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Macabros 014: Knochensaat

Macabros 014: Knochensaat

Titel: Macabros 014: Knochensaat
Autoren: Dan Shocker
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sich in ausgezeichneter Stimmung. »Ich kenne jeden Sailor
hier, Mister Anderson. Ich weiß, wer kommt und wer
geht.«
    Er wischte sich über sein unrasiertes Kinn, an dem ein
Suppentropfen hing. »An diesem Tag kehrte James Owen
zurück. Er war verändert. Ich versuchte mit ihm zu reden,
aber er war nicht ansprechbar. Auf ihn paßt die Beschreibung.
Aber: ich habe an Owen keine Knochenhand bemerkt.«
    »Wissen Sie genau woher Owen gekommen ist?«
    »Genau nicht. Die ’Cherbourg’ legt in verschiedenen
Häfen an.«
    »Kann es sein, daß er eine unbekannte Krankheit
eingeschleppt hat?«
    »Möglich ist alles, obwohl ich noch nie gehört
habe, daß einem das Fleisch von den Knochen fällt, ohne
daß man das sieht. Irgendwo ist da ein Denkfehler. Aber wenn
Sie mich nach meiner Meinung fragen: Dieser Owen war schon immer ein
schräger Vogel. Er wollte hoch hinaus und suchte das Abenteuer.
Obwohl verheiratet, hielt es ihn nie lange zu Hause. Er mußte
immer wieder raus auf die See. Da war er wirklich zu Haus’. Ganz
geheuer kam er mir nicht vor. Irgend etwas war faul mit dem
Burschen.«
    »Warum haben Sie das nicht der Polizei erzählt?«
wunderte Phil Anderson sich.
    Der Gefragte grinste, und sein zahnloser Mund verzog sich.
»Ich bin Geschäftsmann, Mister Anderson! Von selbst komme
ich nicht. Wenn jemand etwas von mir wissen will, soll er kommen. Das
wissen die. Aber vielleicht haben die Herren gedacht, in der Richtung
könne ich ihnen nicht weiterhelfen. Sie sind andere Ware von mir
gewohnt. Sie wissen’s nun. Ob’s richtig ist, weiß,
ich nicht. Für Ihr Blatt wird das vielleicht eine Sensation. Sie
sind der erste, der darüber berichten kann. Die Information war
Ihnen etwas wert. Sie haben mich zum Essen eingeladen und mir eine
Flasche Whisky spendiert. Die reicht bis morgen. Außerdem haben
Sie mir zwei Scheinchen zugesteckt, die ich gut gebrauchen kann. Ich
habe mich erkenntlich gezeigt. Nun sehen Sie, ob es Ihnen
nützlich war oder ob das Ganze nur falscher Alarm ist. Das liegt
jetzt bei Ihnen.«
    Anderson nickte. »Ich bin Spezialist für halbfertige
Andeutungen, Bill. Wenn an Ihrer Geschichte mehr ist, als Sie
glauben, dann werde ich es herausfinden, darauf können Sie sich
verlassen…«
     
    *
     
    Er hatte die Fähigkeit, Schlüsse zu ziehen und aus
halbfertigen Dingen in der Tat etwas zu machen.
    Die Adresse eines James Owen herauszufinden, war keine
Schwierigkeit. Owen lebte in Andover.
    Schwierig allerdings war es, in das Hospital einzudringen und dort
etwas über den wahren Gesundheitszustand der Familie Aigens zu
erfahren. Die verantwortlichen Stellen teilten nicht viel mit. Es
hieß, es bestünde der Verdacht auf eine Pockenerkrankung,
die von einem bisher unbekannten Reisenden eingeschleppt worden
sei.
    Gerade diese Bemerkung aber weckte Phil Andersons Mißtrauen
und förderte zusätzlich seine Antriebslust.
    Am Abend dieses Tages telefonierte er mit Genf.
    Dort nahm Björn Hellmark, geheimnisumwitterter
Industriellensohn, den Anruf entgegen.
    Hellmark interessierte sich intensiv für die Vorgänge in
Southampton. Waren sie Dämonenwerk? Die Art und Weise, wie die
zuständigen Behörden sich damit befaßten, ließ
der Vermutung freien Lauf, daß sie dort nicht zurechtkamen mit
einem Problem, daß sie es offenbar nicht richtig erkannten.
    Anderson teilte Hellmark mit, daß er sich um die Owens
kümmern und versuchen werde, etwas Näheres
herauszufinden.
    »Unmöglich allerdings ist es, von den Schwestern und
Ärzten etwas über die Erkrankung von Dorothy Aigens zu
erfahren, Mister Hellmark. Doch was heute noch nicht ist, kann morgen
werden. Zunächst die Owens. Dann mach ich mich an eine der
Schwestern ran. Vielleicht erfahr’ ich auf diese Weise
mehr.«
    »Wie war’s, wenn ich Ihnen die Arbeit
abnähme?«
    »Sie wollten nach Andover kommen?«
    »Erst mal nach Southampton. Die Sache mit der Schwester
gefiele mir.«
    »Sie kämen dann also morgen, Mister Hellmark?«
    »Ich komme noch heute, Mister Anderson. Es gibt Dinge, die
schiebe ich nicht vor mir her. Außerdem halte ich es auch
für wichtig, daß wir uns mal persönlich kennenlernen.
Wo können wir uns treffen, sobald ich weiß, was mit den
Aigens wirklich ist?«
    Phil Anderson nannte das Hotel, in dem er sich bereits telefonisch
vorangemeldet hatte. »Sicher gibt es dort auch eine kleine
gemütliche Bar.«
    »Schön, dann treffen wir uns heute abend dort. Ich
schlage vor, gegen zehn, Mister Anderson, paßt Ihnen
das?«
    »Aber… Sie sind
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