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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel
Autoren: Matias Faldbakken
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sein müssen und die »vorbereitenden Zerstörungen« laut Kampfschema offenbar geleistet haben, denn das Videobild der Sprechanlage ist ausgefallen.
    »Läuft wie geschmiert«, sagt Fatty und dreht sich lächelnd zu Pubes um. »Ist das Logo mariniert?«
    »Yess boooy!«, sagt Pubes. »Es hat vierundzwanzig Stunden in einer Benzin-Marinade gebadet.« Er rückt seinen schweren Rucksack voller »Material« zurecht. Die Empfangsdame drückt auf den Türöffner, sie gehen hinein.
    »Sie sind drin«, sagt Macht zu Rebel. »Jetzt brauchen wir nur zu warten, dass Fatty macht, was er soll, dann können wir loslegen …«
    Rebel nickt und blickt die Michel Mochs Gate hinunter. Macht und Rebel stehen im Vorstandsbüro von WODDY; die Büros liegen praktischerweise im Häuserblock gegenüber von PAYPLUG. NODDYS Tochtergesellschaft WODDY ist mit allen Angestellten zu einem »Kurs« unterwegs und hat die Räumlichkeiten Macht und Rebel für heute zur eigenen Nutzung überlassen. Die beiden haben sich im dritten Stock eingerichtet, exakt auf einer Höhe mit dem Büro von Jonathan Schultz, dem Generalsekretär von PAYPLUG, dessen Fenster wiederum genau über dem PAYPLUG-Logo in der Fassade sitzt. So haben sie beide eine unverstellte Sicht sowohl auf das, was im PAYPLUG-Gebäude vorgeht, als auch auf die Straße.
    Zehn, fünfzehn rot gekleidete, das T.S.I.V.A.G.-Logo tragende Aktivisten zerren Barrikadenmaterial, Säcke, Planken, Autoreifen und Benzin aus dem Remmy-Bus und blockieren die Durchfahrt, in der Fatty seine Rede gehalten hat. Dann zünden sie den ganzen Scheiß an. Remmy steht in der Tür des Busses und verteilt wie am Fließband Molotow-Cocktails, Baseballschläger, Schleudern, Notsignalraketen, Startpistolen, Tränengas, Pflastersteine und Gasmasken an die eine Fraktion der Aktivisten; um die andere kümmert sich Sami im zweiten Bus, während der für Propaganda zuständige Sören Martinsen Banner und Flaggen austeilt. Jenna und Jones Dow (der Nasdaq dermaßen bewundert, dass er ihm das Namenskonzept geklaut hat) plus vier Holländer und drei Esten hängen große, handgefertigte rote Banner mit dem T.S.I.V.A.G.-Logo an den Längsseiten der beiden Busse auf; das restliche Flaggensystem wird in die »Kampf-Gasse« gezogen und an die verstreuten maskierten Aktivisten verteilt, die im Qualm der brennenden Autoreifen herumwuseln. In diesem Moment brandet Jubel auf: Fatty zeigt sich am Fenster des Generalsekretärs, und eine Sekunde später klirrt Glas. Fatty tritt das Fenster raus und klettert unter dem Freudengeschrei des Clans durch den Rahmen. Draußen auf dem schmalen Vorbau, der das PAYPLUG-Logo trägt, hebt er eine Hand, um »die Massen zu grüßen« und klettert auf das P in der Mitte von PAYPLUG. Unten vorm Haus steht der Kampf-Dope-Lieferant Satan-Harry völlig high of own supply mit einer zwei mal vier Meter großen T.S.I.V.A.G.-Fahne, die er zu einer Lanze, einem Speer zusammenrollt und zu Fatty hochwirft. Der fängt sie beim ersten Versuch auf, balanciert kurz, fischt ein Zippo-Feuerzeug aus der Brusttasche des Overalls und entzündet es; in der Sekunde, da es aufglimmt, sieht man kurz Nasdaq, der Jonathan Schultz, den Generalsekretär, im Schwitzkasten hat, hinterm Fenster im Büro. Ganz offenbar ist da oben alles unter Kontrolle. Der Clan jubelt, das Feuerzeug fällt zwischen A und Y, und mit einem »BUFF« steht der Schriftzug PAYPLUG in Flammen, außer dem p in der Mitte, das Pubes als »Kanzel« für Fatty ausgespart hat; Fatty seinerseits entrollt die riesige T.S.I.V.A.G.-Flagge, um dann noch einmal, von Flammen und Rauch umhüllt, seine Jesus-Stellung einzunehmen. Alles jubelt und kreischt »DIE, DIE, DIE!« ZU den PAYPLUG-Büros und dem brennenden Logo empor.
    »Jetzt, jetzt, jetzt!«, ruft Macht, und Rick Lasn, Werbefotograf von NODDY, der seine Ausrüstung in den WODDY-Büros gegenüber von PAYPLUG aufgebaut hat, schießt rasend schnell ein digitales und analoges Bild nach dem anderen. Im selben Moment taucht Pubes ganz oben auf dem Dach des PAYPLUG-Gebäudes auf, fünf Stockwerke über Fatty.
    »So, bitte«, sagt Macht zu Rebel, als Pubes seinen Rucksack öffnet und anfängt, Flyer mit der Fatty/Rebel/Hitler-Rede zu verstreuen, die mit dem Auftrieb von den Flammen fünf Stockwerke weiter unten weit hinauswirbeln, 3 500 Blätter mit Mein Kampf-Samples steigen empor, über die Dächer, und verteilen sich über die ganze Stadt.
     
    »JETZT, JETZT, JETZT!«, ruft Rebel Thong und Thong Jr. zu, als Fatty
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