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Lügenbeichte

Lügenbeichte

Titel: Lügenbeichte
Autoren: Beate Dölling
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und wegen ihr hatte Max nicht darauf reagiert. Sie hatte ihn doch extra noch gebeten, er solle leise an der Treppe vorbeigehen, damit Lou ihn nicht sehe. Sie wollte, dass Max schnell zurück ins Bett kam. Nur darum war es ihr gegangen!
    Sie fing an zu schlottern. Max holte eine Decke vom Sofa und legte sie ihr über die Schultern. Sie schüttelte sie wieder ab. Sie fand, ihr dürfe nicht warm sein, nach all dem, was sie angerichtet hatte.
    Die Polizistin nahm ihren Zopf und warf ihn sich über die Schulter, fragte, wo der Junge zuletzt gesehen worden sei.
    »Hier auf dem Sofa«, sagte Josi in einem Ton, als könnte sie damit alles wiedergutmachen.
    »Und das ist die Tür, durch die er verschwunden ist?« Sie zeigte auf die Terrassentür. Josi nickte und zuckte gleichzeitig die Schultern. Woher sollte sie das wissen und warum sollte Lou durch die Tür verschwinden? Wohin denn, verdammt noch mal?
    »Ich habe die Terrassentür angefasst, wahrscheinlichhabe ich alle Fingerabdrücke zerstört. Ich war ja schon im Garten. Wir waren alle schon im Garten.« Plötzlich schossen die Tränen nur so aus ihr heraus. Es war, als hätte jemand ein Ventil geöffnet.
    Max war sofort bei ihr und nahm sie in die Arme. Thomas kam auch auf sie zu, blieb aber einen Schritt vor ihr stehen. Marina schlug sich mit den Händen an den Kopf und fing an zu schreien: »Mein Kind! Wo ist mein Kind!«, als würde sie erst jetzt begreifen, dass Lou weg war.
    Josi konnte Max jetzt nicht so nah bei sich haben, es war, als schnürte er ihr die Luft ab. Sie machte sich von ihm los, stolperte in Thomas' Arme, wollte etwas sagen, aber es kam kein Wort mehr aus ihr heraus, nur Schluchzen und Tränen.
    »Bitte beruhigen Sie sich«, hörte sie die Polizistin sagen. »Wir brauchen keine Fingerabdrücke. Sicher wird sich bald alles aufklären. Vielleicht hat der Kleine sich hier irgendwo versteckt und ist dann eingeschlafen.«
    »Das haben wir auch schon gedacht«, sagte Max.
    »Und Sie haben im Haus wirklich alles abgesucht?«
    »Ja, natürlich!«, schnauzte Thomas sie an.
    Bevor die Polizei gekommen war, hatten sie noch mal das ganze Haus durchforstet. Josi lehnte sich an den Kamin, das Schluchzen hörte einfach nicht auf, es kam tief aus ihrem Innern, mit einer Wucht, die nicht zu stoppen war. Josi konnte kaum mehr atmen. Plötzlich stürmte Marina auf sie zu und packte sie am Handgelenk und schüttelte es heftig.
    »Reiß dich zusammen, Josefine!«, zischte sie. Es warwie ein Schwall kaltes Wasser, voll ins Gesicht. Josi schnappte nach Luft, schaute Marina an. Sie schien jetzt vollkommen klar und nüchtern zu sein. Sie ließ ihr Handgelenk los.
    »Also noch mal von vorn«, sagte die Polizistin. »Der Junge war dort, wo jetzt mein Kollege sitzt, und hat einen Film geschaut …«
    Josi sagte: »Ja.«
    »… während Sie und Ihr Freund …«, fuhr der Polizist fort und schaute auf seine Unterlagen, »… Max Krause, oben in Ihrem Zimmer waren.«
    Josi sagte wieder: »Ja.«
    »Und Sie haben nichts gehört? – Irgendwelche ungewöhnlichen Geräusche?«
    »Nein, nichts.«
    »Hätten Sie denn oben gehört, wenn der Junge nach Ihnen gerufen hätte?«
    »Ja, klar!«, sagte Josi.
    »Sie sollte auf Lou aufpassen. Wir haben uns darauf verlassen«, mischte sich Marina ein. »Aber nein, Mademoiselle geht lieber mit dem da ins Bett!« Sie zeigte nun mit dem Finger auf Max.
    »Red nicht so einen Quatsch!«, fuhr Thomas sie an. »Das nützt keinem was.« Er wandte sich an die Polizisten. »Tut mir leid, aber wir kommen gerade von einer Party wieder und meine Frau hat offensichtlich zu viel getrunken.«
    Ja, Thomas, lass dir nicht alles von ihr gefallen. Sag, wo Lou ist und dass alles nur ein Spiel war und jetzt vorbei ist! Aber Thomas sagte gar nichts mehr. Marina benahm sich öfter mal daneben. Immer wollte sie dievolle Aufmerksamkeit, hielt sie sich für was ganz Besonderes, nur weil sie so schön war, schlank und blond, mit großem Busen und langen Beinen. Dabei war sie nur schön anzuschauen, aber sobald sie den Mund aufmachte, kam nur Schwachsinn heraus. Josi hatte sich schon öfter gewundert, wie Marina es überhaupt bis zum Studium geschafft hatte, wo sie dann Thomas, ihren Prof, kennengelernt hatte. Und wie Thomas überhaupt auf so eine reinfallen konnte!
    Sie sah die Ärgerfalten zwischen Thomas' Augenbrauen. Die waren in letzter Zeit auch tiefer geworden. Das hatte er nun davon!
    Er guckte Marina böse an. Sticheleien konnte er noch nie ertragen. – »Die
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