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Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Titel: Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)
Autoren: Kerstin Gier
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sagte Sonja. »Jede Frau hat Sex mit ihrem Ex, egal, was für ein mieser Dreckskerl er auch sein mag.«
    Ich schüttelte energisch den Kopf. Ich nicht! Obwohl mein Ex überhaupt kein mieser Dreckskerl war. Im Gegenteil, Alex war wirklich nett. Wir hatten dreieinhalb Jahre lang eine einvernehmliche Beziehung geführt, und als er vor zwei Jahren beruflich nach München hatte ziehen müssen, hatten wir uns einvernehmlich getrennt. Ab und zu führten wir einvernehmliche Telefonate miteinander, und wenn er mal in die Stadt kam, trafen wir uns auf eine einvernehmliche Tasse Kaffee oder so. Aber auf die Idee, miteinander ins Bett zu gehen, kam keiner von uns.
    »Das liegt daran, dass Alex genau so ist wie du«, sagte Vivi. »Langweilig. Vernünftig. Pragmatisch.«
    »Und leidenschaftslos«, ergänzte Sonja.
    »Kein Grund, beleidigend zu werden«, sagte ich lachend. Im Grunde hatten sie Recht. Ich war vernünftig und pragmatisch, und ich konnte eigentlich nicht finden, dass das eine Beleidigung war.
    »Lasst unsere Rübe in Ruhe«, sagte Carla und ließ ihren Blick durch den Raum schwenken. »Sie hat eben nur noch nicht den Richtigen getroffen.«
    »Ja, aber wer hat das schon?«, höhnte Sonja.
    »Und was noch entscheidender ist«, sagte Vivi, »wer wird das noch tun? Und wann? Wenn ich endlich mal den Richtigen kennen lernen würde, dann bräuchte ich mir nicht ständig neue Jobs zu suchen.« In Vivis Vorstellung war der Richtige vor allem richtig reich. Und er durfte nichts gegen eine klassische Rollenverteilung haben, bei der er arbeiten und Vivi zu Hause am Pool auf ihn warten würde.
    »Alter vor Schönheit«, sagte Carla. »Erst mal bin ich dran.« Sie hatte ihren Rundumschwenk beinahe beendet und zuckte zusammen. »Oh nein«, stöhnte sie. »Ausgerechnet! Dreht euch jetzt bloß nicht um, aber da ist Birnbaum!«
    Natürlich drehten wir uns prompt alle um. Tatsächlich, da war unser Chefredakteur, Adam Birnbaum, genannt der Schreckliche Leuteschinder. Er schien bis jetzt gearbeitet zu haben, denn er trug noch dieselben Sachen wie in der Redaktionssitzung heute Vormittag: einen sündteuren Anzug, der aussah, als habe er darin geschlafen, ein weißes Hemd, keine Krawatte. Seine Haare sahen aus, als hätte er sie sich den ganzen Tag lang gerauft, und eine Rasur hatte er auch dringend nötig. Am Morgen war er allerdings noch tadellos gekämmt und rasiert gewesen. Er musste einer von den Männern sein, denen binnen Stunden nach der Rasur ein Dreitagebart wuchs.
    »Hört auf, ihn anzustarren«, zischte Carla. »Ich möchte nicht, dass er uns sieht. Ich habe schließlich Wochenende, und da möchte ich von seinen süffisanten Anmerkungen verschont bleiben! Frau Lautenbacher, kann es sein, dass Sie schon nach den Regeln der Rechtschreibreform von 2050 arbeiten? Ihre Schreibweise ist ja wirklich revolutionär!«
    »Er sieht gar nicht so schrecklich aus«, sagte Vivi. »Und ich dachte, er wäre viel älter. Ist er eigentlich verheiratet?«
    »Er sieht sogar richtig gut aus«, stimmte Sonja zu. »Ein bisschen wie George Clooney. Eigentlich gar nicht unsympathisch.«
    »Das täuscht«, sagte Carla. »Er ist ein Arsch, hab ich Recht, Hanna?«
    Ich antwortete nicht, sondern beobachtete fasziniert, wie anmutig sich Birnbaums blonde Begleiterin auf dem Barhocker niederließ. Das musste der Neid ihr lassen: Ihre Beine waren deutlich länger als die des Hockers.
    »Ich brech ab«, stieß Carla hervor. »Wisst ihr, wer das ist?«
    Wir wussten es nicht.
    »Das. Ist. Annika. Fredemann«, sagte Carla, wobei sie bei jedem Wort mit der Faust auf den Tisch schlug.
    »Wer?«, fragten Vivi und Sonja gleichzeitig.
    »Annika Fredemann, die Tochter vom Verleger«, wiederholte Carla ungeduldig.
    »Der hat seine Tochter nach eurer Zeitschrift genannt?«, fragte Vivi verblüfft.
    »Blödsinn!«, rief Carla aus und setzte mit gedämpfter Stimme hinzu: »Er hat die Zeitschrift nach der Tochter benannt. Das ist eine Macke von Fredemann: Er benennt alle seine Zeitschriften nach den Frauen in seinem Leben. Penelope , Belinda und Dolly  – alles Namen von Fredemanns Exfrauen. Es gab sogar mal eine Handarbeitszeitschrift namens Regina , so hieß nämlich seine Mutter!«
    »Und nach wem hat er TV Durchblick benannt?«, kicherte Sonja.
    »Dieser gewitzte Birnbaum«, knurrte Carla. »Macht sich an die Tochter des Oberchefs heran. Jetzt wissen wir auch, wieso der plötzlich aus dem Nichts bei uns aufgetaucht ist und die gute alte Zimperich in Rente geschickt
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