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Lügen haben sexy Beine

Lügen haben sexy Beine

Titel: Lügen haben sexy Beine
Autoren: MAUREEN CHILD
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keine Angst vor ihm zu haben. War das ein gutes oder schlechtes Zeichen?
    „Ich bin wohl der Einzige, mein Freund, der sich nicht von dir einschüchtern lässt“, entgegnete Mitchell.
    Missmutig ließ Tanner sich diese Bemerkung durch den Kopf gehen. Er konnte gut auf Menschen verzichten. Aber hatte er sich dadurch wirklich in einen verschrobenen Einzelgänger verwandelt? Wann war das passiert? Wann war aus ihm ein einsamer Sonderling geworden?
    Resigniert seufzte er und wechselte das Thema. „Mitchell, dann sag mir wenigstens, was wir gegen diese verfluchte Christbaumfarm tun können.“
    Nachdem die Gespräche mit dem Sheriff im Sande verlaufen waren, hatte Tanner seinen Anwalt auf diese Sache angesetzt. Dass das nötig war, hatte ihn nicht sonderlich überrascht. Denn natürlich stand der Sheriff auf der Seite der Einheimischen.
    Mitchell räusperte sich. „Ich könnte eine einstweilige Verfügung veranlassen, aber das würde dich auch nicht weiterbringen. Die Farm ist seit drei Generationen in der Hand der Angels. Und die Stadt ist glücklich darüber, weil sie ihr viele Touristen und Dollars beschert. Kein Richter der Stadt würde zu deinen Gunsten entscheiden. Du würdest es möglicherweise schlimmer machen.“
    „Noch schlimmer? Wie soll das denn gehen?“
    „Wenn du sie noch mehr reizt, musst du dir demnächst vielleicht rund um die Uhr Weihnachtsmusik anhören, also auch abends.“
    „Na toll“, murmelte Tanner und setzte sich wieder an den Schreibtisch. Nun hatte er sein Traumhaus, das aber leider neben einer Schreckenskammer stand. „Weißt du, es sind ja nicht nur der Lärm und der Verkehr, Mitchell. Kinder laufen einfach auf mein Grundstück und klettern auf meine Bäume. Ein Albtraum für jede Haftpflichtversicherung. Ganz zu schweigen von den Hundehaufen auf meinem Rasen. Obwohl ich nicht einmal einen Hund habe.“
    Er glaubte, Mitchell lachen zu hören.
    „Das ist nicht komisch. Weißt du eigentlich, dass hier fast jedes Wochenende eine Hochzeit gefeiert wird? Letztes Wochenende sind hier mindestens dreißig kleine Kinder schreiend herumgerannt.“
    „Ja, siehst du, und da liegt das Problem“, sagte Mitchell. „Natürlich kannst du dich über glückliche Kinder auf einer Weihnachtsbaumfarm beschweren. Aber ich schwöre dir, danach wirst du für sie der kaltherzige Fiesling Scrooge aus Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte sein. Beliebter wirst du dadurch nicht. Cabot Valley ist nicht L.A., Tanner. Und das hast du gewusst, als du dorthin gezogen bist.“
    „Ach, tatsächlich.“ Die Lage des Städtchens hatte Tanner ja so gereizt. Cabot Valley lag nur ein paar Autostunden von Sacramento und vom Lake Tahoe entfernt. Hier konnte er sowohl seinem Bedürfnis nach Stadtleben nachgeben als auch seine Ruhe haben.
    Allerdings war er, seit er hier wohnte, noch kein einziges Mal in der Stadt gewesen. Die Lebensmittel, die er brauchte, ließ er sich anliefern. Wenn er das Haus verließ, um seinen Wagen aufzutanken, dann tat er es nicht in Cabot Valley. Er vermied es, in Gespräche verwickelt zu werden, damit die Leute gar nicht erst auf die Idee kamen, ihn als Nachbarn zu begrüßen. Er brauchte keine neuen Freunde und wollte in Ruhe gelassen werden, um vernünftig arbeiten zu können.
    „Ich sage doch nur, dass du abwarten solltest“, sagte Mitchell. „Komm doch erst einmal an. Vielleicht solltest du lieber nach einer anderen Lösung suchen, bevor du dir Feinde machst.“
    Verärgert gestand Tanner sich ein, dass er Feinde noch weniger gebrauchen konnte als Freunde. Er wollte verdammt noch mal doch nur seinen Frieden. „Also gut“, erwiderte er gereizt. „Aber erkläre mir bitte eins. Du weigerst dich, die Haushälterin zu feuern, und du unternimmst nichts wegen dieser verfluchten Tannenbaumgeschichte. Warum habe ich dich eigentlich noch nicht gefeuert?“
    „Weil ich der einzige Mensch bin, der dir die Wahrheit sagt, ob du sie hören willst oder nicht.“
    „Berechtigter Einwurf. Ich lege jetzt auf.“
    „Ich auch. Und Tanner … Sei nett!“
    Finster unterbrach er die Verbindung. Aber selbst in dieser Stimmung musste Tanner zugeben, dass Mitchell recht hatte. Er wusste es zu schätzen, wenn ihm jemand die Wahrheit sagte. Als Kind hatte er sich genug Lügen anhören müssen. Immer wieder hatte sich seine Mutter Geschichten einfallen lassen, wenn sie ihn wochenlang bei der Haushälterin gelassen oder ihm erklärt hatte, warum sie nicht an einer Schulveranstaltung teilnehmen konnte.
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