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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben
Autoren: Dan Shocker
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dem aufnahmebereiten, schwebefähigen
Material vereinigen konnten, vermochten die fliegenden Häuser
durch die Luft zu gleiten. Das Material verfügte über die
Fähigkeit der Speicherung.
    Danielle de Barteaulieé lernte die Welt der Jo-Os
kennen.
    Die breiten gerippten Echsenflügel lagen dicht an dicht und
bildeten Straßen und Plätze.
    Sie ging zum Rand eines solchen Flügels und konnte von hier
aus weit über das Land sehen. Die Fliegende Stadt schwebte
schätzungsweise in drei- bis fünfhundert Metern
Höhe.
    Direkt unter der Stadt der Groß-Insekten breitete sich glatt
und fugenlos eine Fläche aus, die an polierten Schiefer
erinnerte, und sie mußte daran denken, was ihre Begleiter ihr
erzählt hatten. Jenseits der Fläche ging die Landschaft
über in eine steppenartige Wüste, in der ein breiter, stark
gewundener Fluß bis hinter die fernsten Berge zog, die flach
und sanft als Silhouette den Horizont betonten.
    Zwischen den zigarrenförmigen Leibern der Flugschiffe
begegneten sie immer wieder anderen Jo-Os. Frauen und Männern
ebenso wie Kindern. Das Leben spielte sich auf den ausgespannten
Flügeln ab, vor den Gebäuden.
    Neugierige Blicke verfolgten die Frau, die von der Erde gekommen
war. Hier war sie ein Objekt, das man begaffte wie einen Bewohner von
einem anderen Stern.
    Danielle aber bekam noch mehr zu sehen.
    Ihre Begleiter, die sie genau beobachteten, jedes ihrer Worte
aufmerksam bedachten und ihre Gestik scharf studierten, führten
sie zu einem Punkt, von wo aus sie einen Blick in einen flachen
Krater hatte.
    Es war das Grab der Satis.
    Hier lagen alle jene versammelt, die den Jo-Os in der ferneren und
nahen Vergangenheit in die Hände fielen. Und sie konnte
verstehen, weshalb der Haß der Satis so groß auf die
Jo-Os sein mußte.
    Kein Satis hatte jemals lebend mehr die Stadt der Jo-Os
verlassen.
    Nach ihrer Gefangennahme und Betäubung durch ein Schlafgas in
den Zellen waren die Opfer wieder zu sich gekommen. Man hatte sie
verhört und versucht, ihnen das Geheimnis zu entlocken, das in
den unzugänglichen Städten der Unterirdischen vorbereitet
wurde.
    Nichts war herausgekommen. Es war wie immer…
    Der ganze Aufwand, die Großaktion, in der die Stadt sich ins
Tal gesenkt hatte, war verpufft.
    Die Satis waren einfach freigelassen worden.
    Weit kamen sie nicht. Der Sauerstoffgehalt der Luft in diesen
Bereichen war zu hoch. Einige hatten verzweifelt versucht,
außerhalb der polierten Schieferebene mit den bloßen
Händen Löcher in den lockeren Sand zu graben, um sich in
die Tiefe der Ebene zu bohren.
    Die Spuren dieser Verzweiflungstaten waren überall zu sehen,
und sie wurden auch nicht von den Jo-Os beseitigt.
    Die Satis, die das allerdings taten, waren in dem großen
Massengrab gelandet. Ein leichter süßlicher
Verwesungsgeruch lag über der Stätte des Grauens, auch wenn
Danielle keine verwesten Leichen erkennen konnte.
    Mit der Luft und dem Land hier schien es seine besondere
Bewandtnis zu haben.
    »Wir haben unsere Bedenken«, hörte sie einen ihrer
Begleiter erklärend murmeln. »Daß nichts, was
organisch ist, vergeht, stimmt uns nachdenklich. Die Satis, darauf
aufmerksam gemacht, erkennen es nicht. Wir haben einen Verdacht: in
der Stunde, in der Vatox die Mulden und Flußbetten der
Oberfläche füllt, wird er organische Substanzen
benötigen, um seinen Körper zu ernähren. Vatox wird
alles, was organisch ist, in sich hineinschlingen. Die Welt ist Vatox
nicht feindlich gesinnt – aber Vatox denen, die darauf
existieren. Und es haben doch alle ein Recht – Vatox ebenso wie
die Satis und die Jo-Os, und wie ihr – die wir noch nicht
kennen. Wir wollen versuchen, eine Katastrophe für diese Welt zu
verhindern. Die ständigen Erschütterungen und Vibrationen
werden durch Vatox ausgeführt – und die Satis, die ihn
hegen und pflegen sind ebenso gefährdet wie wir. Der Versuch,
mit ihnen übereinzukommen aber ist seit eh und je gescheitert.
Die letzten Erdstöße und Vibrationsunterbrechungen der
Magnetfelder waren schon bedenklich, die nächsten können in
die Katastrophe führen – wenn nicht ein Wunder
geschieht…«
    Es war, als hätte es nur dieser Worte bedurft.
    Danielle kam nicht mehr dazu, eine Frage zu stellen.
    Ein Peitschenschlag, der von einer Titanenhand ausgeführt zu
sein schien, ließ die Luft erzittern.
    Und dann ging es Schlag auf Schlag.
    Die Katastrophe nahm ihren Lauf…
     
    *
     
    Ein helles Pfeifen jagte wie ein orkanartiger Sturm über die
breiten Rillen und
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