungen bekundet, China ist auffällig abwesend.
    Der wichtigste Grund für Washington, wieder in den Handel zu investieren, besteht darin, dass es sich dabei um einen Bereich handelt, im dem die Amerikaner sehr gut
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