Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mach mich nicht an

Mach mich nicht an

Titel: Mach mich nicht an
Autoren: Carly Phillips
Vom Netzwerk:
Jackett abschüttelte, als wäre ihr alles einerlei.
    Doch er wusste es besser. Er konnte praktisch hören, wie sie dachte: »Und was ist mit mir? Habe ich dir auch gefehlt?« Nun, schon sehr bald würde er ihre Frage beantworten.
    Er holte tief Luft, dann gesellte er sich zu ihr ins Wohnzimmer, das eher wie ein Garten wirkte als ein Wohnraum. Sie waren umgeben von Pflanzen, auf dem Fensterbrett hatte sich die Katze zusammengerollt, Natasha beäugte sie aus ihrem Käfig - lauter Lebewesen, die Annabelle etwas bedeuteten, weil sie ihr bedingungslose Liebe entgegenbrachten. Eine Liebe, die ihr durch den frühen Tod ihrer Eltern vorenthalten geblieben war; eine Liebe, nach der sie sich ihr Leben lang gesehnt hatte. Vaughn wusste das, denn er teilte diese Sehnsucht mit ihr.
    Er blieb vor ihr stehen und nahm ihr Gesicht in die Hände. Die Wangen waren feucht, ihre Hände zitterten, obwohl sie sie vor der Brust gefaltet hatte.
    Sie starrte ihn aus großen Augen an. Es fiel ihr sichtlich schwer zu glauben, was gerade geschah. Auch das konnte er nur zu gut nachvollziehen; ihm war es ähnlich ergangen.
    Er wischte mit dem Daumen eine einzelne Träne von ihrer Wange. »Ich werde dich nie mehr verlassen«, versprach er, in dem Versuch, ihre unausgesprochenen Fragen zu beantworten. Er blickte ihr tief in die Augen. »Das weiß ich jetzt - und ich bin mir meiner Sache ganz sicher, sonst wäre ich nicht hier.«
    »Warum plötzlich dieser Umschwung?«, wollte sie wissen. »Ich wage es nicht, dir zu glauben. Ich kann nicht einfach loslassen und dir vertrauen -«
    Sie brach ab. Es zerriss ihm schier das Herz, so gut verstand er ihre Bedenken.
    Sie packte ihn an den Handgelenken. »Ich habe meine Eltern verloren. Ich habe jahrelang mit der Angst gelebt, von meinen Schwestern getrennt zu werden. In der Nacht, im Schlaf, verfolgt mich diese Angst noch heute. Als ich dich kennen lernte, wurde mir schlagartig klar, dass ich vor dir noch nie wirklich jemanden geliebt habe.« Sie biss sich auf die zitternde Unterlippe.
    »Sprich weiter.« Er wollte alles hören, alle Missverständnisse aus dem Weg räumen, wollte sie nie wieder verlieren. Dafür musste Offenheit und Ehrlichkeit zwischen ihnen herrschen.
    »Ich liebe dich, Vaughn. Ich habe es dir schon einmal gesagt, aber da hast du geschlafen.«
    Sie umklammerte seine Handgelenke noch fester. Wahrscheinlich wurden gleich seine Hände taub, aber das war ihm einerlei. Sie würde die Blutzirkulation in seinem Körper zweifellos schon bald wieder kräftig ankurbeln. »Ich dachte, ich hätte die Worte bloß geträumt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, hast du nicht. Aber es war einfach für mich, sie auszusprechen, während du schliefst. Sie jetzt auszusprechen ist das größte Risiko, das ich je eingegangen bin. Ich liebe dich von ganzem Herzen, Vaughn, und wenn du mich jemals verlässt, dann werde ich dir schlimmer wehtun als Roy. Du erinnerst dich bestimmt noch daran, wie es ihm und seinen Familienjuwelen ergangen ist.«
    Vaughn streichelte zärtlich, beschwichtigend, tröstend mit den Daumen über ihre Backen, eine stumme Bitte an sie, ihm zu glauben.
    Schließlich lockerte sie zögernd den Griff um seine Handgelenke.
    »Schon komisch -«, setzte er an.
    »Ich finde das alles nicht zum Lachen.« Aber ihre Miene wirkte offener, weniger bedrückt.
    »Es ist nur... Ich kam hier her in der Annahme, dass ich dir mein Innerstes offenbaren und dich anbetteln würde, mich zurückzunehmen, dabei hast du ganz genauso viel Angst davor, verlassen zu werden, wie ich.«
    Er schüttelte den Kopf angesichts dieser unerwarteten Wendung.
    »Vaughn?«
    »Hmmm?«
    »Jetzt wäre eigentlich der ideale Zeitpunkt, dich mir zu offenbaren.«
    Er grinste, wohl wissend, dass er noch längst nicht am Ziel angelangt war. Er setzte sich und zog sie zu sich auf die Couch hinunter. »Ich liebe dich, Annie. Und ich habe dich nur gehen lassen, weil das einfacher war, als mich meinen Ängsten zu stellen.«
    Sie schlang stürmisch die Arme um ihn und küsste ihn auf den Mund, ungestüm und ausgiebig. Schließlich legte sie den Kopf in den Nacken, umarmte ihn aber weiterhin.
    »Erzähl mir mehr. Erzähl mir etwas Neues. Zum Beispiel, wie wir überhaupt an diesen Punkt gelangt sind. Ich hatte nämlich schon die Hoffnung aufgegeben, dass wir es je schaffen würden.«
    Auch das konnte er sehr gut nachvollziehen. »Meine Mutter kam mich besuchen, oder besser gesagt dich. Sie hatte praktisch in der einen Hand eine Tüte mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher